Die vorliegende Bearbeitung des Projektes konnte das städtebauliche Konzept stärken und die projektspezifische Maßstäblichkeit der Baumassenverteilung weiter unterstreichen. Was städtebaulich sorgsam angelegt ist, bildet sich auch in der durchgehend klaren Strukturierung des inneren Aufbaus ab. Dies ist für Patient*innen, medizinisches Personal und Besucher*innen von erkennbarem Wert.
Neben funktioneller Klarheit sind Tageslichtführung, Orientierungsmöglichkeit und hohe Aufenthaltsqualitäten im Innen- und zugeordneten Außenraum unabdingbare Voraussetzungen für Patient*innen, Nutzer*innen und Besucher*innen einer zeitgemäßen Klinik. Dies löst das Projekt mit hoher Qualität ein. Zudem verfügt es in Konzeption und Organisation über eine gute Robustheit, um gewisse Defizite in Detailaspekten der Verkehrslösung und der Betriebsorganisation in einer weiteren Bearbeitung lösen zu können. In der Überarbeitung des Projektes sind die Empfehlungen des Preisgerichts aus der Wettbewerbsstufe_1 großteils eingeflossen. Das Projekt liegt, ableitbar aus den Flächenkennzahlen, in einem sehr wirtschaftlichen Bereich. Fassaden wurde vertieft bearbeitet, allerdings können sie nicht vollumfänglich überzeugen Die weitere Planung sollte auf die spezielle Situation im Kreuzungsbereich Hermesstraße und Wolkersbergenstraße, den Sockelbereich und auf die Klärung der Materialität eingehen. Die Innen-Außen-Beziehung und Durchlässigkeit zwischen Innen- und Außenraum sind weiter zu stärken. Das geschwungene Element der Erschließungshalle wirkt in der Weiterführung des abgekoppelten Bauteil 0 als „aufgesetzt“.
Freiraum: Die insgesamt hohe Qualität der Arbeit erfährt in der freiräumlichen Konzeption keine Entsprechung. Die schematischen Überlegungen entziehen sich einer der Arbeit adäquaten Bewertung. Dennoch wird eine robuste Grundstruktur erkannt, deren Potential in einer weiterführenden Planung entsprechend qualitätvoll entwickelt werden kann. Die vertiefte Bearbeitung der Bauminseln am Baukörper wird positiv beurteilt.
Funktionelle Lösung
Die projektspezifischen Weiterbearbeitungsempfehlungen wurden überwiegend umgesetzt. Die Positionierung der Funktionsbereiche zueinander ist grundsätzlich schlüssig und entspricht weitgehend den Anforderungen der Betriebsorganisation. Ebenso stellt die logistische Ausarbeitung eine grundsätzlich sehr gute Grundlage für vertiefte Planungen dar. Die Strukturierung der Pflegestationen und des Stationsverbunds entspricht grundsätzlich den prozessualen Anforderungen und bildet eine gute Grundlage für eine tiefergehende Planung. Die Dimensionierung einiger 2-Patient*innenzimmer scheint hinsichtlich Barrierefreiheit (Wendekreis) nicht optimal, hierauf ist in einer allfälligen weiteren Bearbeitung ein besonderes Augenmerk zu legen.
Die Konzeption des Zentral-OP bildet weitgehend die gewünschten Workflows ab; Verbesserungen insbesondere in Bezug auf die aktuell langgezogene Holding-Area erscheinen in einer Detailplanung umsetzbar.
In der ZNA sind die grundsätzlichen Arbeitsprozesse abgebildet. Allerdings ist die Positionierung der Ersteinschätzung, des Patient*innenservices und der EVA nicht optimal. Die Wegeführung schafft ungünstige Kreuzungspunkte zwischen den Patient*innengruppen und die Positionierung der UB-Räume erschwert die personelle Bespielbarkeit vom Stützpunkt aus.
Mobilität: Die Verkehrserschließung beim Haupteingang ist und bleibt unklar. Das Angebot an Radabstellanlagen im Bereich des Haupteinganges ist zu gering. Im Ladehof befindet sich eine Ausfahrtsrampe der Tiefgarage. Diese steht in Konflikt mit den Fahrbewegungen des Ladehofes und ist aufgrund der Höhenlage in der Längenentwicklung zu hinterfragen. Es ist anzunehmen, dass die Rampe nicht wie dargestellt umgesetzt werden kann. Die Rampe ist allerdings nicht zwingend für die Erschließung erforderlich und kann ggf. aufgelassen werden. Der Anschluss des Ladehofes an die Hermesstraße kann nicht beurteilt werden, erscheint aber umsetzbar. Die Struktur der Zentralen Notaufnahme erscheint gut, aufgrund der Darstellung ist eine Beurteilung der Befahrbarkeit allerdings nicht möglich. Die Garagenrampe ist im Grundriss nur im Garagengeschoss dargestellt. Es bleibt offen, ob Konflikte zwischen der Rampe und den Nutzflächen im Erdgeschoss vorhanden sind.
Nachhaltigkeit und Energieeffizienz
Zur Vermeidung von CO2-Emissionen wird die Verwendung von Hohlkörperdecken vorgeschlagen. Der Einsatz von Aluminium (in Holzoptik) zur Fassadengestaltung wird kritisch gesehen. Es wird angeregt, weitere Möglichkeiten zur Vermeidung von CO2 zu prüfen und die Kreislauffähigkeit zu verbessern. Das Projekt weist in den berechneten Klimaindikatoren gute Werte auf und bieten eine gute Basis, um die vorhandenen Qualitäten in einer weiteren Bearbeitung zu verbessern. Dies betrifft den Windkomfort, den thermischen Komfort und die Optimierung des Regenwassermanagements in Richtung Nullabfluss.
Die großzügig geschnittenen Innenhöfe weisen ein geringes Überwärmungsrisiko auf. Es wird dennoch empfohlen, dies in einer weiterführenden Planung zu überprüfen. Der empfohlene Einsatz von Fassadenbegrünungen wurde im Zuge der Überarbeitung aufgegriffen und auch bau- sowie vegetationstechnisch überzeugend dargestellt. Der wirkungsvolle Einsatz sowie eine entsprechende Detaillierung ist in einer weiterführenden Planung durchzuführen.
Wirtschaftlichkeit in Errichtung, Betrieb und Erhaltung
Das günstige Verhältnis der BGF zu NF ist offensichtlich das logische Ergebnis der klaren Grundkonzeption. Das Projekt hat eine vergleichsweise geringe Bruttogrundfläche. Die Einhaltung des Kostenrahmens erscheint möglich. Die öffenbaren Fenster ermöglichen eine natürliche Belüftung. Die Fassaden der Bauteile oberhalb des Sockels sehen einen Wartungsgang je Geschoss vor. Die Reinigung, Pflege und Wartung der Fassadenelemente wird somit erleichtert.
Das Energiekonzept ist gut und schlüssig dargestellt. Gute Wärme- und Feuchterückgewinnung der Lüftungsanlagen. Die Befeuchtung der Lüftungsanlagen über Elektroden-Dampfbefeuchter ist sehr energieintensiv; energieeffizientere Lösungen sind für klinischen Bereich verfügbar.