Offener Wettbewerb | 09/2013
Erweiterungsbau fĂŒr den UN Campus
Ansicht vom Rhein
Anerkennung
Architektur
Architektur
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Verfasser:
Martin Hochrein, Gonzalo Cano Pintos, Alfonso Cano Pintos, Alfonso Cano Pintos
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Mitarbeitende:
Landschaftsarchitektur
ErlÀuterungstext
Stadt, Ort, MaĂstab, Proportion und Erscheinung des GebĂ€udes sind die bestimmenden Faktoren fĂŒr die Entwicklung des Projektes auf der stĂ€dtebaulichen Ebene; FlexibilitĂ€t, Raum und Nachhaltigkeit sind es auf der baulichen Ebene.
Bonn ist eine horizontale Stadt, die geprĂ€gt ist durch ihre Flusslandschaft mit grĂŒnen Ufern. Punktuell ragen vertikale GebĂ€ude wie der âLange Eugenâ mit gut110 m, der Posttower mit einer Höhe von 165m oder die Scheibe des Kongresszentrums aus dem GefĂŒge.
Das Wettbewerbsgebiet selbst ist nicht nur fĂŒr die Entwicklung der deutschen Demokratie nach dem 2. Weltkrieg von ĂŒberragender Bedeutung. Auch wegen seiner exponierten Lage inder Stadt am Rheinufer, seinergroĂen Signifikanz fĂŒr die jĂŒngere Baugeschichte Deutschlandsund nicht zuletztaufgrund seines Parkcharakters ist dieser Ort mit gröĂter SensibilitĂ€t zu behandeln.
Ziel muss es also sein, die beachtliche Baumasse des Neubaus dem Ort angemessen in das Vorhandene einzufĂŒgen und zum selbstverstĂ€ndlichen Bestandteil derStadtsilhouette Bonns sowie des UN Campus werden zu lassen.
Konzept StĂ€dtebau und Denkmalschutz â Bestandteil der Landschaft
Ausgehend von einer detaillierten Analyse verschiedenerBlickwinkelauf das GrundstĂŒck, entwickelt sich ein in seiner Position, Kubatur und MaĂstĂ€blichkeit genau bestimmter vertikalerBaukörper. Dieses schlanke, kristalline, mit seiner Schmalseite von nur gut 10 m zum Wasser hin ausgerichtete GebĂ€ude fĂŒgt sich in das bestehende horizontal-vertikale StadtgefĂŒgeein.Der Protagonismus des Wahrzeichens von Bonn, der âLange Eugenâ bleibt aufgrund der Höhe des Neubaus von ca. 70 m erhalten.
Eine fragmentierte, kristalline FassadenoberflĂ€che im Zusammenspiel mit der geknickten GebĂ€udeform verleiht dem Körper Leichtigkeit. Diese OberflĂ€che aus Edelstahl und Glas mit genau bemessenem Reflektionsgrad spiegelt Himmel, die umgebende Stadt-, Fluss- und Parklandschaft in verschiedenen Schattierungen wieder und entmaterialisiert dadurch den GebĂ€udekörper. Das GebĂ€ude âtarntâ sich und wird somit, vergleichbar den GebĂ€ude in den GemĂ€lden von Lyonel Feininger, visueller Bestandteil seiner Umgebung und der momentanen Lichtsituation. Gleich demBlick durch ein Kaleidoskop Ă€ndert der Bau je nach Standpunkt, LichtverhĂ€ltnisse und Jahreszeit seine physische Erscheinung, bleibt aber immer integrative Komponente seiner Umgebung.
Der Knick in der Fassade bewirkt, dass der Betrachter das GebĂ€ude nie als ganze Scheibe wahrnehmen wird. Durch diesen Falz und den daraus resultierenden unterschiedlichen LichtverhĂ€ltnissen steht ein Teil der Fassade stĂ€rker im Vordergrund, der andere Teil rĂŒckt in den Hintergrund.
Die Entmaterialisierung des Körpers sowie die Position des Neubaus im Park ist auch im Zusammenhang mit der unmittelbaren Umgebung des UN Campus und seiner Bebauung zu sehen. Der Baukörper nimmt sich soweit als möglich zurĂŒck und belĂ€sst die Sicht auf die existenten ehemaligen RegierungsgebĂ€ude. Auf Ebene des Parks wird durch das weitgehende Freilassen der Erdgeschosszone der Blick nicht verstellt. SĂ€mtliche denkmalgeschĂŒtzte Bestandsbauten, auch auĂerhalb des eigentlichen Campus, behalten ihre Wichtigkeit und PrĂ€senz im StadtgefĂŒge.
Durch die Positionierung des Neubaus vis-Ă -vis des âLangen Eugensâ spannt sich zwischen diesen beiden Polen ein grĂŒner âHofâ auf, der die solitĂ€ren BestandsgebĂ€ude des Campus sowie das Alte Abgeordnetenhochhaus einbezieht und zu einem Ensemble formt. Zwischen den GebĂ€uden entsteht ein unter freiem Himmel gelegener Aufenthaltsraum von höchster QualitĂ€tfĂŒr die UNO-Mitarbeiter. Auch das denkmalgeschĂŒtzte Ărztehaus kann erhalten und umgenutzt werden. Der respektvolle Umgang mit dem geschĂŒtzten Bestand ist dem Projekt zu Eigen.
Park â der grĂŒne Campushof
Das grĂŒne Flussufer mit sorgsam eingestreuten GebĂ€uden soll sich in Zukunft wieder bis zum Stadtzentrum hin erstrecken. Aus diesem Grunde wird das BehelfsgebĂ€ude am östlichen Rand abgerissen und die FlĂ€che mit Platanen und Linden bepflanzt.
Ăbergeordnetes Ziel ist es jedoch, den schĂŒtzenswerten Park als das ortsprĂ€gende Element in seiner Beschaffenheit und als Raum zu erhalten bzw. wiederherzustellen.
Der Neubau selbst ruht daher in seiner Gesamtheit auf nur zwei Auflagerpunkten zwischen denen sich lediglich das pavillonartige, glĂ€serne Foyer aufspannt. Das eigentliche GebĂ€ude schwebt ĂŒber dem Park und minimiert so seinen Abdruck auf ein Minimum. Dadurch wird die KontinuitĂ€t des GrĂŒnraums hin zum ehemaligen Plenarsaal gewĂ€hrleistet, der Park bleibt als Ganzes - auch vom Rheinufer her - erfahrbar.
Aus der Absicht heraus sÀmtliche BÀume des Gartens zu erhalten, adaptiert die Form des Neubaus die Position der BestandsbÀume. Zugleich wird damit eine optimale Ausrichtung des Baukörpers erreicht.
Der zwischen den GebĂ€uden entstehende grĂŒne âCampushofâ wird von einem Wandelgang aus einer leichten Stahlkonstruktion durchzogen, der die einzelnen Baukörper barrierefrei miteinander verbindet. In diesem Park laden Sitzgelegenheiten zum Verweilen oder Kommunizieren unter den Kronen der BĂ€ume ein und machen diesen Raum zum zentralen Treffpunkt auf dem Campus. Die befestigten neuen Wege sowie eine Möglichkeit zur Anlieferung an den Neubau werden gepflastert, die Versiegelung ist somit minimiert. Ziel ist es die Eingriffe auf das nötigste zu reduzieren und den Park in seiner Erscheinung so zu erhalten wie er ist, bzw. wo nötig âreparierendâ einzugreifen.
Neubau - Innere und Ă€uĂere Landschaft
Oberstes Ziel ist es, wie schon erwĂ€hnt, den Abdruck des GebĂ€udes im GrĂŒnraum des Parks zu minimieren. Der sich zwischen den drei einzigen Auflagerpunkten des GebĂ€udes, den zwei StĂŒtzen und dem expressiv geformten Treppenkern, definierende glĂ€serne âPavillonâ des Foyers ist Bestandteil des Gartens. Die reflektierende, fragmentierte Decke und der reflektierende Boden spiegeln die Landschaft des Parks wieder und tragen das GrĂŒn der Umgebung in den Raum. Ein Spiel von Bildern dieser kĂŒnstlichen inneren Landschaft und der Ă€uĂeren Landschaft entsteht. Die Grenzen zwischen Innen und AuĂen verschwimmen, die KontinuitĂ€t des Parkraums ist gewĂ€hrleistet.
ĂuĂere Landschaft und Innere Landschaft ist auch das Thema fĂŒr die Ausformung der InnenrĂ€ume. Dies wird bereits im weit auskragenden 1. Obergeschoss deutlich, wo sich der Konferenzbereich befindet, sowie in den darĂŒber liegenden Archivbereichenmit SonderflĂ€chen. Vor allem zeigt es sich aber in den ĂŒbrigen Geschossen, wo sich die BĂŒrosbefinden. Der im Hinblick auf zukĂŒnftige Entwicklungenzentral im GebĂ€ude gelegene, durchformte ErschlieĂungskern suggeriert die Absicht einer âBĂŒrolandschaftâ. Diese BĂŒrolandschaft soll, bei voller FlexibilitĂ€t bezĂŒglich der nutzergerechten Zonierung, jenseits des Systems des stringenten Mittelbereiches RĂ€ume schaffen, die ein modernes jedoch rĂ€umlich ansprechendes Konzept zum Arbeiten offerieren. Diese innere Landschaft bietet RĂ€ume, die sich verengen, öffnen, Bereiche abgeschlossener Zellen ermöglichen sowie Zonen der Kommunikation und des sich Treffens beinhalten. Alle RĂ€ume stehen dabei in Bezug mit der imposanten Ă€uĂeren Landschaft des Rheins und der Stadt Bonn. Das Dach ist der Haustechnik und dem Tagwerk vorbehalten.
Das GebĂ€udesystem ist auf absolute FlexibilitĂ€t bezĂŒglich zukĂŒnftiger Anpassungen ausgelegt. Dies wird möglich durch das Tragwerkkonzept (siehe auch Kapitel Tragwerk) und die Auslegung auf ein Raster von 1,25 m und Vielfachen, in dem sich die Fassade, die haustechnischen Installationen, sowie Bodentanks und Beleuchtung etc. bewegen.
Die GebĂ€udestatik erlaubt einen durchgehenden Raum, der ganz nach Bedarf, mittels GlaswĂ€nden oder durch LeichtbauwĂ€nde in BesprechungsrĂ€ume, Einzel-, Doppel- und GruppenarbeitsplĂ€tze aufgeteilt werden kann. Die Lastabtragung erfolgt dabei ĂŒber platzsparende vertikale ZugbĂ€nder. Die dargestellte Lösung zeigt eine mögliche Variante, sie kann jedoch nach Bedarf frei modifiziert werden. Open Space Bereiche, mit ihren Möglichkeiten zur bedarfsabhĂ€ngigen Zonierung, in Kombination mit ZellenbĂŒros verschiedener GröĂe, bewirken eine hohe FlĂ€cheneffizienz mit genĂŒgend Raum fĂŒr zukĂŒnftige VergröĂerungen der Mitarbeiterzahl (> 400). VerkehrsflĂ€chen können in dieser Konstellation bei der vorliegenden BrandabschnittsgröĂe von unter 400 m2 auf ein Minimum reduziert werden und als BĂŒroflĂ€chen genutzt werden.
Die Raumtiefe variiert von gut 10 m an den Stirnseiten bis hin zu 15m im Bereich des Kerns. Eine optimale Belichtung mit Tageslicht ĂŒber die zweischalige Glasfassade mit auĂenliegendem Sonnenschutz ist gewĂ€hrleistet.
SĂ€mtliche Bestimmungen zu Brandschutz und Entfluchtung fĂŒr Bauten bis 60 m Höhe nach SBauVO NRWsind in die Konzeption integriert.
Ansicht vom Rhein
Lageplan
1. MaĂstĂ€blichkeiten am Ufer des Rheins
Querschnitt
2. Situation Nacht. Angemessene MaĂstĂ€blichkeit
LĂ€ngsschnitt
3. Skyline aus der Ferne
Ansicht vom Park
4. Integration in die Flusslandschaft des Rheins. Blick vom Zentrum
Ansicht vom Bundestag
Lageplan
Grundrisse Foyer und Konferenzbereich
Foyer
LĂŁngsschnitt
Grundrisse BĂŒros
Querschnitt
Spiegelung der Landschaft
Konstruktiver Schnitt Fassade
Konstruktiver Schnitt
Foyer
Vom Park her
Blick auf den Haupteingang
INTEGRATION DES GEBĂUDES IN SEINE UMGEBUNG DURCH DESKOMPOSITION DER LICHTSITUATION IN DER FRAGMENTIERTEN HAUT