Nichtoffener Wettbewerb | 08/2019
Neubau der Unternehmenszentrale Leipziger Stadtwerke Campus Südost
©Dohle + Lohse Architekten / chora blau Landschaftsarchitektur
Perspektive Haupteingang
1. Preis
Dohle + Lohse Architekten GmbH
Architektur
ModellArchitektur Trixi Schulz
Modellbau
Erläuterungstext
Mit der Lage der beiden neuen Gebäude entsteht für die Verwaltung der Leipziger Stadtwerke im Zentrum des Gesamtareals ein sich zusammenfügender, blockartiger Gebäudekomplex. Dieser wird im Außenraum durch Materialität und Ausstattung über eine eigene Gestaltungssprache in Form eines einheitlichen Passepartouts gegenüber den übrigen Betriebsflächen hervorgehoben und als zentraler Ort ausgebildet. Durch die Anordnung der Gebäude entsteht im Inneren des Blocks die als Platz aufgeweitete Campus-Mitte, auf die die jeweiligen Hauptzugänge der Gebäude ausgerichtet sind. Die Campus-Mitte wird als zentraler Aufenthaltsort und Treffpunkt entwickelt, der Empfangsraum für Ankommende und Besucher ist sowie Platz schafft für gemeinsame Pausen und erholsames Beisammensein der Mitarbeiter.
Mit der Gestaltung der Außenanlagen wird der Charakter von Industriearealen aufgenommen und neu inszeniert. Neben den typischen Belagsarten und Ausstattungselementen wird der Aspekt ruderal aufkommender Vegetation kultiviert und aufgewertet.
Der als Passepartout bezeichnete Rahmen der Campus-Mitte ist geprägt von einem einheitlichen Belag aus großformatigen Betonplatten die von unterschiedlich fluchtenden Asphaltfugen durchzogen wird. Aus dieser einheitlichen Fläche sind auf dem zentralen Platz sowie in den Höfen Intarsien aus Platzflächen, Rasen- und Wiesenfeldern, Baumhaine, Terrassen und Tennen herausgeschnitten, die Ihr eigenes Gestaltungsspiel entfalten und als Treffpunkte- bzw. Rückzugsorte dienten.
Der Hof des neuen Verwaltungsgebäudes ist den Mitarbeitern und gewidmet und kann zudem für interne Veranstaltungen genutzt werden. Ein Hain aus Robinien, Birken, Götterbäumen und Eschen bildet ein Vegetationsraum, der am Boden durch Wiesenflächen aus Ruderalfluren sowie Rasenflächen mit Terrassenfeldern geprägt wird. Die im Raster angeordneten Bäume des Hains sind mit unterschiedlicher Neigung schräg gepflanzt, wodurch eine Formation „tanzender Bäume“ entsteht, die durch die verschiedenartiger und die unterschiedlichen Größen zusätzliche Lebendigkeit erzeugt. Es entsteht ein „kultivierter Wildwuchs“, der durch die gezielte Mahd der sich selbst versamenden Wiesenflächen den Anteil der pflegeleichten Flächen erhöht. Die Platzfläche der Campus-Mitte wird räumlich durch das Foyer In den Hof des östlichen Verwaltungsgebäudes hineingezogen und bildet neben dem Baumhain eine vielseitig nutzbare Terrassenfläche, in dessen Mitte die historische Betriebslok ihren Platz findet.
Beurteilung durch das Preisgericht
Die vorgeschlagenen dreigeschossigen Gebäude fügen sich wohltuend maßstäblich in die vorhandene Bebauung ein und ergänzen diese auf unprätentiöse aber eigenständige Weise. Elegante, horizontal gelagerte Ziegelfassaden mit langrechteckigen Fenstern und sensibel integrierter Beleuchtung der Gesimsbänder prägen die Straßenfronten, während die Fassaden beider Innenhöfe in Glas aufgelöst werden. Die deutlich überhöhte Attika formuliert einerseits einen eindeutigen oberen Gebäudeabschluss, andererseits ist sie in der Lage technische Aufbauten der Dachlandschaft zu verbergen.
Die gewählte Architektursprache im Duktus der ehemaligen industriellen Standortnutzung erscheint angemessen, wenn auch der Einsatz von Recyclingziegeln fragwürdig erscheint. Jenseits aller modischen Attitüden entsprechen die dargestellten Fassaden in hohem Maße dem Bild einer zeitgemäßen Zentrale der Leipziger Stadtwerke. Die Hauptzugänge beider Baukörper sind folgerichtig an der Hauptachse zum Campus-Mitte ausgerichtet.
Die innere Struktur ist konsequent und übersichtlich ringförmig angeordnet und über präzise platzierte Kerne erschlossen. Die vorgeschlagene Grundrisskonzeption verspricht die Organisation einer flexiblen, hocheffizienten und zukunftsfähigen Arbeitswelt. Die Gestaltung der Freiräume entspricht der konsequent, gradlinigen Architektur und liefert eine sehr gute Grundlage zur langfristigen Entwicklung des Gesamtcampus. Die kalkulierten Baukosten liegen im unteren mittleren Bereich und versprechen damit eine wirtschaftliche Realisierung des Projektes.
In seiner Gesamtheit stellt der Wettbewerbsbeitrag eine hervorragende Lösung zur gestellten Aufgabe dar. Die Arbeit trägt aus Sicht der Stadtwerke in besonderer Weise zum gewünschten Campusgedanken bei und verspricht ein hohes Maß an Identifikation.
©Dohle + Lohse Architekten / chora blau Landschaftsarchitektur
©Dohle + Lohse Architekten / chora blau Landschaftsarchitektur
Perspektive alt/neu außen
©Dohle + Lohse Architekten / chora blau Landschaftsarchitektur
Perspektive alt/neu außen
©Dohle + Lohse Architekten / chora blau Landschaftsarchitektur
©Dohle + Lohse Architekten / chora blau Landschaftsarchitektur
Perspektive Haupteingang
©Dohle + Lohse Architekten / chora blau Landschaftsarchitektur
©Dohle + Lohse Architekten / chora blau Landschaftsarchitektur
Gesamtareal
©Dohle + Lohse Architekten / chora blau Landschaftsarchitektur
©Dohle + Lohse Architekten / chora blau Landschaftsarchitektur
Platzdetail
©Dohle + Lohse Architekten / chora blau Landschaftsarchitektur
©Dohle + Lohse Architekten / chora blau Landschaftsarchitektur
Innenraumperspektive
©Dohle Lohse Architekten / chorablau
Perspektive Bestand /Neubau