modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 01/2020

Verdichtung des Kreishausareals in Gummersbach

Anerkennung

Preisgeld: 7.500 EUR

hmp Architekten Allnoch und Hütt GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Entwurfs- /Architekturkonzept

Leitidee & Entwurfskonzept
Die Ursprungsidee von 1999 wird fortgeführt.
Die Gebäude Moltkestraße 36-40, Am Wiedenhof 5, die Altbauten II-IV sowie die Kantine wer-den abgerissen, um den 1. Bauabschnitt realisieren zu können. Die Leitidee des Entwurfs ist die sinnvolle Ergänzung des Bestandes zur Erzielung eines kompakten Gesamtvolumens mit maximaler Erschließungslogik, ausgehend von der jetzigen Eingangshalle.
Die zentralen Elemente der Kreishausarchitektur werden aufgegriffen. Das Hochhaus erhält einen Zwilling, das Gebäude A. Der anschließende Rundbau wird ergänzt durch weitere parallel verlaufende Rundsegmente. Gebäude B schließt an das Zwillingshochhaus an. Gebäude C entwickelt sich im weiteren Verlauf zur baulichen Fassung der Moltkestraße.
Die neuen Gebäude sind durch lichtdurchflutete Brückenbauten auf Erdgeschossniveau zentral ausgehend von der Eingangshalle des Rundbaus auf kurzem Weg barrierefrei erschlossen. Die Ursprungskonzeption der Gesamtverwaltung unter einem Dach wird auf gleichermaßen einfache wie intelligente Weise konsequent weiter verfolgt.

Städtebauliche Einbindung
Die Moltkestraße wird baulich gefasst durch das zur Straße niedrig gehaltene 3-geschossige Gebäude C. Die Rundung des Gebäudes erschließt eine neue Platzaufteilung hin zum Rundbau. Der neue Platz führt zum bestehenden Haupteingang. Die vorhandene Treppenanlage wird je-doch abgebrochen zugunsten einer großzügigeren Eingangssituation.
Das neu geschaffene Hochhaus, Gebäude A, bildet eine städtebauliche Ergänzung zum Bestand und löst die architektonisch unbefriedigende „Rückseite“ auf. Die undifferenzierten Altbauten II-IV werden ersetzt durch eine neue klare Raumkante Die Gebäude C und B schließen in geschwungener Linie, passend zur Topographie das Gebäudeensemble ästhetisch anspruchsvoll und einheitlich ruhig zum Tal hin ab.
Die Abstandsflächenüberschreitungen von Gebäude B und insbesondere Gebäude A an der nordöstlichen Grundstücksgrenze können durch Baulasteintragung oder durch einen B-Plan mit Festsetzung einer Baulinie und Gebäudehöhenfestlegung gelöst werden.

Freiraumplanung
An der Moltkestraße umschließen der Rundbau und das neue Gebäude C, ebenfalls mit der Rundung, einen neuen Platz mit hoher Aufenthaltsqualität und vielfältigen Blickachsen zur neu-en Verwaltung. Zwischen Rundbau und den Gebäuden A-C entsteht der Verwaltungshof auf der Ebene des 2. Gartengeschosses. Der Hof wird freiraumplanerisch gestaltet und bietet den Mitarbeitern einen geschützten Rückzugsort in den Pausenzeiten. Zwischen Gebäude B und C öffnet sich der Hof zum Tal mit attraktiven Sichtbeziehungen.
Die Dächer der Brückengeschosse werden als Dachterrassen nutzbar gemacht. Vom Sozialraum ausgehend kann bei gutem Wetter dieser Raum auf die Terrasse verlagert werden. Durch die kompakte Bauweise mit möglichst reduziertem Grundstücksverbrauch entsteht auf dem Restareal eine parkartig angelegte Freiraumzone mit der Außenfläche der Kindertagesstätte und den Verbindungswegen zum Parkhaus.

Erschließung
Die Haupterschließung bleibt an bekannter Stelle. Allerdings wird eine neue Windfanganlage errichtet, die in Verbindung mit kleineren Umbauten der angrenzenden Räume die Sicherheits-schleuse möglich macht. Von der zentralen Eingangshalle sind alle alten und neuen Gebäudeteile strahlenförmig erschlossen. Jedes Büro und jede Zone mit anderer Nutzung ist barrierefrei erreichbar.
Der Sitzungsbereich ist zusätzlich über einen separaten Eingang am neuen Kreishausplatz zugänglich. Das Veterinäramt, der Hausmeisterbereich, das Archiv und die Lagerräume erhalten Anlieferungseingänge im Verwaltungshof. Dieser wiederum ist erreichbar über eine Straße, die nordöstlich am neuen Hochhaus entlang führt.
Die Zufahrt zur zweigeschossigen Tiefgarage ist verortet in dem Bereich des Abrisshauses, Am Wiedenhof 5. Von hier aus ist auch die Kindertagesstätte angeschlossen. Die Tiefgaragenzufahrt und die Parallelstraße am neuen Hochhaus werden verbunden durch die Feuerwehrumfahrung.

Funktionalität
Die Flächen zur Drittverwendung befinden sich im neuen Hochhaus. Alle Geschosse haben die Kenngröße von 400 m². Ein getrennter Zugang ist möglich an der Moltkestraße. Die Büroetagen sind komplett durch das Achsmaß von 1,35 m und die Gesamttiefe der Gebäude von 13,60 m nutzbar mit Zellenbüros und offenen Bürowelten.
Der Sitzungsbereich befindet sich an der Moltkestraße im Gebäude C und ist außerhalb der Bürozeiten über einen separaten Eingang zu erreichen. Der Sozialbereich ist ebenfalls im Gebäude C angesiedelt und verfügt über einen direkten Zugang zur Dachterrasse.
Der ruhende Verkehr ist in zwei Bereichen untergebracht. Die beiden Tiefgaragengeschosse unter Gebäude B und C fassen 60 Besucherparkplätze, 10 behindertengerechte Besucherparkplätze, 50 Parkplätze für Dienstfahrzeuge sowie 125 Mitarbeiterparkplätze. Die restlichen 246 Mitarbeiterparkplätze befinden sich im Parkhaus an der Lochwiese.

Materialien / Konstruktion
Die Gebäude werden errichtet als Stahlbeton-Skelettkonstruktion mit Rundstützen in drei Reihen als Fertigteile zur Sicherstellung der flexiblen Raumnutzung. Das Fassadenraster beträgt 1,35 m. Die Fassade ist horizontal gegliedert und wird als transparente Doppelfassade ausgebildet mit einer äußeren Prallscheibe, einem Luftzwischenraum mit Sonnenschutz als Lamellenstoreanlage und einer Innenfassade aus aneinander gereihten raumhohen Holzfensterelementen.
Die Auswahl von Einzelholzfenstern sichert die Genehmigungsfähigkeit. Die Dächer erhalten eine Extensivbegrünung. Die transparente Fassade ermöglicht vielfältige Blickbeziehungen von innen sowie außen und symbolisiert die integrative Arbeitssituation. Die Verwendung von Holz als Innenfassade schafft eine angenehm warme Anmutung und ermöglicht die gewünschte Regionalität. Konsequenterweise haben die Baukörper keine Vorder- und Rückseite, auch die Giebel werden aufgelöst.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit überzeugt durch die Grundidee, den vorhandenen Hochhausturm mit einem zweiten Hochhaus zu ergänzen und in Anlehnung an den Rundbau mehrere Sockelgebäude um das Doppelhochhaus zu legen. Damit ergibt sich die Möglichkeit, das anschließende Gelände Richtung Lochwiese als Freiraum zu gestalten.

Die Verdichtung um die Bestandgebäude führt zu einer übertriebenen Dominanz im Stadtbild, zumal der heutige filigrane Hochpunkt an der Schmalseite mehr als doppelt so breit erschienen wird. Die Leichtigkeit der jetzigen Silhouette wird damit verloren gehen.

Die kompakte Anordnung bietet die Möglichkeit, den Eingangsbereich als zentrales Foyer zu belassen und von dort aus einen klare Struktur der inneren Ämter zu gewährleisten. Insgesamt entstehen flexible Bürostrukturen, deren Belichtung überwiegend gut erscheint. Die geschwungenen Flure mit seitlichen Öffnungen können im Hinblick auf die funktionalen Anforderungen und die Belichtung überzeugen.

Sinnvoll erscheint dem Preisgericht auch die vorgeschlagene Lösung zu den Parkierungsanlagen. Eine kleine zweigeschossige Tiefgarage befindet sich unter dem Neubau. Zusätzlich wird ein Parkhaus auf dem Parkplatz Lochwiese angeboten.

Architektonisch zeigt sich das Gebäude wenig ambitioniert. Insbesondere die Fassade des Hochhauses kann das Preisgericht nicht überzeugen.

In Bezug auf die Wirtschaftlichkeit ergibt sich eine schlechte Flächeneffizienz. Die Verkehrsflächen liegen deutlich über dem Durchschnitt. Zwölf Aufzüge belasten zusätzlich die wirtschaftliche Umsetzung und den Betrieb des Gebäudes.

Insgesamt überzeugt der Entwurf durch den mutigen Ansatz des „gedoppelten“ Hochhauses und die Konzentration der Büroräume auf einem kompakten Sockel. Bezüglich der architektonischen Gestaltung und Umsetzbarkeit sieht das Preisgericht jedoch deutliche Schwächen.