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Einladungswettbewerb | 04/2024

Ersatzneubau Maximilianstraße für die Versicherungskammer Bayern in München

Ansicht Maximilianstraße

Ansicht Maximilianstraße

Anerkennung / Ideenteil

LRO GmbH & Co. KG

Architektur

koeber Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

wh-p Ingenieure

Tragwerksplanung

Drees & Sommer SE

Bauphysik, Nachhaltigkeitskonzept

Grauwald Studio Gesellschaft für Architektur und Bild

Visualisierung

Béla Berec Architektur-Modellbau-Gestaltung

Modellbau

Erläuterungstext

Die Maximilianstraße ist eine der städtebaulich bedeutenden Prachtstraßen aus dem 19. Jahrhundert, die erstmals das Grün entlang der Isar mit seinen stattlichen Bäumen in die Stadt hineinholte. Dem geplanten Neubau kommt somit eine besondere Bedeutung als dienender Stadtbaustein Stadtbaustein in exponierter Lage und als Teil des Bauensembles Widenmayerstraße zu.
Weiterbauen! Teil des Orchesters sein! ... diese sind unsere Leitprinzipien, die sich in einer zeitlosen Architektur widerspiegeln. So folgen wir zuallererst konsequent den Baulinien.
Um dem Gebäude den gewünschten repräsentativen Charakter zu verleihen und einen würdigen Vorplatz zu schaffen, schlagen wir einen Arkadengang entlang der Hauptfassade vor. Dieser meistert den kurzen Übergang von draußen nach drinnen und spielt mit historischen Bezügen.

Dachlandschaft
Die gewünschten BGF-Zahlen erfordern ein stattliches Bauvolumen. Dies hat leider Auswirkungen auf die Raumhöhen. Bei alten Stadthäusern meist sehr beeindruckend und wohltuend, wünschte man sich in unserem Fall ein wenig mehr Spielraum.
Mit der Dachform schließen wir zu beiden Seiten direkt an und bauen weiter, wodurch der Block geschlossen werden kann. Den Baulinien folgend ergeben sich hieraus zwei Baukörper, die der Gebäudekante Höhe Sternstraße 3 mit dem Präsidentengarten am richtigen Ort aufeinandertreffen und wohltuend in Bezug auf die städtebauliche Körnung wirken.
Um den Gebäudeblock zu ordnen und Wohngebäude mit dem Hauptgebäude klar zu trennen, gibt es einen verbindenden und trennenden, geschwungenen Baukörper, welcher die Innenhöfe zoniert. Diese sind begrünt und dienen der Gemeinschaft. Der schmale Büroriegel entlang der Sternstraße erhält zur Straßenseite ein ortstypisches Metalldach, welches sich zum Hof hin öffnet, um die Dachgeschossebene vollflächig nutzen zu können. Dieser Gebäudeteil könnte mit der Sternstraße 8 eine eigene Adresse und somit auch einen Eingang, „ein Gesicht“ erhalten. Es würde zu einem Gegenüber des Gründungshauses der Sternstraße 3. Die Maximilianstraße 53 erhält ein robustes Schieferdach, gespickt mit einzelnen Lichtkanonen aus Kupfer. Die Schieferschindeln könnten optional partiell mit Solarschindeln ausgestattet werden, die sich kaum von den anderen Dachflächen unterscheiden.

Architektur
Wir denken den dienenden, repräsentativ-zeitlosen Stadtbaustein hinaus äußerst dauerhaft, robust und reparaturfähig ¬– funktional als äußerst flexibel. Gebäude sind nachhaltig und wirtschaftlich, wenn sie über einen sehr langen Zeitraum einer Nutzung unterliegen. Diesbezüglich basiert alles auf dem gewünschten Raster von 135 cm und folgt klaren, zeitlosen Ordnungsprinzipien. Vertikale Erschließungskerne ordnen und gliedern das Gebäude in flexible Gebäudeteile. Unterschiedlichste Nutzungsszenarien und Mietflächengrößen sind möglich. Alles ist vertikal oder horizontal beliebig erweiterbar.

Funktion, Nutzung
Im EG liegen die repräsentativen, zweigeschossigen Eingangshallen, zur Isarseite hin das Café. Die Arkade vergrößert den Abstand zur Straße, welche sinnvollerweise lediglich als Vorfahrt und Feuerwehraufstellfläche dienen und denselben Belag wie der Platzes erhalten sollte. Hinter den Foyers öffnet sich ein Gewölbesaal als Multifunktionsraum, sowie eine zweigeschossige Ausstellungsfläche mit Galerien im Rundgang. Alle Räumlichkeiten im EG sind für Großveranstaltungen zusammenschaltbar. Die Anlieferung, einfach, praktisch und platzsparend, als Durchfahrt durch den Hof. Die Büroebenen bieten mit den stützenfreien Räumlichkeiten die gewünschte Flexibilität. Im Dachgeschoss findet sich das Konferenzzentrum mit seinen großzügigen Loggien auf der gesamten Fläche zur Maximilianstraße und den fantastischen Ausblicken. Die Säle nutzen das Raumvolumen der Dachform komplett aus und erhalten dadurch eine angemessene, dem Wohlbefinden dienliche Raumhöhe.

Fassadengestaltung
Neben der exponierten Lage und der besonderen Bedeutung als Eckbaustein direkt an der Isar und der Maximiliansbrücke ist aber auch das Ensemble der Widenmayerstraße mit den jeweiligen Fassaden zur Isar hin entscheidend. Die Auseinandersetzung mit dem Maximilianstil, der Materialität, dem Ort, der Stadt München und ihren Baumeistern wie auch Referenzen wie Dogenpalast, Gunnar Asplund, Hans Döllgast oder Josef Wiedemann sind leicht zu erahnen. Ein zeitloses, edles Gebäude soll es sein. Die Vorstellungen der Auslober mit einem repräsentativen Erdgeschoss mit Haupteingängen und Café begründen die Arkade, welche sich als Loggia in anderer Form im Dach, dem Konferenzbereich mit Ausblick wiederfindet. Dazwischen wohlproportionierte Lochfassaden. Auch hier dienen die direkt angrenzenden Bestandsfassaden als Vorbilder – ganz im Sinne des respektvollen Weiterbauens! Vorhandene Gliederungen, Gesimse, Proportionen, Rhythmisierungen wurden aufgenommen und neu interpretiert. Man muss nicht alles neu erfinden, nur genau hinschauen, hat uns schon Le Corbusier gelehrt.

Konstruktion und Material
In Bezug auf die prominenten Nachbarbauten empfiehlt sich für die Hauptfassade ein mit dem Bestandsensemble Maximilianstraße harmonierender, handwerklich bearbeiteter und gemauerter Naturstein, welcher sich farblich in das Ensemble einpasst und die Gebäude so erscheinen lässt, als wären sie schon immer da gewesen.
Den Arkadengang denken wir in hellen, präzisen Betonfertigteilen. Die Fassadenbekleidung der Bürogeschosse darüber, mit den Lochfenstern, könnte in Anlehnung an den historischen Bestand eine diagonale Terrakottabekleidung erhalten. Ein sich daraus ergebendes, schimmerndes Rautenmuster verbindet die Fassade der Obergeschosse in der Horizontalen. Das Dach aus Schiefer, sämtliche Blecheinfassungen aus Kupfer. Für den Büroriegel, die Innenhoffassaden, sowie den Verbindungskörper können wir uns einen Materialwechsel vorstellen. Ein Vormauerung aus Klinker wäre angemessen, gerne aus Recyclingziegeln.

Für die konstruktiven Elemente schlagen wir Recyclingbeton vor, dessen Zuschlagsstoff aus mineralischem Abbruchmaterial gewonnen wurde, in Kombination mit CO2-reduziertem Zement als Bindemittel. Die Gebäudetiefen mit Spannweiten von 13,5 m bis 14,85 m ermöglichen mit materialsparenden Rippendecken stützenfreie Büroräume und somit größtmögliche Flexibilität. Leichtbautrennwände mit Holz- und Glasanteilen ermöglichen die individuell gewünschte Raumeinteilung. Holzaluminiumfester haben sich für Lochfenster bewährt. Für witterungsgeschützte Bereiche wären reine Holzkonstruktionen wünschenswert. In den Erdgeschosszonen wäre eine hochwertige Ausführung aus Bronze schön.

Tragwerk
Für die tragende Struktur wird eine Stahlbeton-Skelettbauweise vorgeschlagen. Diese basiert auf einem einheitlichen Basisraster, welches bis zur Tiefgarage und damit zur Gründung konsequent eingehalten wird. Somit wird ein direkter und wirtschaftlicher Lastabtrag sichergestellt.
Die Geschossdecken sind als ressourcenschonende Rippendecken konzipiert und spannen stützenfrei über die gesamte Riegelbreite. Sonderräume im EG erhalten eine Beton-Kappendecke. Die Spannweite beträgt ca. 14 m, die Bauhöhe des statisch wirksamen Querschnitts beträgt 60 cm. Die CO2 Bilanz zeigt, dass die Rippendecke vergleichbar ist mit einer Holz-Hybrid-Decke, jedoch im Vergleich ohne Verbundwerkstoffe auskommt und sortenrein ist.
Als Gründung wird eine Flachgründung vorgeschlagen, die UG-Wände sind in WU-Bauweise konzipiert und können in der Baugrube ohne Arbeitsraum gegen den Verbau hergestellt werden. Das Dachtragwerk ist in sortenreiner Holzbauweise konstruiert.

Freiraum
Im Innern und somit in den Höfen, ist das primäre Ziel, möglichst viel Grün und damit viel Verdunstungsfläche zu schaffen. Die Gestaltung orientiert sich am Duktus der historischen Grünanlagen entlang der Isar und vermittelt das Bild eines Gartens. Der grüne Eindruck wird durch eine intensive Fassadenbegrünung am geschwungenen Verbindungsbau unterstützt und das intensive Grün zieht sich darüber hinaus bis über das Dach. Im Skulpturengarten an der Sternstraße wird vorsichtig und mit Rücksicht auf die Baumwurzeln ein unbefestigter Rundweg angelegt, damit die Skulpturen aus unterschiedlichen Perspektiven wahrgenommen und Verweilmöglichkeiten angeboten werden können. Der schüttere Rasen wird durch eine Flächenpflanzung, welche dem Wurzeldruck der alten Bäume besser standhält, ersetzt. Über die Frühlingsgeophyten, die Stauden aus dem Lebensbereich des Gehölzrands, die Schattengräser und Farne verändert der Garten im jahreszeitlichen Verlauf stetig sein Bild und wird damit einladender und freundlicher. Tropfschläuche helfen den Jungpflanzen sich gegen den Konkurrenzdruck der Bäume zu etablieren.

Energetische Aspekte, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit
Die Dachflächen an der Sternstraße dienen fast vollflächig zur Platzierung von Photovoltaik – und/oder Solarthermie Elementen. Selbstverständlich befindet sich darunter ein Gründach mit Rigolen zur Wasserspeicherung bzw. Regenrückhaltung. Mehrere Be- und Entlüftungsanlagen für die einzelnen Büroeinheiten erscheinen aufgrund der Gebäudegeometrie sinnvoll. Zusätzlich kann jeder Raum über Fenster gelüftet werden. Querlüftung und freie Nachtauskühlung sind möglich. Die Sonderräume erhalten separate Lüftungsanlagen. Die massiven Decken dienen als Speichermasse. Das Gebäudevolumen weist ein günstiges A/V-Verhältnis auf.
Für die Heizperiode ist eine Wärmeversorgung über Geothermie-Bohrungen im Innenhof (Erdwärme), sowie eine reversible Wärmepumpe, unterstützt durch Solarthermie, vorgesehen.
Der Dämmstandard wird auf das Niveau eines Passivhauses angenähert. Es ist das höchste Zertifikat - LEED Platinum vorgesehen, ebenso wie ein Inbetriebnahme-Management, das die späteren Nutzer des Gebäudes aktiv einbindet.
Die klassische, kompakte Bauweise, sowie die flexible Organisation des Grundrisses, bei welcher Innenwände leicht zu entfernen oder zu versetzen sind, ermöglicht eine langfristige Nutzungsflexibilität.

Beurteilung durch das Preisgericht

Ideenteil
Der Baumbestand im Präsidentengarten wird erhalten und der Garten durch eine dezente Durchwegung mit radialen Sitzbänken zurückhaltend erschlossen. Dies entspricht dem sensiblen Grünraum und wird positiv bewertet.
Die Schaffung einer gebäudenahen Außenfläche für das Café an der Ecksituation Maximilianstraße / Widenmayerstraße mit Blick auf die Isar stellt eine gelungene Maßnahme dar. Die davor liegende große Grünfläche wird durch einen breiten rechteckigen befestigten Platz in zwei Teile geteilt, was die Adressbildung stark unterstützt. Die Bezugnahme auf die benachbarten historischen Balustradenmauern durch neue Sitzkanten wird positiv angemerkt. Die gewählte Position für eine moderne Skulptur wird hingegen kritisch diskutiert. Hier erscheint jedoch der Eingriff im Hinblick auf die Wurzelbereiche des Baumbestands zu stark und die befestigte Fläche als zu groß dimensioniert.
An der Isarpromenade sind Veränderungsmaßnahmen nicht erkennbar bzw. werden vermisst.
Ansicht Maximiliansbrücke

Ansicht Maximiliansbrücke

Ansicht Sternstraße

Ansicht Sternstraße

Hofsituation

Hofsituation

Bürogeschoss

Bürogeschoss

Lageplan

Lageplan

OG 3

OG 3

OG 5

OG 5

Querschnitt Bestand Sternstraße

Querschnitt Bestand Sternstraße

Längsschnitt Maximilianstraße

Längsschnitt Maximilianstraße

Fassadenschnitt

Fassadenschnitt