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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2024

Neubau Feuerwehrhaus in Weeze

Außenperspektive

Außenperspektive

2. Preis

Preisgeld: 16.000 EUR

ATELIER 30 Architekten GmbH

Architektur

RenderAtelier

Visualisierung

Erläuterungstext

Städtebauliche Entwurfsidee / funktionaler Leitgedanke

Das städtebauliche Konzept für den Entwurf des neuen Feuerwehrhauses der Gemeinde Weeze sieht einen winkelartigen Entwurf vor, der zum einen durch seine markante Prägung seines Kopfbaues hin zum Fährsteg bzw. zum Gemeindezentrum städtebaulich prägend ist.
Der erhöhte Kopfbau bildet durch seine Auskragung die neue Adresse und den Haupteingang des Feuerwehrhauses. In westlicher Richtung des Haupteinganges werden die Besucherstellplätze sowie 8 Alarmplätze vorgeschlagen. 38 weitere Alarmplätze sind entlang des Wirtschaftshofes angeordnet.
Im Bereich des Fährsteg lässt ein Einschnitt in der Fassade spannende Einblicke in die Fahrzeughalle zu. Der sich zum Grünzug öffnende Wirtschaftshof als multifunktionale bespielbare Fläche befindet sich im ruhig gelegenen nordwestlichen Bereich des Grundstückes. Im nördlichen Bereich befinden sich der Übungsturm, die Übungsfläche für die Jungfeuerwehr sowie ein überdachter Aufenthaltsbereich. Einen wesentlichen Aspekt des Entwurfes bildet die optimale Einbettung der Funktionsabläufe für die Feuerwehr im städtebaulichen Kontext des Wettbewerbgrundstückes wie der der reibungslose Ablauf der Alarmausfahrt im östlichen Grundstücksbereich. Auf Grund der hohen funktionalen Anforderung des Feuerwehrhauses entstand eine städtebauliche Figur, welche folgende Kernpunkte berücksichtigt:

Räumliche Organisation und innere Abläufe

Erdgeschoss:
Die innere Organisation des Feuerwehrhauses vermittelt eine gute Orientierung und stellt die Funktionsabläufe der Feuerwehr sicher.
Über den Fährsteg betritt man über den Haupteingang in das helle Foyer des Gebäudes, an welchem auch ein multifunktional nutzbarer Raum für die Jugend- und Kinderfeuerwehr angeordnet ist. Ein angrenzendes Treppenhaus mit Fahrstuhl bindet im Eingangsbereich direkt in das Obergeschoss an.
Über den Eingang gelangt man auf kurzem Weg zu den getrennt angeordneten Umkleiden für Damen und Herren mit angegliederten Sanitär und Schwarz- Weißbereiche sowie in den Fitnessraum. Über den Alarmzugang wird dieser interne Bereich auf kurzem Weg über den Wirtschaftshof angeschlossen.
Ebenfalls wird die Fahrzeughalle auf kurzem Weg direkt an diesen Bereich angebunden. In dieser sind die einzelnen Stellplätze der Einsatzfahrzeuge übersichtlich angeordnet. An beiden Seiten im Zu- und Ausfahrtsbereich wird eine überdachte, witterungsgeschützter Zone vorgeschlagen.
Ebenso ist ein entsprechender Stauraum vor der Halle im Bereich der Alarmausfahrt vorgesehen.
Im nördlichen Bereich der Fahrzeughalle wird die Werkstatt mit Blick auf die Fahrzeughalle mit direkter Anbindung an die Lagerflächen und weiteren Nebenräume für z.B. Atemschutzgerätewerkstatt oder Schlauchwäscherei vorgeschlagen. Ein optionaler überdachter Außenbereich für z.B. Gasflaschen oder diverses Ausbildungsmaterial sowie eine Außenwaschfläche für Großfahrzeuge befindet sich in direkter räumlicher Nähe zu diesem Bereich.

Obergeschoss:
Über den Treppenraum mit angegliedertem Fahrstuhl gelangt man in einem kleinen Vorbereich, am welchem sich der Besprechungs-/ Schulungsraum im repräsentativen Kopfbau des Feuerwehrhauses befindet. Im direkten Anschluss an diesem ist eine Küche mit Nebenräumen angeordnet, welche an eine Terrassenfläche hin zum Wirtschaftshof angeordnet ist und von den Feuerwehrleuten an schönen Tagen in Ihren Pausenzeiten genutzt werden kann.
Über den Flur ist ebenfalls die Verwaltung angeordnet. Die Funkzentrale kragt in diesem Bereich wie eine Kanzel etwas in die Fahrzeughalle ein, so dass hier der direkte Blick auf die Einsatzfahrzeuge gegeben ist.

Konstruktion, Materialwahl, Fassade

Die Konstruktion des Neubaus ist in Hybridbauweise geplant, dabei ist das Untergeschoss als STB-Konstruktion angedacht. Für die tragenden Außenwände ist ein Hoch¬lochziegel mit inte-grierter Wärme¬dämmung und einer vorzugsweise aus Recyclingmaterial bestehenden Klinkervorsatzschale vorgesehen.
Die Gebäudeaussteifung erfolgt über die Erschließungskerne und Wandkonstruktionen sowie die scheibenartig ausgeführten Dachflächen.
Die Dachkonstruktionen sind als Holz-Beton-Verbunddecken vorgesehen, wobei die weit gespannten Dachkonstruktionen der Fahrzeughalle aus einem sichtbaren Tragwerk mit BSH-Vollwandträgern (Primär- und Sekundärträger) besteht. Die Anordnung der vorgesehenen PV-Elemente folgt der Tragstruktur der Dächer.
Die Innenräume sind durch verputzte Oberfläche, hell lasierten Holzflächen und Glas geprägt. Im Zusammenspiel robusten Bodenbelägen und einem abgestimmten Farb-Materialkonzept entstehen helle und freundliche Räume, die sowohl eine einfache Kommunikation als auch funktionsorientiertes Arbeiten im Gebäude unterstützen. In den Innenräumen angeordnete Fenster und Glasflächen schaffen Transparenz und einen attraktives und kommunikatives Arbeitsumfeld. Alle Fensterflächen erhalten einen außenliegenden Sonnenschutz.






Beurteilung durch das Preisgericht

Die gewählte städtebauliche Kubatur überzeugt durch die an die Ortsstruktur angepasste sensible Maßstäblichkeit. Der zweigeschossige Kopfbau zum westlichen Ortseingang innerhalb der winkelförmigen Gebäudefigur formuliert eine angemessene, wie städtebaulich klare Geste mit einem großzügigen wie einladenden Eingangsbereich, auch mit sehr guter innerer Orientierung für Ankommende. Am Gelenk zwischen dem Flusspark und vis á vis mit dem Schlosspark stellt der Entwurf sensible Bezüge her.

Der architektonische Ausdruck ist durch einen engen Bezug zum Ortscharakter geprägt, der durch Verwendung von Ziegelmauerwerk gestärkt wird, das im Detail in den Fassadenoberflächen noch differenziert wird. Es gelingt darüber hinaus durch ein subtiles kubisches Spiel innerhalb des baulichen Volumens zurückhaltend, aber präzise Akzente zu setzen, um funktionale Bereiche zu markieren. Beispielsweise werden die direkten Vorzonen der Fahrzeughalle überdacht und der Baukörper im Nordwesten angeschrägt, was die Längenwirkung der Halle dämpft und den Übungsturm freistellt.

Die funktionale Struktur folgt einer klaren Logik aus Ankommen der Einsatzkräfte mit dem PKW über eine westliche Einfahrt, einer übersichtlichen Wegebeziehung der Einsatzkräfte über den multifunktionalen Hofbereich zum nördlichen Alarmzugang. Die lineare Parkierungsreihe zum Grünraum ist unter funktionalen Aspekten nachvollziehbar, wird jedoch zum benachbarten Grünraum kritisch gesehen. Hier werden im Projekt keine Ideen dargestellt, wie diese Situation z.B. durch wirksame freiräumliche Maßnahmen positiv gestaltet werden kann.

Im Inneren werden die Funktionsabläufe im Erdgeschoss aus Umkleiden, Weg zu den Fahrzeughallen, Ablegen der Einsatzkleidung nach Rückkehr, Duschen und wiederum Umkleiden mit Einschränkungen (z.B. Trennungsanforderungen Jungen/Mädchen, etc.) bezüglich des geforderten Programms weitgehend gelöst. Es werden auch Flächen-anforderungen unterschritten.

Die Anordnung der Fahrzeughalle in der Ostflanke mit vorgelagerten Aufstellflächen und angrenzenden Werkstattbereichen ist sehr gut gelungen. Hierdurch kann der Baukörper im Süden näher an den Fährsteg heran gerückt werden, wodurch sich eine qualitätvolle, von Bäumen gesäumte Straßensituation auch für Passant*innen entwickelt. Ob der Ausfahrtswinkel des südlichsten Hallenplatzes ausreichend ist, wäre zu prüfen.

Der im Obergeschoss angeordnete Besprechungsraum mit kleinem Foyer und der nördlichen Terrasse hat sehr hohe räumliche Qualitäten auch für gemeinschaftliche Aktivitäten, die durch schöne Blickbeziehungen in den Freiraum der Niers gestärkt werden.

Das Projekt verspricht durch die maßvolle Kubatur und differenzierte Hybridkonstruktion Wirtschaftlichkeit, die durch eine geeignete Kombination aus passiven und aktiven gebäudetechnischen Maßnahmen gefördert wird.

Das Projekt zeichnet sich durch eine bauliche Komposition mit einer maßvollen Höhenentwicklung, sehr guter innerer Orientierung mit Raumqualitäten sowie eine aus dem Charakter der Gemeinde Weeze abgeleitete, architektonische Gestaltung mit einladendem Gestus der Freiwilligen Feuerwehr aus.
Lageplan

Lageplan

Modellfoto

Modellfoto