Award / Auszeichnung | 10/2019
FIABCI Prix d´Excellence Germany 2019
©wörner traxler richter, Fotos: Frank Blümler
Außenansicht Dämmerung
Haus der Bayerischen Geschichte
DE-93053 Regensburg, Donaumarkt 1
PREISTRÄGER GOLD / KATEGORIE GEWERBE
Architektur
Architektur
Tragwerksplanung
Projektdaten
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Gebäudetyp:
Museen, Ausstellungsbauten
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Projektgröße:
10.900m² (geschätzt)
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Status:
Realisiert
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Termine:
Baubeginn: 01/2015
Fertigstellung: 01/2019
Projektbeschreibung
Haus der Bayerischen Geschichte
Entwurfsziel und Konzeption
In der Wettbewerbsauslobung wurden verschiedene städtebauliche und architektonische Anforderungen formuliert, die sich einerseits aus den Restriktionen des UNESCO Weltkulturerbes und andererseits aus den Anforderungen des musealen Betriebs ergeben. Die Antwort der wörner traxler richter planungsgesellschaft mbH auf diese Rahmenbedingungen war die Entwicklung einer skulpturalen Großform, die sich aus dem Kontext zur historischen Altstadt ableitet und die der Bedeutung und Nutzung des Museums angemessen ist. Die historischen Dachformationen Regensburgs wurden in den Neubau übersetzt und das gestalterische Konzept aus dem Verständnis der Museographie abgeleitet. Als städtebauliche Idee greift die Konzeption des Gebäudes Elemente des historischen Stadtgefüges auf. Der einzigartige Charakter der Regensburger Altstadt – mit dem Dom im Zentrum, zahlreichen Straßen, Gassen und Plätzen, der verwobenen Dachlandschaft und der malerischen Lage am Donauufer – prägt den Entwurf für das Museum.
Umgebungseinbettung
Der für das Projekt ausgewählte Bauplatz am heutigen Donaumarkt wurde einst von einem 1890 errichteten Lagerhaus fast vollständig belegt, das Ende des Zweiten Weltkrieges zerstört und anschließend abgebrochen wurde. Weitere Abrisse erfolgten in den 1950er und 1960er Jahren für eine dann nicht realisierte vierspurige Donaubrücke. Das so entstandene, aus der ursprünglichen Baustruktur herausgebrochene Gelände wurde bis zur Errichtung des Museums als öffentlicher Parkplatz genutzt. Verzahnt mit der Stadt schließt der Museumsneubau nun eine bisher offene, städtebauliche Lücke in ihrer Nordansicht, wie ein Blick von der Alten Brücke verdeutlicht. Historisch betrachtet bildet der Bauplatz des Museums nun die Schnittstelle zwischen dem offenen Landschaftsraum der Donau und der mittelalterlichen Stadt Regensburg.
Gestaltung des Daches
Die Höhenentwicklung und die Dachlandschaft des Museumskomplexes orientiert sich am Maßstab der donauseitigen Bebauung. Die Gestaltung des Daches wird unmittelbar aus dem gewünschten Höhenprofil der Dauerausstellung und in direkter Anlehnung an die mittelalterliche Dachstruktur der Regensburger Altstadt entwickelt. Damit gelingt, neben der Erfüllung der musealen Anforderung, auch eine authentische Einbindung des Gebäudes in die Dachlandschaft der UNESCO Weltkulturerbe-Stadt. Das Dachtragwerk über der großen Dauerausstellungsfläche ist als leichte, weitgespannte Stahlkonstruktion umgesetzt. Auf diese Weise wird die in der Wettbewerbsauslobung formulierte, große stützenfreie Fläche von 2.500 Quadratmetern für den Dauerausstellungsbereich gewonnen.
Erscheinungsbild der Fassade
Struktur und Farbgestaltung der Keramikfassade wurden als Unikat für das Bauprojekt entwickelt. Das Haus der Bayerischen Geschichte ist mit einer Außenhaut belegt, die das skulpturale Erscheinungsbild des Gebäudekörpers hervorhebt. Ihre fein rhythmisierende, vertikale Textur überdeckt konsequent die Fassadenöffnungen zur Wahrung dieses Eindruckes. Ausnahmen bilden die Öffnungen zur Stadt und Donau hin sowie das für das Gebäude identitätsstiftende, große Fenster zum Dom, das von außen einen gezielten Einblick ins Innere des Museums bietet. Die Fassade reagiert mit unterschiedlichen Geschlossenheitsgraden auf die Anforderungen der Nutzung des Museums. Durch den wechselnden Einsatz von keramischen Platten und Stäben, der die Rhythmik der Fassadengestaltung bestimmt, wird jede Form von Gleichmäßigkeit vermieden. Die auf diese Weise entstehende, individuelle Genetik der Fassade steht in direktem Kontext zur Strukturalität, Farbigkeit, Materialität und Rhythmik des Regensburger Doms. Material und Farbigkeit der Keramik adaptieren Charakteristika des "Castra Regina", des römischen Legionslagers an der oberen Donau, der Keimzelle der Stadt Regensburg. Die Museumsfassade ist im Norden erdgeschossig nach innen gezogen. Auf diese Weise wird der Zugang von der Donauseite architektonisch akzentuiert und der Innen- mit dem Außenraum verwoben.
Energiekonzept
Als zentrales Kriterium für die Auswahl des Bauplatzes wurde die Energieversorgung aus regenerativen Energiequellen definiert. Das Museum ist als Passivhaus konzipiert. Zum Beheizen und Kühlen der unterschiedlichen Räumlichkeiten des Gebäudes wird über einen vorbeilaufenden Abwasserkanal Energie gewonnen. Die benötigten Flächen zur Unterbringung der Betriebstechnik des Gebäudes befinden sich im Untergeschoss des Museums. Dadurch werden von außen sichtbare Technikaufbauten auf dem Dach vermieden.
Aufteilung und Nutzung
Im Erdgeschoss des Museums werden direkt erschlossene, ebenengleiche Bereiche als Flächen für einen Schauraum mit 3D-Projektionen, Sonderausstellungen, Veranstaltungen, den Museumsshop und das Wirtshaus angeboten. Im ersten Obergeschoss ist die Museumspädagogik untergebracht. Das gesamte zweite Obergeschoss, das man über eine Rolltreppe im gebäudehohen, lichtdurchfluteten Foyer erreicht, ist der Dauerstellung vorbehalten. Das auch ohne Nutzung des Museums frei zugängliche Foyer nimmt auf den früheren Hunnenplatz Bezug. Es bietet, ähnlich wie einst der Hunnenplatz, sowohl einen Zugang von der Donau-, als auch von der Altstadtseite und verbindet so die Stadt mit dem Fluss. In einem gestalterischen Spiel mit „Innen“ und „Außen“ wird die Eingangshalle mit einer Innenfassade ausgestattet, die wie eine Straßenfassade anmutet. Die historische Gassen- und Platzstruktur wird wiederbelebt und in das neue Museumsgebäude transformiert; so bildet die ehemalige Eschergasse im Inneren des Gebäudes einen Erschließungs- und Interaktionsraum. Für Sonderausstellungen und Veranstaltungen wird im Erdgeschoss in zwei voneinander unabhängig erschließbaren Bereichen eine Nutzfläche von insgesamt 1.000 Quadratmetern angeboten. In einem Schauraum in der Eingangshalle informiert zudem eine Multivision über die Bayerische Geschichte von ihren Wurzeln bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Mit Kasse, Infopoint, Museumsshop und Cafeteria bildet das Foyer den zentralen Sammelpatz des Museums und gleichzeitig den multimedialen Einstieg in die Dauerausstellung im zweiten Obergeschoss. Dort befindet sich eine 2.500 Quadratmeter große, stützenfreie Ebene für den Bereich der Dauerausstellung. Diese wurde im Detail vom Ausstellungsplaner ArGe HG Merz und jangled nerves aus Stuttgart entworfen. Die Dauerausstellung beschäftigt sich auf unterschiedliche Weise mit der Fragestellung, wie das moderne Bayern entstand. Die Architektur des Obergeschosses ist als flexible und neutrale Bühne für die museale Bespielung konzipiert. Das Szenario der Museographie spannt einen Bogen von der Zeit des Nationalsozialismus über Wackersdorf bis hin zu Franz Josef Strauß und der Vereinsgeschichte Bayern Münchens. Neben dem chronologischen Rundgang widmen sich im Obergeschoss acht interaktiv gestaltete Kulturkabinette unterschiedlichen kulturellen Besonderheiten, die heute mit Bayern verbunden werden. Entwurfsbestimmend für das Bild des Hauses ist der Schlusspunkt des Ausstellungsrundganges, der durch ein großes Fenster den Blick auf den gotischen Dom und damit auch auf in einen wichtigen Teil der bayerischen Geschichte freimacht.
Bavariathek
Entwurfsziel und Konzeption
Als städtebaulich eigenständiger Baustein konzipiert wurde neben dem Museum die sogenannte Bavariathek als Ort für die Forschung und Ausbildung errichtet. Die Bavariathek bildet die Erweiterung des Museums in den virtuellen Raum hinein und vermittelt multimedial aufbereitete Themen der bayerischen Geschichte. Aufgrund ihrer öffentlichen Nutzung wird der bauliche Mantel der Bavariathek als Hybrid zwischen den schlicht geputzten Wohngebäuden und dem scharf geschnittenen Museumsbau angelegt. Der auf Putzträgerplatten im Besenstrichverfahren aufgebrachte, hellgrau gefärbte Putz steht im Kontrast zu den eingesetzten metallischen Fensterlaibungen. Deren Form ist dem Erscheinungsbild der massiven Altstadtfenster-Gewände entlehnt und stellt gleichzeitig ein Verbindungsmotiv zu ähnlichen Geometrien und Materialitäten im Foyer des Museums dar. Die Gestaltung der Foyer-Innenwände und der in der Wegeführung des Museums nachempfundenen Eschergasse spiegelt sich in der Fassadengestaltung der Bavariathek wider und nimmt so Gestaltungselemente der Regensburger Altstadt auf. Die Material-, Formen- und Farbsprache von Museum und Bavariathek, die auf den ersten Blick unterschiedlich erscheinen, stehen dadurch in einem subtilen Zusammenhang.
Umgebungseinbettung
Das Gebäude arrondiert Restflächen einer historischen Bebauung zu einem geschlossenen Block, fügt sich so in das bestehende Wohnquartier ein und definiert gleichzeitig einen neuen, zur Donau hin ausgerichteten Platz, der zukünftig dem Wochenmarkt und anderen Veranstaltungen Platz bieten wird.
Aufteilung und Nutzung
In der Bavariathek stehen Schulklassen, Studenten und der breiten Öffentlichkeit auf insgesamt 1.300 Quadratmetern Nutzfläche flexibel nutzbare Projekt- und Studioräume mit einer technischen Ausstattung vom Greenscreen über Schnittplätze bis hin zur Sprecherkabine zur Verfügung. Die Bavariathek umfasst drei Bereiche: Im Erdgeschoss bildet ein zentraler, zweigeschossiger Projektraum das Herzstück des Gebäudes. Er bietet im Wechsel Platz für Veranstaltungen, Vorträge und Präsentationen von von Schülern oder Studenten. Auf diese Weise werden hier alle Aktivitäten des Hauses zusammengeführt. Darüber hinaus befindet sich in der Bavariathek ein zentrales Medienarchiv digitalisierter, historischer Datenbestände und eine Bibliothek. In diesem Gebäude sind zudem die Büros der Museumsverwaltung untergebracht.
©wörner traxler richter, Fotos: Frank Blümler
Museum | Haus der Bayerischen Geschichte
©wörner traxler richter, Fotos: Frank Blümler
Foyer
©wörner traxler richter, Fotos: Frank Blümler
Fenster zur Altstadt
©wörner traxler richter, Fotos: Frank Blümler
Blick von der Austellungsebene in das Foyer
©wörner traxler richter, Fotos: Frank Blümler
Museum vom anderen Donauufer
©wörner traxler richter, Fotos: Frank Blümler
Fenster zur Altstadt
©wörner traxler richter, Fotos: Frank Blümler
Glasdach Eingangshalle
©wörner traxler richter, Fotos: Raph Thimm
Fassadendetail Schattenschlag
©wörner traxler richter, Fotos: Raph Thimm
Dämmerung vom anderen Donauufer
©wörner traxler richter, Fotos: Frank Blümler
Eingangshalle
©wörner traxler richter, Foto: Ralph Thimm
©wörner traxler richter
Lageplan
©wörner traxler richter
Grundriss EG
©wörner traxler richter
Grundriss 1.OG
©wörner traxler richter
Grundriss 2.OG
©wörner traxler richter
Schnitt