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Studienauftrag im selektiven Verfahren | 11/2022

Testplanung Limmattaler Energiezentrum in Dietikon (CH)

Visualisierung

Visualisierung

Teilnahme

Baukunst

Stadtplanung / Städtebau, Architektur

ECHO Urban Design

Landschaftsarchitektur

Rapp Trans (DE) AG

Verkehrsplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Konzept ist interessant, aber auch etwas datiert. Es erinnert an Architekt Cedric Price’s Fun Palace Entwurf von 1967 und das darauf inspirierte Centre Pompidou von den Architekten Piano & Rogers aus den 70er Jahren. Die Autoren verweisen zudem auf den Architekten Hans Hollein’s Fotomontage «Flugzeugträger in der Landschaft» hin, ebenfalls aus dem Jahr 1967. Die Idee einer grossen Hülle als halb-transparentes Gerüst, in dem Komponenten flexibel ein- und ausgebaut werden können, ist attraktiv. Einerseits, weil eine gut gestaltete, grosse Halle eine klare Präsenz in der Umgebung schafft, andererseits wegen der Anpassbarkeit an wechselnde Programm-Anforderungen, ohne dass die architektonische Grossform beeinträchtigt wird. In diesem Sinne präsentiert sich das Ensemble am Vorplatz mit dem Recycling-Hof als «urbane Aktivität» adäquat im städtischen Umfeld. Allerdings wird der Vorplatz mit Eingang zum Recyclinghof als repräsentativer Stadtplatz durch die Belegung mit Parkplätzen beeinträchtigt. Die Schwerverkehrsbewegungen finden alle entlang dem Bahngleis statt, um den Güterverkehr zu bündeln und die Süd-Ost Seite so gut wie möglich als Grüngebiet zu schonen.

Die kompakte Form strebt mit maximaler Kompaktheit einen geringen Gebäudefussabdruck an, so dass das Ensemble grosszügig im Grünen liegt und gut an die umliegende Natur- und Flusslandschaft anschliesst. Die ARA-Installationen werden vom Antoniloch entfernt und um die Halle gruppiert, dabei werden einzig die Regenbecken und Rechen im Antoniloch erhalten. Der bestehende Schornstein wird als Landmark mit Aussichts- und Vogelbeobachtungsplattform erhalten. Fraglich ist, ob diese Idee die einheitliche Halle beeinträchtigt oder verstärkt.

Die Gesamtstruktur der Halle ist architektonisch sensibel gestaltet. Mit ihrer transparenten Ausstrahlung und Annäherung durch die Treppen und Brücken der Führungsroute sowie die freigehaltenen Zonen für temporäre Nutzungen verspricht das Ensemble eine gewisse öffentliche Attraktivität. Die Dachlandschaft ist überwiegend mit dem Einsatz von unterschiedlichen Biotopen begrünt. Leider stellt sich diese Vision bei näherer Betrachtung als schwierig realisierbar heraus. Einige wesentliche Programmteile wurden in ihren Dimensionen verkleinert, um den Grundriss des Ensembles «passend» zu machen. Darüber hinaus ist das Gerüst zu Beginn beinahe komplett mit Komponenten gefüllt, so dass es nur einen beschränkten Spielraum für Erweiterungen gibt. Dies limitiert auch die Anwendung der Pre-Use Idee für temporäre freizeitliche Einrichtungen in den noch nicht besetzten Teilen innerhalb des Gerüstes.

Die interessante Grundidee einer von Anfang an gebauten Umhüllung der Anlage schränkt die betrieblichen Bedürfnisse eher ein, als dass sie zusätzliche Freiheitsgrade schafft. Der Zugang zu den Anlagenteilen für den Ersatz oder die Revision ist durch das umhüllende «Gerüst» beeinträchtigt. Das Gerüst, welches in der ersten Wettbewerbsphase noch eine vollständig ausgebaute Halle mit Dach war, hindert ein einfaches Ein- und Ausbauen von Komponenten, weil für grössere Umbauten das Gerüst temporär entfernt werden muss. Neben diesem Hindernis wird auch die grosse Distanz vom Revisionsplatz (z.B. für die Stellung eines Krans) zu den Verbrennungslinien nachteilig beurteilt. Die Puzzlesteine der CO2-Abscheidung und der zusätzlichen Stromproduktion fehlen. Damit ist die Funktion des Multi-Energy-Hubs in der angedachten Form in Frage gestellt. Vermisst wird zudem auch der Baustein «Reserveflächen ARA», die Baufläche der nächsten Generation ist ebenfalls nicht erkennbar. Lärmintensive Techniken sind in Richtung NW ausgerichtet, was aufgrund der Lage des Naturschutzgebietes als nachteilig betrachtet wird. Die Idee des Re-Use der unterirdischen Einstellhalle des bestehenden Fundaments der Coop-Verteilzentrale als Parkierung ist aus betrieblicher Sicht interessant. Die Machbarkeit wird aber in Frage gestellt, weil bei einer KVA viel grössere Lasten im Spiel sind. Die Problematik der Anlagehöhe der ARA-Becken ist nicht betrachtet worden. Die Pläne und das Modell weisen eine 2-dimensionale, flächige Anordnung auf. Dies würde bedeuten, dass die Becken sich im Entwurf unterirdisch und somit im Grundwasserbereich befinden. Bei den Anlageteilen der ARA im Antoniloch sind die neuen Einbauten 7.5 m tiefer als heute. Dies kann den Grundwasserfluss ebenfalls negativ beeinflussen. Das Reservefläche für künftige Erweiterungen der ARA ist auf den Plänen nicht klar definiert.

Der Bahngleiskorridor wird als Logistikbündel für mehrere Güterverkehrsströme ausgebaut. Diese intensive Konzentration des schweren Verkehrs in einer Zone ist funktionell anzuzweifeln. Die Erschliessung via Reservatstrasse bildet eine Abweichung der Vorgaben ohne Nachweise von Vorteilen.

Die teilweise Verflechtung der Transportwege im Bereich des Bahnverladebereichs durch manövrierende LKWs für den Schlackenverlad und den Umschlag von Betriebsmitteln ist nachteilig. Die Positionierung der Waage birgt ein Rückstaurisiko bei der Einfahrt ins Areal und der Ausfahrt aus der Anlieferhalle. Die Stauräume für die Anlieferung des Recyclinghofs sind für höhere Besucheraufkommen zu untersuchen. Beim Übergang zum Naturschutzgebiet beim Gebiet Schachen führt der Aufbau auf bestehender Bausubstanz zu keiner Verbesserung.