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Offener Wettbewerb | 05/2023

Neubau Kindergarten, ISTA3 - Generalplanerleistungen

Perspektive

Perspektive

Anerkennung

LOSTINARCHITECTURE

Architektur

AIK Architekten in Kooperation Michael Treiber, Gregor Reisenberger

Architektur

Erläuterungstext

Projektbeschreibung 
A I Städtebau, Architektur und Freiraum

Städtebau
Das Projekt ist entlang der Zufahrtsstraße situiert und schmiegt sich an die Geländestruktur an. Die Ost- West Ausrichtung des Gebäudes ist bewußt gewählt. Dadurch kann die Belichtung optimiert und die größtmögliche Grünraumfläche für die Kinder geschaffen werden. Es ermöglicht auch eine klare Sicht- und Lärmschutz Trennung zwischen dem Garten- und den Straßenbereich.
Durch den Rücksprung der Gebäudekante wird der Eingangsbereich an der Westseite definiert und ein sofort erkennbarer Vorplatz generiert. Das kompakte Gebäude nimmt den Charakter der umgebenden Blockbebauung zwar auf, schafft aber durch die Auflösung in einzelne Gebäudeteile eine kindergerechte und städtebauliche Kleinteiligkeit. Die Aufklappungen setzen einerseits den Verwaltungstrakt räumlich und funktional von den anderen Bereichen frei und bringen zusätzliches Licht in die Gangnischen und Aula
Mit diesen räumlichen Öffnungen zum Freiraum hin kann sich das Gebäude in allen Geschoßen mit dem Außenraum verzahnen und sich in die Landschaft einfügen. Es entstehen gezielte Sichtbeziehungen zwischen Innen und Außenraum und qualitativ hochwertige Räume, die sich in die vorgelagerten Spielzimmer im Freien fortsetzen und beim Abenteuerspielplatz am unberührten Waldrand enden. Die Freiflächen spielen mit der Topographie der Umgebung und bieten den Kindern ein abwechslungsreiches Areal zum Toben und Spielen.
Das Projekt befindet sich grossteils auf dem Plateau der ehemaligen Tennisplätze, respektiert aber die Sichtbarkeit des angrenzenden Künstlerhauses und dessen Eingangsbereich, indem es bewusst davon abrückt und einen Freiraum lässt. Das Künstlerhaus wird von Ankommenden wahrgenommen und kann als gleichwertig gesehen werden.


Architektur

Die Schaffung von Erlebnisräumen und abwechslungsreichen Raum- und Belichtungsqualitäten steht im Vordergrund. Eine einfache, rhythmische und modulare Bauweise folgt in Hinblick auf Vorproduktion, Bauzeit und Kosten. Die Gleichartigkeit der Gruppen mit ins Freie erweiterbaren Gruppenräumen war das Ziel. Die Natur soll durch Verglasungen und Sichten ins Freie für die Kinder auch im Inneren erlebbar sein. Die Baukörper sind einfach gegliedert und sind wie Finger mit der Umgebung verzahnt, wobei jeder Freiraum seine Qualitäten und Funktionen hat. Das Volumen wird durch eine horizontale Gliederung der Holzfassade in Scheiben bzw. Streifen geteilt, um so auch die Gebäudehöhe optisch zu minimieren. Im Inneren sollen die Materialien Holz, Lehm und Textilien den Kindern die notwendige Nachhaltigkeit vermitteln.

Freiraum

Der Freiraum des neuen Kindergartens unterteilt sich in zwei Hauptbereiche. Das vorgelagerte Spielzimmer im Freien mit gebäudenahen, geschützten Spiel- und Aufenthaltsflächen sind eine Erweiterung des Raumangebotes des Innenraumes. Die äußere Kontur ist freier ausgeformt und nähert sich im Süden der Geländeform an. Punktuelle Kleinbäume bieten Schatten in den heißeren Jahreszeiten. Der naturnahe Gartenbereich erweitert das Spielzimmer im Freien und ist landschaftlicher und weicher ausgestaltet. Hier finden sich Geländemodellierungen mit Kriechtunnel und ein großer Spielbereich mit Wasserspiel und großer Sandmulde. Großzügige Rasenflächen biete viel Platz für freie Aktivitäten. Bedürfnisorientierte und entwicklungsgerechte Bereiche werden geschaffen.
Bei der Auswahl der Beläge und Ausstattung wie Möblierung und Spielgeräte werden natürliche Materialien wie unbehandeltes Holz, Rindenschnitzel, Kies und Sand verwendet. Die Pflanzenwahl basiert auf heimischen Gehölzen und Staudenmischpflanzungen. Blüh- und Naschsträucher befinden sich in den Randbereichen der Spielwiese und bieten neben jahreszeitlichen Aspekten auch Ernteerlebnisse für die Kinder.
Der Garten bietet vielfältige Bewegungs-und Spielmöglichkeiten. Es werden sämtliche bestehende Bäume als wertschätzende Haltung der Umwelt gegenüber erhalten und übersichtlich gestaltet. Der Aushub für die Pfahlgründung und ein Teil des Aushubs der geplanten, angrenzenden Laborgebäude soll für die Gartengestaltung und Auffüllung des Hohlweges verwendet werden, um LKW Fahrten zu minimieren.

B | Funktionalität

Der westlich gelegene Vorplatz schließt direkt an den öffentlichen Raum an und leitet zum Eingangsbereich, von dem man durch die Aula direkt die Spiel- und Gartenanlage erblicken kann. Ein Kiss & Ride Bereich und ein barrierefreier Stellplatz sind eingangsnah situiert.
Die zweigeschoßige Aula stellt das Verbindungsglied für alle Funktionen und Gebäudeteile dar und bildet eine soziale Begeg¬nungszone. Der Luftraum bildet zusammen mit dem Atrium und der Terrasse im Obergeschoss ein helles Zentrum und lässt einen visuell durchgängigen, offenen Raum entstehen. Das Tageslicht, das aus allen Richtungen die Aula durchfließt, schafft dabei eine freundliche und luftige Atmosphäre. Der Bewegungsraum befindet sich im Zentrum des Erdgeschosses und ist der Aula direkt angeschlossen. Er lässt sich so jederzeit mittels Schiebeelementen an diese zuschalten und macht aus dem Eingangsbereich kurzerhand einen Veranstaltungsbereich. Beide Bewegungsräume öffnen sich mit jeweils einer Seite vollständig zum Außenraum. Der Freiraum wird als Kulisse im Inneren erlebbar.

Von der Aula ausgehend fließen die Wege in die einzelnen Gruppenraum-Baukörper mit Hauptausrichtung Garten. Alle dort hinführenden Verbindungswege sind durch eine Aneinanderkettung von Koje und Nische abwechslungsreich gestaltet und sorgen für eine räumliche Vielfalt. Eine einfache Orientierung für die Kinder innerhalb des Gebäudes ist gewährleistet. Die Nischen, in denen sich die Garderoben befinden, dienen auch als Erweiterung des Gruppenraumes für individuelles Arbeiten. Diese Innenraumsituationen schafft Rückzugsbereiche außerhalb der Gruppe. Die den Gang erweiternden, verglasten Garderoben strukturieren die Erschließungswege rhythmisch und verkürzen mit dem Licht- und Schatteneinfall visuell den Weg. In den Kojen befinden sich sämtliche Nebenräume. Diese können aufgrund der modularen Gleichheit vorproduziert werden.
Die Gruppenräume sind klar in Ost-West-Richtung orientiert, wobei die Gruppenräume bewusst vom Straßenraum abgewandt sind – stattdessen öffnen sich diese ausnahmslos zum Garten. Der Gruppenraum ist durchgesteckt vom gartenseitigen Freiraum bis zur Garderobe als Einheit zu verstehen. Der Ruheraum der Tagesgruppe lässt sich an den Gruppenraum zuschalten und ist so multifunktional nutzbar. Der Rückszugsraum ist mit einem dreidimensionales Möbel flächenmäßig doppelt nutzbar. Die offene Gestaltung des Grundrisses erlaubt Einblicke in und aus den Gruppen- und Kindersanitärräumen.


Vor- und Rücksprünge des Gebäudes in Form seiner vorgesetzten Balkone und Terrassen wirken der sommerlichen Erwärmung entgegen und erweitern die verglasten Gruppenräume in den Außenraum, fließende Übergänge entstehen. An der Fassade entstehen damit sowohl verschattete, als auch gänzlich überdachte und freie Außenräume. So wird den Kindern bei jedem Wetter die Möglichkeit zum Spielen im Freien geboten.
Der Garten zieht sich bis ins Obergeschoss und sorgt so neben den Balkonen und Terrassen für die Gruppen für weitere Spielfläche im oberen Bereich. Der Zugang in den eigentlichen Garten erfolgt für die Kindergartenkinder über die Aula oder den Fluchtfreitreppen.
Einen Rückzugsort für die Mitarbeitenden bietet das Atrium, das direkt am Aufenthaltsraum anschließt. Das Gebäude wird mittels eines Aufzugs behindertengerecht erschlossen. Ergänzend werden Teile des Flachdaches zur Verbesserung des Mikroklimas als intensives Gründach umgesetzt.
Umsetzung der räumlich pädagogischen Vorgaben

Die Anordnung der Gruppen als durchgesteckte Räume ermöglichen Belichtung und Ausblicke in sämtliche Richtungen. Sie können in Richtung Garderobenbereich und Balkon als ein individuelle Entfaltungsspielräume erweitert und genützt werden.
Die Gruppen- und Ruheräume sind bei Bedarf kombinier - und integrierbar. Textile Abdunklungen unterstützen die Raumakustik und den Wohlfühlcharakter. Sichtverbindungen von Gruppe zu Garderobe, Sanitär und Garten sind gewährleistet. Der Außenraum ist übersichtlich strukturiert und bietet den PädagogInnen freie Sicht auf die einzelnen Bereiche.
Die grüne Terrasse soll für die Gruppen im Obergeschoß einen kurzläufigen Zugang ins Freie bieten und die große ebenerdige Spielfläche ins Gebäude holen.


C | Ökonomie, Ökologie

Bauweise, Statik und Bauzeit

Bei der geplanten Tragkonstruktion werden die erdberührten Bauteilen in Massivbauweise ausgeführt. Die gesamt oberirdische Konstruktion erfolgt als Fertigteil Holzelement- und Scheibenbauweise, bei der die Decken aus cross laminated timber (=CLT) Platten und Stützen bzw. Träger aus Brettschichtholz entsprechender Güte hergestellt werden.

Auf Grund der geologischen Gegebenheiten sind Mikropfähle zur Lastableitung in den tragfähigen Untergrund erforderlich.
Die Bodenplattenstärke kann durch das Anordnen eines Pfahlrostes auf eine Minimum reduziert werden. Die Lastableitung der horizontalen Lasten aus Wind und Erdbeben erfolgt über die aussteifenden Wandscheiben. Durch die hohe Anzahl von Wänden reduzieren sie die erforderlichen Verbindungsmittel zur Befestigung an der Stahlbetonbodenplatte.
Um die bauphysikalischen Anforderungen einfach erfüllen zu können wird die Decke als Hybriddecke ausgeführt. Die dünne Aufbetonschicht ermöglicht eine hohe Tragfähigkeit bei den großen Spannweiten und eine schallschutztechnische Optimum dar.
Die optimierte Nachweisführung der Holzbauelemente ergibt ein schlüssiges Tragwerkskonzept, dass sich an der Verformungen der Struktur gut ablesen lässt.Die außenliegenen und freibewitterten Bauteile, z.B. Balkon und Fluchtreppe, werden aus einer verzinkten Stahlkonstruktion errichtet um die Dauerhaftigkeit zu gewährleisten.

Durch die Verwendung der Holzbauweise kommt es zu einer massiven Reduktion der CO2 Emissionen unter gleichzeitiger wirtschaflticher und bauablauftechnischen Optimierung. Durch den hohen und präzisen Vorfertigungsgrad kann die Montagezeit verkürzt werden. Die schlanken Bauteile sparen Platz und damit Baukosten.
Der Rhythmus der Nebenräume ist so gewählt, dass diese als vorgefertigte Raummodule hergestellt und antransportiert werden können, die dazwischen liegenden Räume so proportioniert, dass sie mit Vollholzdecken stützenfrei überspannt werden.


Materialien

Im Sinne der Nachhaltigkeit und Bauökologie ist das Material Holz allgegenwärtig, wird aber in Struktur und Form gestalterisch variiert. Heimische Hölzer werden eingesetzt und in verschiedensten Oberflächenstrukturen verbaut. Der Einsatz von Holz als konstruktives Element erlaubt einerseits ökonomische, fertige Oberflächen und unterstützt andererseits als natürlicher Baustoff den Wohlfühlcharakter im Innenraum. Die Decken der Erschließungsbereiche werden vollflächig, die Gruppenräume punktuell mit Akustikholzwolleplatten zur Gewährleistung eines diffusen Schallfeldes versehen. Textile Verdunkelungen unterstützen dies.
Ein oberflächenbehandelter Lehmboden mit Flachsfasern als Bewehrung bildet einen Kotrast zur Struktur des Holzes.
Holz-Alufenster mit 3-Scheibenverglasungen ermöglichen lichtdurchflutete Räume. Das Volumen wird in Holzverschalung unterschiedlicher Lattungen ausgeführt. Die in Leichtbauweise vorgesetzten und überdachten Balkon- und Terrassenbereiche werden mit vorbehandelten Holzlamellen beschattet. Es werden überwiegend natürliche und nachwachsende Rohstoffe verwendet, wo eine Recyclebarkeit gegeben ist. Auf die Verwendung von HFKW- freien Dämmstoffen und PVC – freien Materialien, wird vor allem im Innenbereich Wert gelegt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Grundsätzlich ist der Baukörper an der östlichen Wettbewerbsgrenze gut positioniert, es entsteht für die Gruppen der Tagesbetreuung ein gut nutzbarer, direkt zugeordneter Freibereich anschließend an den naturnahen Garten.
Die Ausgestaltung der Fassaden, insbesondere der Straßenansicht, wirkt hingegen wenig attraktiv. Es fehlt ein klar definierter Eingang.
Das Raum- und Funktionsprogramm wird im Wesentlichen umgesetzt. Es wird aber erwartet, dass durch den verglasten, offenen Bewegungsraum Unruhe entsteht. Auch die Gestaltung offener Garderoben ist nicht optimal gelöst.

Die großen Spannweiten und Abstände im Holzbau scheinen kritisch. Die gewählten Materialen sind wirtschaftlich und es ist zu erwarten, dass die geforderten Energieziele erreicht werden.
Ansicht | Schnitte

Ansicht | Schnitte

Grundriss

Grundriss

Innenraum Perspektive

Innenraum Perspektive

Modell

Modell