modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Projektwettbewerb im Einladungsverfahren | 04/2024

Neubau Doppelkindergarten Kugelwis in Rheineck (CH)

3. Rang / 3. Preis

Preisgeld: 12.000 CHF

Baumschlager Hutter Partners

Architektur

Cukrowicz Landschaften GmbH

Landschaftsarchitektur

PIRMIN JUNG

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Ein rechteckig zugeschnittener eingeschossiger Baukörper mit einem markanten Sheddach organisiert das geforderte Raumprogramm ebenerdig und in logischer Anordnung. Über eine geräumige gedeckte Vorzone erreichen die Kinder den Laubengang, der die beiden Kindergartenklassen erschließt. Der Neubau ist in Holzbauweise konzipiert – ein klarer, kompakter Baukörper mit einfachem, effizientem Tragsystem.

Die Dachform des Neubaus lehnt an typische Fabrikbauten aus der Region an. Die Tageslichtsituation ist durch die Ost-West-Ausrichtung der Kindergartenräumlichkeiten optimal. Das gegen Süden gerichtete Fenster wird von der Bestandsvegetation ausreichend beschattet. Das über die ganze Gebäudebreite reichende Sheddach versorgt die Räume zusätzlich mit weichem und gleichmäßigem Tageslicht aus Norden. Durch schiebbare Wandelemente können gruppenübergreifende Raumkontinuen und bewusste räumliche Trennungen erzeugt werden. Die Ost- und Westfassaden machen durch ihre großzügigen Fensterflächen die vorgelagerten Gartenräume maximal erlebbar und ergänzen die Idee der fließenden Räume.

Beurteilung durch das Preisgericht

Ort und Einbindung
Der Vorschlag vom Kindergarten Spielfabrikli am westlichen Ende der Spielwiese «Kugelwis» bindet sich volumetrisch sensibel in das städtebauliche Gefüge in Rheineck ein. Spielfabrikli präsentiert sich mit eigenwilligem Scheddach und dem nördlichen, abgewinkelten Kopfbau als ein prägnanter Holzbau. Die Architektursprache des sehr feingliedrigen Scheddaches wirkt jedoch im Kontext eher ungewöhnlich und wird in der Jury kontrovers diskutiert.
Die Setzung und die Volumetrie schaffen nicht nur klare Zuordnungen, sondern spannen auch hochwertige Aussenraumabfolgen auf, die zur Gesamtgestaltung des «Schulraums Kugelwis», sowie auch zum übergeordneten Grünraumkonzept der Stadt Rheineck beitragen.

Architektur und Betrieb
Die betrieblich sinnvolle Anordnung des Baukörpers mit dem nördlichen, einladenden Kopfbau mit der gedeckten Vorhalle auf der Nordseite, schafft Identität und Orientierung für Kinder und Erwachsene. Ab der Vorhalle führen der grosszügige gedeckte Zugang und Vorbereich zu den Kindergärten und bietet gleichzeitig einen idealen sommerlichen Wärmeschutz.
Die Architektur des Projektes unterstützt eine klare Wegführung und gewährleistet, dass die Orientierung intuitiv und selbstverständlich erfolgt. Die beiden stirnseitig angeordneten Kindergärten verfügen je über einen eigenen Eingang mit grosszügigem Garderobenbereich. Die Organisation des Kindergarten-Grundrisses zeichnet sich durch gruppenübergreifende Raumkontinuen aus. Der Gruppenraum kann flexibel als Erweiterung des Hauptbereichs genutzt oder nach Bedarf abgetrennt werden. Die Küche und der Therapieraum sind zentral angeordnet. Die zur Kugelwiese orientierte Küche, ist von beiden Kindergärten aus zugänglich und bietet einen direkten Zugang zur überdachten Vorzone und zum Garten.
Ein wesentlicher Kritikpunkt betrifft die Zugänglichkeit der Lehrerbüros, der Lehrertoiletten sowie des zentralen Therapieraums. Für einen der Kindergärten sind diese Räumlichkeiten nicht optimal erreichbar, was sowohl die Funktionalität als auch die Diskretion beeinträchtigt. Zudem sind die Räume Büro Lehrer, der Putzraum, die Materialräume innen und aussen etwas zu klein dimensioniert.
Die Gestaltung des Daches trägt massgeblich zur hohen Qualität der Innenräume bei. Besonders die durch die Dachform ermöglichten nordseitigen Oberlichter und die grossen Verglasungen nach Osten und Westen schaffen eine angenehme Lichtatmosphäre im Innenraum.
Im Brüstungsbereich der Fenster sind im Innern Materialboxen und Kindertische vorgeschlagen, welche die Funktionalität und die Behaglichkeit des Innenraums stärken.

Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit
Der Baukörper ist auf einem gleichmässigen Raster konzipiert, was ein einfaches, zugleich effizientes Tragsystem ermöglicht. Die strukturelle Klarheit dieses Ansatzes spiegelt sich im gesamten Entwurf wider.
Die Konstruktion besteht aus einem Stützen-Träger-System aus Fichtenholz (BSH). Aussteifende Elemente, wie die Nasszellen, sind in massiver Bauweise vorgesehen. Das regelmässige Raster ermöglicht einen hohen Grad an Vorfertigung mit wiederkehrenden Elementen und flexiblen Grundrissen für allfällige zukünftige Nutzungsänderungen. Die gewählten Materialien, vor allem Holz für die Konstruktion und die Verkleidungen sowohl aussen als auch innen, sowie Kork auf den Böden und teilweise an den Wänden, zeigen deutlich das Engagement für die Nachhaltigkeit.
Was auf die Wirtschaftlichkeit eher einen negativen Einfluss hat, ist die eher grosse Volumetrie und durch die Wahl des Scheddaches notwendigen, aufwendigen Dachdetails. Zudem wird der Unterhalt vom Dach als aufwendig beurteilt.

Freiraum
Die Setzung der Baute möglichst nah an der Waisenhausstrasse generiert gegen Westen einen schmalen, gegen Süden unter Einbezug der bestehenden Bäume einen langrechteckigen und gegen Osten einen grosszügigen Freiraum.
Gegen Norden wird ein sehr schöner, teilweise gedeckter Vorplatz gebildet, dessen Natursteinpflästerungsform in die drei verschiedenen Ankunftsrichtungen weist.
Ein neuer Baum im Platz ergänzt den bestehenden an der Grenze zum nördlichen Nachbarn. Dort wird, um die Platzfigur zu betonen und die nötige Distanz zur nachbarlichen Garagenwand zu gewährleisten, eine sträucherbestandene Wandkiesfläche als Versickerungsmulde ausgebildet.
Durch eine Öffnung zwischen Hauptgebäude und rechtwinklig dazu angeordneter Rückwand der Vorplatzhalle gelangt man witterungsgeschützt zu den Eingängen des Kindergartens und zu den beiden nur durch eine lockere Strauchgruppe getrennten zugeordneten Aussenräumen mit je gleicher Ausstattung in leicht variierter Anordnung.
Durch das sehr gekonnte Wechselspiel von streng geometrisch angelegten Plattenbelägen, Kies- und Rasenflächen mit der die strenge Geometrie relativierenden Bepflanzung und der Platzierung von Spielstationen wird ein optimaler kindergerechter und anregender Garten von hoher Gestaltungs- und Nutzungsqualität geschaffen.
Als Trennung zur Spielwiese wird ein locker angelegter Strauchgürtel vorgeschlagen, der nach Bedarf zu einer geschlossenen Hecke mit Zaun ergänzt werden kann.
Die westliche und die südliche Freifläche wird mit einem nicht raumgreifenden hüfthohen Holzlattenzaun eingefriedet und vollflächig mit Wandkies ausgelegt. Gröbere Steinnester, Sträucher und Pflanzinseln für Kräuter und Blumen strukturieren, die mit einer artenreichen Einsaat und mit Wildstauden bereicherte, Fläche.
Der Vorschlag für die Umgebungsgestaltung mit der klaren Gliederung in einen Aussenbereich, den klar gesetzten Übergang und in einen mit einfachen Mitteln unaufgeregt, jedoch anregend gestalteten Innenbereich des Gartens eignet sich aufs vorzüglichste, um aus der knappen zur Verfügung stehenden Fläche einen sowohl aus gestalterischer, betrieblicher, pädagogischer und ökologischer Sicht speziellen, den Grünraum aufwertenden Ort zu schaffen.

Fazit
Das Projekt Spielfabrikli ist ein formal eigenwilliger, wertvoller Beitrag welcher mit einem sehr stimmigen Aussenraumkonzept besticht.