Nichtoffener Wettbewerb | 04/2023
Neubau Schleidörferzentrum in Brodersby-Goltoft
©KiS
Perspektive
1. Preis
Preisgeld: 13.320 EUR
APB. Schneider Andresen Pommée Architekten und Stadtplaner PartG mbB
Stadtplanung / Städtebau
-
Verfasser:
Erläuterungstext
STÄDTEBAU
Das neue Gemeindezentrum positioniert sich an der nördlichen Grundstücksgrenze entlang der Schleidörfer Straße und führt die bestehende Bebauung im Osten fort. Es entsteht ein Ensemble aus drei Gebäuden, die einen gemeinsamen Dorfplatz - einen neuen Hof - aufspannen, der sich zur Straße öffnet und Blicke und Durchgänge in die umgebende Landschaft bietet. Die Kleinteiligkeit der Dorfstruktur wird fortgeführt und eine Durchlässigkeit geschaffen.
ENTWURFSKONZEPT
Das neue Schleidörfer Zentrum besteht aus drei Satteldachbauten, die unterschiedliche Nutzungen aufnehmen. Die Gebäude gleichen sich in ihrer Typologie, sind jedoch - je nach Anforderung - in ihrer Proportion und Ausrichtung unterschiedlich. Ein Brunnen bildet das Zentrum des Hofes. Die Markthalle/ der Markttreff bildet im Osten den Anschluss an das Dorf und öffnet sich zum Platz. Das Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr liegt an der westlichen Platzgrenze und ermöglicht einen schnellen Einsatz der Feuerwehrfahrzeuge über die Schleidörfer Straße. Das Gemeindezentrum mit Tagespflege und Arztpraxis liegt im Süden des Ensembles am Übergang zum Landschaftsraum.
FREIRAUMKONZEPT
Städtebau, Architektur und Freiraum bilden ein ganzheitliches Ensemble. Das Freiraumkonzept unterstützt Städtebau und Architektur, führt deren Grundprinzipien weiter.
Das zentrale Motiv des Ankommens, des Verweilens auf dem Platz mit Solitärbaum, Brunnen und Bänken an den Fassaden bietet Assoziationen an die historische, regionale Bauweise, an die Atmosphäre der umliegenden Höfe und Kulturdenkmale. Ein neuer Mittelpunkt für die Gemeinde entsteht. Der Platz strahlt Ruhe und Geborgenheit aus, entfaltet eine positive Atmosphäre um den malerischen Solitärbaum und den Brunnen. Die Belebung entfaltet sich über die Nutzung der Platzränder, über die Verbindung zwischen Innen und Außen.
Es entstehen fließende Räume zwischen zentralem Bereich und dem Übergang in den Landschaftsraum. Im Sinne einer Erzählstruktur wandeln sich diese Räume, Plätze, Terrassen, Garten, Landschaft und bieten allen Nutzern hohe Aufenthaltsqualitäten und Angebote.
In Bezug auf Materialität bilden Gebäude und Freianlagen eine Einheit. Angestrebt werden eine große Ruhe und Zurückhaltung in Materialität und Farbwahl. Im Sinne der Nachhaltigkeit wäre ein Platzbelag aus mittelformatigen Natursteinplatten wünschenswert. Cremefarben, ergänzt auch durch wassergebundene Decken.
Nach Westen hin bildet ein kleines Wäldchen den Filter zum Nachbargrundstück. Hier ist eine Grillhütte positioniert. Nach Osten zum Dorfmuseum vermittelt eine Streuobstwiese als Raster aus Obstbäumen. Ansonsten bleibt das gesamte Grundstück landschaftlich geprägt. Einige malerische Bäume werden als Point-de-vue, als Zielpunkte in den Sichtachsen von Innen nach Außen ergänzt. Die Neupflanzung orientiert sich an dem Bestand vor Ort, heimische Bäume sorgen für Schatten und naturnahe Wiesenflächen bieten Nahrung für Insekten und Vögel.
DIE GEBÄUDE
Der Markttreff präsentiert sich als großzügige Markthalle mit einem offenen Foyer, das einen Zugang sowohl vom Platz als auch von den Parkmöglichkeiten an der östlichen Grundstücksgrenze bietet.
Vom Platz kommend erreicht man das Foyer des Gebäudes mit Zugang zum Obergeschoss, in dem sich der Schulungsraum mit Aufenthaltsbereich und Küche für Bereitschaftsdienste befindet. Eine überdachte Terrasse mit Außentreppe nach Südwesten bietet zudem eine hohe Aufenthaltsqualität und fördert den sozialen Zusammenhalt.
Das Gemeindezentrum mit Tagespflege und Arztpraxis liegt an der südlichen Platzgrenze und öffnet sich nach Südwesten in die Landschaft. Ein Unterschnitt im Gebäude leitet die Besucher vom Platz zu den Eingängen für die Tagespflege und die Arztpraxis, sowie zum Eingang des Gemeindezentrums. Die Tagespflege befindet sich im Erdgeschoss des Gebäudes und bietet einen großzügigen Wohnraum mit Küche und Essbereich mit angrenzender Terrasse nach Süden in den Landschaftsraum und mit Zugang zu einem kleinen Nutzgarten. Das Büro und der Personalraum sind nach Norden zum Platz ausgerichtet. Im Oberschoss befindet sich die Arztpraxis mit zwei Sprechzimmern und einem Empfangsbereich, der sich zu einer großen Loggia öffnet und einen Bezug zum Platz herstellt.
Beurteilung durch das Preisgericht
Die Arbeit überzeugt durch Ihre stringente und klare Anordnung. Drei kompakte Baukörper gruppieren sich um einen zur Straße hin geöffneten Hof. Die östlichen und westlichen Gebäudekörper stehen giebelständig zur Straße und fügen sich damit in die Maßstäblichkeit des Ortes ein. In Ihrer Lage treten die Stellplätze an der östlichen und westlichen Seite des Gebäudes in den Hintergrund und sind an die jeweiligen Funktionen der Gebäude gut und sinnvoll angebunden.
Separiert und doch als Teil der Anlage erfüllt das Gebäude der Feuerwehr die Anforderungen an einen gefahrlosen Betrieb. Hervorzuheben sind die gut positionierten und zugeordneten Terrassen. Der Aufgabenstellung folgend befindet sich das Café an der östlichen Position des Gebäudes und ist damit bereits von der Straße aus sichtbar. Einzig die Lage der drei Baukörper auf dem Grundstück könnte so verschoben werden, dass die Mulde als Regenrückhaltung weiterhin nutzbar ist.
Die interne Organisation des Markttreffs, des Foyers und der Ladenfläche überzeugt durch ihre klare und übersichtliche Gliederung, wenngleich die Positionierung eines Bäckereiverkaufs nicht der Auslobung entspricht. Die Grundrisse des in Tagespflege und Gemeindezentrums aufgeteilten südlichen Baukörpers weisen einige Mängel auf. Der Veranstaltungsraum lässt sich durch die eingestellten Baukörper nicht zu einem gut nutzbaren großen Raum zusammenschalten. Die Anordnung der WCs für den Veranstaltungsraum im Obergeschoss ist zu überarbeiten, zumal sich daraus das Erfordernis eines zweiten Aufzugs ergibt. Ebenso erschließt sich der über der Küche angeordnete Luftraum nicht. Die Ausbildung einer großen Terrasse im Obergeschoss der Arztpraxis ist im Planungsverlauf kritisch zu prüfen.
Die Organisation der Grundrisse im Feuerwehrgebäude ist klar und strukturiert gegliedert, allerdings ist der Weg zwischen der Damenumkleide und der Fahrzeughalle zu lang. Die Ausbildung der ruhigen und sachlichen Architektursprache überzeugt durch eine schlichte Eleganz. Akzentuierungen der Fassaden durch die geplanten Rücksprünge sind in Ihrer Qualität hervorzuheben, ebenso wie der wirtschaftliche Ansatz der kompakten Bauweise. Das Gebäudeensemble fügt sich stimmig in den städtebaulichen Kontext ein. Hinsichtlich des aktuell vorhandenen Teichs auf dem Grundstück könnte eine Verschiebung des Komplexes in Richtung Westen ggf. wirtschaftliche Vorteile bringen.
Freiraum
Die Arbeit besticht durch ihre Klarheit und Angemessenheit bei den vorgeschlagenen Freiräumen. Dadurch entsteht ein angenehm einladendes, ruhiges, multifunktional nutzbares Gesamtkonzept.
Der zentrale Platz ist in seiner Dimensionierung richtig und unterstützt in geeigneter Weise das zentrale Motiv des Ankommens, des Verweilens auf dem Platz mit Brunnen und Bänken. Ein großer Solitärbaum ist an der richtigen Stelle gesetzt. Durch seinen angemessenen Maßstab strahlt der Platz Ruhe und Geborgenheit aus. Hier entsteht ein neuer Mittelpunkt für die Gemeinde.
Zusammen mit den Gebäuden entstehen fließende Räume zwischen dem zentralen Bereich und dem Übergang in den Landschaftsraum. Positiv werden auch der im Westen des Grundstücks gedachte Grüne Puffer zum Nachbargrundstück sowie die Streuobstwiese als Verbindungsstück zum Dorfmuseum gesehen. Die vorhandene Topographie und die vorgeschlagene landschaftsarchitektonische Intervention aus einem einfachen Weg führen zu einem spannungsreichen, akzentuierten Gesamtwerk und bieten spannende Ausblicke in die umgebende Landschaft.
©KiS
Schwarzplan
©KiS, WES LandschaftsArchitektur
Lageplan
©KiS
Ansichten