modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 06/2024

Neubau Theaterwerkstätten im WarnowQuartier in Rostock

1. Preis

Preisgeld: 61.000 EUR

Staab Architekten

Architektur

ifb frohloff staffa kühl ecker

Tragwerksplanung

Winkels + Pudlik

TGA-Fachplanung

MaskeGehrmann Architekten

Brandschutzplanung

Erläuterungstext

Als zentrales Gebäude im neuen WarnowQuartier kommt den Theaterwerkstätten eine identitätsstiftende Aufgabe zu. Gleichzeitig handelt es sich um einen Funktionsbau mit komplexen Nutzungsanforderungen, dessen Wirtschaftlichkeit im Bau und Betrieb von besonderer Bedeutung ist. Wir übersetzen diese Anforderungen in ein kompaktes Gebäude, dessen Struktur die unterschiedlichen Funktionsbereiche ordnet und konstruktiv optimiert. Die Traufkante folgt den zulässigen Höhen des Baufeldes und ermöglicht so die optimierte Ausnutzung des Baufeldes.
Am Quartiersplatz werden die öffentlich wirksamen Räume zusammengefasst, auf Straßenniveau das Café, das Foyer und die Studiobühne, darüber der Fundusverkauf, die Kantine und die Kreativwerkstätten. Die Glasfassaden der Studiobühne können zum Platz und zum Foyer geöffnet werden und ermöglichen so auf einfache Weise unterschiedliche Aufführungsformen. 
Eine zweigeschossige Mantelzone aus Büro- und Erschließungsbereichen vermittelt zwischen dem polygonalen Baufeld und dem ‚idealen‘ Rechteckraum für die Werkstätten im Innern. In diesem – nur durch Stützen gegliederten – Bereich werden der Anlieferhof und die Werkstätten gemäß ihren vielfältigen funktionalen Abhängigkeiten auf kurzem Wege miteinander verknüpft. Darüber liegt eine einfache Holz-Skelettkonstruktion für den Theaterfundus, die nach Bedarf gegliedert werden kann. 
Die Fassade spiegelt die Schichtung des Gebäudes wider. Zum Quartiersplatz wird sie durch eine gebäudehohe Öffnungsgeste überlagert, die im unteren Bereich transparent, im Fundusbereich als schemenhaft bespielbares Regal konzipiert ist, welches durch Öffnungen in der dahinterliegenden Holzfassade zusätzliche Tiefenwirkung und subtile Gestaltungsmöglichkeiten erhält. Zu den übrigen Seiten wendet sich das Gebäude mit Loggien und raumtiefen Werkstatt-Schaufenstern dem Quartier zu. 

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf zeichnet sich durch eine klare Kubatur aus und bildet auf ruhige Weise Stadtkanten zu den umliegenden Straßen und Platzräumen. Die vielfältigen Nutzungen werden in dieser Hülle auf überzeugende Weise untergebracht. Die plane Dachschräge nimmt die durch den B-Plan vorgegebenen Höhenniveaus auf und vermittelt zwischen den unterschied- lichen Traufhöhen im Westen und im Osten. Die leichte Neigung des Daches lässt eine Dachbegrünung zu. Insgesamt erscheint das Gebäude mit der Sondernutzung im Wohn- quartier monolithisch als eigenständige und ruhige Geste im Zentrum des neuen Quartiers.
Das Erdgeschoss öffnet sich großzügig zum Quartiersplatz und bildet mit den vorgeschlagenen Nutzungen eine lebendige Platzkante aus: Foyer, Café und Spielstätte liegen hier mit dazugehörigen Nebenräumen. Die anderen Seiten des Gebäudes nach Norden, Süden und Osten weisen Öffnungen auf, die als strategische platzierte Schaufenster Ein- und Ausblicke ermöglichen. Die grüne Achse zur Warnow, die südlich an das Gebäude anschließt, ist bisher allerdings zu wenig adressiert worden, ggf. könnte durch das Prinzip Schaufenster dieser wichtige Quartiersraum stärker akzentuiert werden.
Herz der Anlage sind die im EG kompakt angelegten Werkstattbereiche. Hier befinden sich die Montage, der Werkhof, Werkräume und der Malsaal. Als besonderer räumlicher Vorzug wurde die Mantelbebauung gewertet, die Büro- und Nebenräume an der Schnittstelle nach außen unterbringt. So können Schallemissionen zu den umliegenden Wohnbereichen gemindert werden. Eine Ausnahme stellt die Fassade zum Platz dar, die einen starken Innen- /Außenbezug herstellt. Das Gebäude vermittelt auf zeitgemäße und sinnfällige Weise den Werkstattcharakter und bildet gleichzeitig eine einladende und offene Adresse aus. Weitere Funktionen befinden sich im 1. OG: Die Kreativwerkstätten liegen als abgrenzbarer öffentlicher Bereich an der Nordseite. Zum Teil sind die Zugänge nur über lange und schmal anmutende Flure möglich. Hier wären Öffnungen oder Einblicke in benachbarte Arbeitsbereiche ein potenzieller Gewinn.
Die Erfahrbarkeit des Werkstattbetriebs wird als sehr positiv wahrgenommen: Große Öffnungen und ein geräumiges Foyer über zwei Etagen ermöglichen den Blick zum Platz und Einblicke in den Werkhof über im 1. Obergeschoss platzierte Emporen. Im Mantelbereich des EG liegen offene Kommunikationszonen und formen gezielte Öffnungen nach außen. Sie erlauben Ein- und Ausblicke in die dahinterliegenden Werkstattbereiche. Die deutliche Bündelung der öffentlich relevanten Funktionen zum Platz wird sehr positiv bewertet. Es ermöglicht die gewünschte Aktivierung des Platzraumes durch die im EG liegenden Funktionen. Dennoch entstehen durch die Kommunikationszonen und Schaufenster im EG/OG keine rückseitigen Situationen des Gesamtgebäudes. Die Ausbildung der Fassade mit öffenbaren, verglasten, transluzenten und opaken Bereichen inszeniert in angemessener Weise die Relationen zwischen Innen und Außen gemäß der jeweiligen Nutzung und Ausrichtung des Gebäudes zum Stadtraum. Der skizzierte Einsatz von nachwachsenden und rezyklierten Materialien wird begrüßt.
In Bezug zur Funktionalität sind folgende Punkte zu beachten:
  • Der Wenderadius im Werkstatthof ist nicht eingehalten. Die deutliche Abweichung erfordert eine Justierung.
  • Die Flächenanforderungen im erdgeschossigen Werkstattbereich sind leicht unterschritten und können im Zusammenhang mit der Justierung der Wenderadius ́
optimiert werden.
  • Generell liegen die Nutzflächen im Vergleich über den Soll- bzw. Durchschnittswerten. Im Sinne einer Kostenoptimierung ist dies, wie auch das Verhältnis BGF/NUF, zu prüfen.
  • Der Malsaal erzeugt häufig Lärmemissionen, Schallschutzanforderungen zur daneben liegenden Bühne müssen beachtet werden.
  • Der Lastenaufzug würde in zentraler Position die täglichen Wege verkürzen. Eine Optimierung ist gewünscht, um Fundusbereiche im 1. OG besser anzusteuern.
  • Die Zugänglichkeit zur Dachterrasse geht nicht eindeutig aus den Plänen hervor, eine Begehbarkeit wird gewünscht.
  • Die Lage der notwendigen Technikflächen ist zu präzisieren.
Der Entwurf verbindet in überzeugender Weise funktionale und logistische Anforderungen des Werkstattbetriebs mit den Ansprüchen des Modellvorhabens, die „Theaterwerkstätten“ als
offenes, einladendes Gebäude am zentralen Platz des WarnowQuartiers zu etablieren, in dem Kultur und Theater für viele erlebbar werden.