Einladungswettbewerb | 05/2022
Quartierspark im Tabakquartier in Bremen-Woltmershausen
©Gasse | Schumacher | Schramm Bremen, Gärtner Christ GbR
Visualisierung 1 - Fleet Tabakquartier
1. Preis
Visualisierung
Erläuterungstext
FleetPark Tabakquartier
Das Wettbewerbsgebiet „Quartierspark/Grüne Mitte“ im Tabakquartier Woltmershausen
besteht aus fünf Teilflächen. Hierbei bildet die Fläche 3 ein Gelenk bzw. eine Platzfläche, die
als freiraumplanerischer „Dreh- und Angelpunkt“ für das gesamte Quartier dient. Die eher
länglich gezogenen Flächen 1 und 2 sollen den späteren Quartierspark bilden. Die Flächen 4
und 5 sind als Grünverbindungen und Wegeachsen vorgesehen, welche das Quartierszent-
rum über den Gelenkpunkt der „Grünen Mitte“ nach Norden und nach Westen hin anbin-
den.
Leitidee
Mit der Assoziation „Fleet“ lässt sich für den Quartierspark eine durchgängige, identitätsstif-
tende Leistruktur entwickeln. Die Typologie eines Fleets entspricht zudem auch dem defi-
nierten räumlichen Layout der Freiflächen. Der Quartierspark und die „Grüne Mitte“ können
so als ein ausdrucksstarkes, landschaftliches Ensemble entwickelt werden. Es entsteht ein
Freiraum, der mit seiner Eigenart und Struktur einen starken Rahmen schafft und im Zu-
sammenspiel mit der Architektur, dem Lebensraum Tabakquartier neue Identität verleiht.
Das Fleet selbst verläuft durchgängig in den Teilflächen 1, 2 und 3 als circa 4 bis 5 Meter
breites Band mit einem Bett aus Kies in unterschiedlichen Körnungen: Beach Pebbels, Was-
serbausteinen und Findlingen. Wie ein trocken gefallenes Bach- bzw. Flussbett liegt das Fleet
hierbei leicht eingetieft in der zentralen Achse des Parks. Seine Ränder säumen krautige und
grasbestandene Vegetationsflure. Es dient der Parkentwässerung und kann optional für die
Einleitung von Dachwasser aus den angrenzenden Baufeldern genutzt werden.
Das Fleet ist Leitstruktur, Retentionsraum, Streifraum- und Spielort in einem.
Es verbindet alle Nutzungen und bietet selbst diverse Nutzungsoptionen an.
Beurteilung durch das Preisgericht
Eine großzügige landschaftliche Geste, den die Verfasser als „Fleetpark“ bezeichnen, soll den bisher industriell geprägten Freiraum im neuen Tabakquartier prägen. Diese Idee greift den Charakter der Bremer Flusslandschaft mit ihren Nebenarmen zwischen Ochtumniederung und Weserstrom auf.
Das Konzept lebt von einem durchgängigen grünen Band, in das mit ausreichend dimensionierten und gestalterisch integrierten Retentionsflächen die Anforderungen an ein zukunftsfähiges Regenwassermanagement für das Quartier mit der Entwicklung eines artenreichen Natur- und Grünraumes zusammenkommen. Das ist ein vorbildlicher Ansatz für einen urbanen Freiraum im Sinne der Klimaanpassung und deshalb ganz ausdrücklich zu würdigen. Das ist Stadtlandschaft im besten Sinne des Wortes.
Die Wegeführungen im Quartierspark und im Bereich der grünen Mitte wurden sehr geschickt mit den Anforderungen der Erschließung und die Ausbildung von Vorzonen für die angrenzende zukünftige Bebauung verknüpft.
Die Flächen und Angebote für Spiel, Sport und Bewegung sind in das als Freiraumkontinuum gestaltete grüne Fleetband gut eingefügt und richtig positioniert. Klug auf die angrenzenden Baustrukturen und Räume bezogene Stege harmonieren mit den Schwüngen des Fleetbandes. Die Integration des Baumbestandes in Verbindung mit den vorgeschlagenen neuen Bäumen und Vegetationselementen unterstützen den angestrebten naturnahen Charakter und versprechen auf sehr selbstverständliche Weise eine hohe Biodiversität. Die langen, von den Verfassern so bezeichneten “Tabakkayen“ und „Parkbuhnen“ korrespondieren in ihrer vorgeschlagenen Materialität mit Beton und Klinkern auf subtile Weise mit der Architektur der Fabrik und des Gebäudebestandes.
Insgesamt ergibt sich damit ein stimmiges und eigenständiges Bild für den Freiraum des Tabakquartiers, das auch auf den großen Platz übertragen wurde. Dieser soll als „grüne Mitte“ das Tabakquartier prägen und muss dabei sowohl mit der angrenzenden zukünftigen Bebauung korrespondieren als auch funktionale Anforderungen an eine öffentliche Erschließung des Quartiers aufnehmen können. Zugleich soll dieser Platz eine Adresse für bereits etablierte kulturelle Nutzungen im Bereich der denkmalgeschützten Fabrik werden.
Die von den Verfassern vorgeschlagene Funktionalität und Gestaltung des Platzes im Sinne ihres Entwurfsansatzes wird deshalb in der Jury intensiv diskutiert. Dabei hat sich gezeigt, dass die Weiterentwicklung des Entwurfes mit der baulichen Entwicklung des Platzes verknüpft werden muss. Hierfür bietet das Entwurfskonzept ein gutes Potenzial und geeignete Anknüpfungspunkte.
Insgesamt ein sehr eigenständiger, stimmiger und auf den Ort und seinen Kontext bezogener Entwurf, für den sich das Wettbewerbsgremium einhellig begeistern konnte.
©Gasse | Schumacher | Schramm Bremen, Gärtner Christ GbR
Visualisierung 2 - Grüne Mitte Tabakquartier
©Gasse | Schumacher | Schramm Bremen
Lageplan - FleetPark Tabakquartier
©Gasse | Schumacher | Schramm Bremen
Lageplan - FleetPark Tabakquartier