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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2024

Entwicklung historische Kulturlandschaft Grüner Korridor: Schloss Dyck - Jüchen - Tagebaufolgelandschaft Garzweiler

Perspektive H3

Perspektive H3

3. Preis

Preisgeld: 9.000 EUR

club L94

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

»Entdeckerroute Jüchener Zukunftslandschaft«
Situation
Der gesamte Betrachtungsraum der „Entdeckerroute Jüchener Zukunftslandschaft“ erstreckt sich vom nordöstlich gelegenen Schloss Dyck entlang der beiden Fließgewässer, Jüchener Bach und Kelzenberger Bach, über den zentralen Siedlungsbereich der Stadt Jüchen hinweg bis zur Tagebaukante und dem daran angrenzenden Blau-grünen Band. Zwischen dem kulturhistorische bedeutungsvollen Schloss Dyck und der urbanen Landschaft von Jüchen prägen vereinzelte Grünachsen das Bild, das größtenteils von landwirtschaftlich genutzten Flächen dominiert wird. Insbesondere die Bachauen des Kelzenberger Bachs und des Jüchener Bachs stellen dabei wertvolle ökologische Habitate dar. Die vorhandenen, wenn auch nicht durchgehenden Grünachsen entlang der Täler beider Bäche fungieren als bedeutende natürliche Strukturen inmitten einer ansonsten landwirtschaftlich geprägten Umgebung.
Die Bachauen des Kelzenberger Bachs und des Jüchener Bachs nehmen eine Schlüsselrolle ein, sowohl für die lokale Ökosystemdynamik als auch für die Schaffung eines effektiven Radwegnetzes im Tourismusbereich sowie für die Förderung des regionalen Strukturwandels. Sie bieten nicht nur einzigartige Naturerlebnisse, sondern dienen auch als wichtige Korridore für Flora und Fauna.
Insgesamt ist die Bestandssituation geprägt von einer reichen Vielfalt an Landschaftselementen, die eine solide Basis für die geplante Entwicklung der "Entdeckerroute Jüchener Zukunftslandschaft" bieten. Jedoch birgt sie ein beträchtliches Potenzial, in Zukunft zu einem wegweisenden Pionierprojekt zu avancieren und als Vorbild für sämtliche Orte in dieser Region zu dienen.
Landschaftsplanerisches Gesamtkonzept
Mit dem Klimawandel geht auch eine Veränderung in der Landschaft einher. Die Grün-Blaue-Infrastruktur in der Region soll gestärkt werden. Dabei soll die vorhandene Grün Struktur mit den touristischen Zielen wie den kleinen Schlössern, Burgen und Höfen in der Kulturlandschaft vernetzt werden. Ortschaften werden mit Grünen Säumen umgeben und Ortskerne mit der offenen Landschaft über Grünverbindungen vernetzt. Die Gewässerläufe spielen eine besondere Bedeutung als grüne Verbindungsachsen und Mulden und Feuchtwiesen sollen bei Starkregenereignissen als Retentionsraum aktiviert werden.
Das landschaftsplanerische und freiraumplanerische Konzept der "Entdeckerroute Jüchener Zukunftslandschaft" zielt darauf ab, ein nachhaltiges und funktionsfähiges Leitbild für die Freiräume zu entwickeln und dabei auf zwei Ebenen der Umgestaltung zu agieren.
Ebene 1: Entdeckerroute
Die Entdeckerrouten erstrecken sich entlang der Bachauen des Jüchener Bachs und des Kelzenberger Bachs ökologische Korridore, die das Gebiet prägen. Diese naturnahen Strukturen werden im Zuge eines Renaturierungsprozesses an die Herausforderungen des Klimawandels angepasst und durch bereichernde Landschaftselemente ergänzt. Um die Charakteristik der Bachtäler zu bewahren, werden bedrohte Baumarten durch klimaresiliente Alternativen ersetzt oder ergänzt. Dabei spielen Orientierungselemente wie Blühstreifen, Blütenhecken und Energiepflanzen eine wesentliche Rolle für die Nutzer des Wegnetzes. Ergänzt werden diese durch Landschaftslounges, kleine Rast- und Picknickstationen, Brücken als Aussichtspunkte und ein spielerisches Leitsystem, das die Funktionsvielfalt der Entdeckerroute unterstreicht.
Ebene 2: Agrarlabor
Entlang der Entdeckerroute sollen die Landwirtschaftlichen Flächen mit Maßnahmen zum Naturschutz biodiverser werden. So können bestäuberfreundliche Blühstreifen entlang der Äcker für Bienen und andere Insekten mit ihren attraktiven Pflanzen auch einen ästhetischen Mehrwert haben. Der Saum aus Ackerflächen soll als landwirtschaftlicher Experimentierraum, das sogenannt „Agrarlabor“, genutzt werden. Nicht nur die Anlage von Kicken, Feldrandbiotopen, extensiven Ackerrandstreifen, Totholzhecken und Vogelinseln sollen den Raum ergänzen, auch die Ansaat von neuen Getreidearten in Abstimmung mit Biodiversitätsberatern und wissenschaftlichen Institutionen können den Raum an die Veränderungen anpassen. Diese zweite Ebene der Entdeckerroute bereichert das Gesamterlebnis für die Besucher*innen und dient gleichzeitig als beispielhafte Initiative für die zukünftige Landwirtschaft in der Region.
Entwurf
Im Entwurf für die "Entdeckerroute Jüchener Zukunftslandschaft" steht die Transformation der historischen Kulturlandschaft zwischen dem Schloss Dyck und der Tagebaufolgelandschaft Garzweiler zu einem übergeordneten Grünen Korridor im Fokus, wobei die Themen Klimaschutz und Klimaanpassung zentral sind. Diese Aspekte sind integraler Bestandteil sämtlicher geplanter Maßnahmen. Durch die gezielte Verwendung von klimaresistentem Pflanzenmaterial und die Erprobung hydrologischer Maßnahmen zur Förderung eines landschaftsverträglichen Starkregenmanagements sollen wertvolle Erkenntnisse für eine nachhaltige Landschaftsgestaltung gewonnen werden, die auch auf andere Landschaftsräume übertragbar sind.
Im Rahmen des Gesamtkonzepts sind verschiedene Testfelder vorgesehen, um klimaresiliente Pflanzenelemente, nachhaltige Maßnahmen und Landschaftsstrukturen zu erproben.
Testfeld T3
Das Testfeld T3 liegt unmittelbar neben den Schulen und ist integraler Bestandteil des NABU-Wegs. Dieses Testfeld wurde speziell konzipiert, um ein grünes Klassenzimmer zu schaffen, das Schulpädagogik und Lernpfade umfasst. Das Ziel ist es, den Schülern eine interaktive Lernumgebung im Freien zu bieten, die es ihnen ermöglicht, die natürliche Umgebung, den Klimawandel und unterschiedlichen Lebensräumen zu erforschen und zu verstehen.
Besonderes Augenmerk liegt auf der Trockenheit, die während extremer Hochsommerperioden herrscht. In Anbetracht dieser Herausforderung ist das Testfeld darauf ausgerichtet, Lösungen zu entwickeln, die die Trockenheit in der Landschaft bewältigen und gleichzeitig die Biodiversität fördern. Hier sollen Methoden getestet werden, die es ermöglichen, trockene Weiden zu erhalten und zu revitalisieren, selbst unter den Bedingungen des extremen Hochsommers.
Durch die Integration von innovativen Landschafts- und Bewässerungstechniken sowie die Auswahl von trockenheitsresistenten Pflanzenarten wird das Testfeld T3 zu einem Experimentierfeld für nachhaltige Lösungen, die nicht nur die ökologische Vielfalt schützen, sondern auch einen lehrreichen und inspirierenden Raum für Schüler schaffen.
Testfeld T8
Im Entwurf für das Testfeld T8 wird der Kelzenberger Bach multifunktional genutzt. Er dient nicht nur als Wasserreservoir während Trockenperioden, sondern fungiert auch als Retentionsraum bei Starkregenereignissen, wodurch das Risiko von Überschwemmungen in der Umgebung minimiert wird.
Ein weiteres wichtiges Element des Testfelds ist die Festwiese, die den Anwohnern als Versammlungs- und Veranstaltungsort dient. Diese Wiese bietet Raum für Gemeinschaftsaktivitäten und stärkt die soziale Interaktion innerhalb der Nachbarschaft.
Darüber hinaus fungiert das Testfeld T8 als Experimentierfeld für verschiedene Baumarten. Diese werden gezielt in Umgebungen wie Bachauen, Feuchtwiesen und neben Siedlung gepflanzt und über einen längeren Zeitraum erprobt und bewertet. Durch diese umfassende Untersuchung können die besten Baumarten identifiziert werden, die den spezifischen Bedingungen des Standorts gerecht werden und gleichzeitig zur Biodiversität beitragen.
Ein Infopunkt auf dem Testfeld bietet den Besuchern Informationen über den Klimawandel, Klimaresilienz und Biodiversität. Hier können sie sich über die Herausforderungen und Chancen informieren, die mit diesen Themen verbunden sind, und erfahren, wie das Testfeld dazu beiträgt, Lösungen für eine nachhaltige Zukunft zu entwickeln.
Testfeld H5/ H6
Im Entwurf für das Testfeld H5 und H6 wird eine vielseitige und nachhaltige Nutzung der Landschaft angestrebt.
Eine zentrale Komponente des Testfelds ist ein temporärer Teich, der bei Starkniederschlägen entsteht. Dieser Teich dient nicht nur als Retentionsraum für überschüssiges Wasser, sondern schafft auch Lebensräume für eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten. Durch die Anlage von Feuchtwiesenbiotopen und die Bereitstellung einer Trinkwasserquelle für Tiere wird die Biodiversität gefördert und ein wichtiger Beitrag zum Naturschutz geleistet.
Die bestehende Waldfläche wird durch die Ergänzung ausgewählter klimaresilienter Bäume weiterentwickelt. Diese Baumarten sind speziell für ihre Anpassungsfähigkeit an die sich ändernden Umweltbedingungen ausgewählt und tragen zur Stabilität des Ökosystems bei.
Zwischen dem Weg und den angrenzenden Ackerfeldern wird ein kleiner Aufenthaltsbereich geschaffen, der mit Sitzmöglichkeiten und Fahrradständern den Besuchern zur Erholung und Entspannung inmitten der Natur bietet. Alternativ können auch Energiepflanzen als Pufferzone dienen, um die Wechselwirkungen zwischen Landwirtschaft und Landschaft zu optimieren und ökologische Vorteile zu erzielen.
Das Testfeld stellt somit einen integrativen Ansatz dar, der die ökologische Vielfalt fördert, gleichzeitig aber auch die Bedürfnisse der Besucher berücksichtigt und zur nachhaltigen Entwicklung der Landschaft beiträgt.
Testfeld H3
Das Konzept für Testfeld H3 ist eng mit der vorhandenen Topografie verbunden und integriert sich harmonisch in die Landschaft. Eine Schlüsselkomponente dieses Testfelds ist die Nutzung des Bachwassers. Natürlich wirkende Retentionsräume werden geschaffen, die eine doppelte ökologische Funktion erfüllen: Sie dienen zusammen mit dem Bestandswehr sowohl dem Hochwasserschutz bei extremen Niederschlagsereignissen als auch der Rückhaltung bei extremer Trockenheit. Bei Starkregenereignissen wird das überfließende Wasser vom Industriegebiet durch die Mulde in den Retentionswald angelegt, in der Bäume kurzzeitig im Wasser stehen können, um das Wasser zurückzuhalten und die umliegenden Gebiete vor Überflutungen zu schützen.
Eine Obstwiese mit speziellen Obstbaumarten wird vorgesehen, die an das lokale Klima angepasst sind und auch mit extremen Wetterbedingungen zurechtkommen. Des Weiteren wird ein Klimawäldchen geschaffen, das eine flächige Struktur aufweist und zur Erprobung klimaresilienter Baumarten dient. Diese Baumarten, wie z. B. Mehlbeere, Wildbirne, Hopfenbuche, Blumenesche, Flaumeiche, Vogelkirsche, Schwarzerle und Burgenahorn, werden sorgfältig ausgewählt, um ihre Anpassungsfähigkeit an veränderte klimatische Bedingungen zu testen und zukünftige Waldökosysteme zu stärken. Der Erlebnispfad bietet Bürger*innen einen Begegnungsraum zwischen Menschen und Natur an.
Leitsystem
Auf der Entdeckerroute in der Jüchenern Zukunftslandschaft geht es sinnbildlich „drunter und drüber”. Durchgängig wird die mit dem menschlichen Auge sichtbare (Alltags) Natur in ihrer Beziehung mit dem Unsichtbaren »darunter« thematisiert.
Anschaulich soll so das Verständnis für die Wechselbeziehungen des Ökosystems, Biotops vermittelt werden, analog und digital. Interaktiv und in verschiedenen Vermittlungstiefen ist dies durch den Einsatz von QR-Codes auf Stehlen oder Zaunelementen möglich. Interaktive AR-Anwendungen sind einsetzbar.
Schulen, Initiativen, Paten der Testfelder, wie landwirtschaftliche Betriebe, können die Inhalte hinter dem Stehlen flexibel gestalten und aktuell oder saisonal halten.
Die Reise über die „Drüber und Drunter“ ist eine Entdeckungstour, die über Stehlen und Zaunelemente sowie Codierungen auf den Wegen klar sichtbar wird und eine kleine charmante Attraktion werden kann. Sie zahlt auf das Ziel ein, dass Veränderung im Sinne des nachhaltigen Schutzes der Natur und der Betrachtung landwirtschaftlicher Ökonomie gemeinsam funktionieren können.
Partizipation
Viele kleine Projektteile könnten partizipativ mit Bürger*innen oder landwirtschaftlichen Betrieben entwickelt werden, z.B. durch Pflanzaktionen, Bauspenden, Agrarlaboren sowie Beteiligungs- und Informationsveranstaltungen. Patenschaften z. B. für Klimawald können das Identifikationspotential fördern und Vandalismus verringern.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Beitrag zur „Entdeckerroute der Jüchener Zukunftslandschaft“ wurde von den anwesenden Personen intensiv diskutiert. Positiv hervorgehoben wurde das Besucherlenkungskonzept, welches verschiedene Zielgruppen auf analogem und digitalem Wege das Planungsgebiet näherbringt. Unter dem Motto „drunter und drüber“ werden Infos zu Boden und Geologie in Zusammenhang mit Vegetation und Landnutzung vermittelt. Gelobt werden das Agrarlabor und dessen didaktische Qualitäten. Es kann daher helfen neue Impulse für die Landwirtschaft im Rheinischen Revier und Synergien zum Naturschutz zu generieren. Dabei kann es sich um Blühstreifen auf Ackerflächen oder Schaufenster der Artenvielfalt handeln. Der genaue Verlauf bzw. die Beschaffenheit der Entdeckerroute erschließt sich nicht vollumfänglich. Die einzelnen Raumbilder gilt es zu überprüfen und ggf. nachzuschärfen. Es gilt die Formsprache des Wegesystems zur klären. Die sonstigen Testfelder sollten ebenfalls noch weiter ausdetailliert werden.
Perspektive T3

Perspektive T3

Lageplan

Lageplan

Vertiefungsbereich H3

Vertiefungsbereich H3

Vertiefungsbereich T3

Vertiefungsbereich T3

Vertiefungsbereich H6

Vertiefungsbereich H6

Vertiefungsbereich T8

Vertiefungsbereich T8

Leitsystem

Leitsystem