Offener Wettbewerb | 07/2007
GRĂNZUG NEU-ALTONA
lageplan nord
4. Preis
Preisgeld: 4.000 EUR
Landschaftsarchitektur
ErlÀuterungstext
RANDBEDINGUNGEN
HAMBURG, DIE GRĂNE STADT,
ist ĂŒberall etwa gleich grĂŒn. Das ist schön, bietet aber noch keine stadtrĂ€umliche QualitĂ€t.
Die Morphologie der Stadt wird geprĂ€gt durch ihre groĂen FreirĂ€ume. Sie bilden die Adressen der Stadt und definieren Ihre Lagegunst mit: Innen/AuĂen-Alster, Elbhang, Jenisch-Park, Wallanlagen. Der GrĂŒnzug Neu-Altona hat das Potential durch seine GröĂe und Struktur eine dieser Adressen zu bilden. Dieser These liegt unserer Arbeit zu Grunde.
1. KONZEPT
Das gut gemeinte moderne Konzept der neuen Landschaftlichkeit im Zentrum Neu-Altonas resultiert heute in unspezifischen, untergenutztem AbstandsgrĂŒn. Verbleibende RestrĂ€ume sind nicht lesbar und werden als stĂ€dtebauliche ErweiterungsflĂ€chen an den RĂ€ndern aufgezehrt.
Das Ensemble der 50er Jahre hat jedoch in Teilbereichen gemÀà des Leitbildes modernen StĂ€dtebaus mit flieĂender Raumbildung und flexibler Zonierung eine hohe QualitĂ€t. Die an den GrĂŒnzug angrenzenden Quartiere der Nachkriegszeit werden aufgrund ihrer nachhaltigen BestandsqualitĂ€ten grundsĂ€tzlich nicht in Frage gestellt. Sie sollen jedoch sowohl rĂ€umlich als auch programmatisch modernisiert werden. Im Wesentlichen wird der Bestand arrondiert und punktuell ergĂ€nzt. Eine stĂ€dtebauliche Neuordnung erfolgt im Nordwesten des Bearbeitungsgebietes, da hier die Bestandsstruktur nicht sinnvoll erneuerbar erscheint bzw. der Bildung des GrĂŒnzugs stark im Wege steht.
2. GRĂNZUG
âAufgrund des parkartigen Charakters ist die SiedlungsgrĂŒnflĂ€che Hammerbachers mehr ein Gebiet der Ăffentlichkeit, das den Bewohnern nicht IntegritĂ€t, sondern vielmehr Distanz vermittelt.â (1)
Elastische Zonierung: Aktivierende Randbedingungen
Die zur Zeit bestehende mittige ErschlieĂungsachse wird durch eine ringförmige RanderschlieĂung, den Loop, ersetzt und schafft eine eindeutige Hierachie und Zuordnung der FreirĂ€ume, die jedoch fĂŒr unterschiedlichste Formen der Freiraumnutzung interpretierbar bleibt. Der Loop bildet eine eindeutige Zuordnung von AuĂen und Innen im Profil des GrĂŒnzugs.
AuĂen liegen die rĂ€umlich und programmatisch diversifizierten RĂ€nder, die zur angrenzenden
Bebauung vermitteln und filtern. Diese Bereiche erhalten durch Streuobstwiesen einen halbdurchlĂ€ssigen Raumeindruck (Filter) und bilden einen wilden Garten fĂŒr Aneignung durch Bewohner der angrenzenden GebĂ€ude.
Im Inneren ergeben sich offene Rasen- und WiesenflĂ€chen, deren Weite den Tal-Charakter betonen. In der vorherrschenden Ost-West-Querung bildet sich eine Pause in der Stadt, wohingegen in der Nord-SĂŒd-Richtung eine vielgestaltige Raumsequenz offener FlĂ€chen mit langen SichtbezĂŒgen entsteht.
Der breite Loop ermöglicht verschiedene Bewegungsmuster unterschiedlicher Geschwindigkeit nebeneinander. Die Bestandswege sind zu schmal um heutigen differenzierten BewegungsansprĂŒchen zu genĂŒgen, d.h. ungehindert FahrrĂ€der, FuĂgĂ€nger und Rollsport aufzunehmen. Der breitere Querschnitt ermöglicht einen groĂzĂŒgigen boulevardartigen Bewegungsstrom fĂŒr verĂ€nderte BewegungsbedĂŒrfnisse. Die groĂen offenen RasenflĂ€chen sind vielfĂ€ltig nutzbar und als TeilrĂ€ume im Inneren klar gefasst. Der Querschnitt des GrĂŒnzugs schafft eine talartige Situation, die eine savannenĂ€hnliche Typologie mit geschĂŒtzten Bereichen im ĂuĂeren und offenen FlĂ€chen im Zentrum vorsieht. Angestrebt wird ein groĂzĂŒgiger Freiraum, der als Stadtraum, als Adresse fĂŒr die umliegenden Bereiche fungiert. Kleinteiligere Nutzungen beleben die Randbereiche.
Programmatische Verdichtung: Arbeiten im Park
Das Dilemma der monofunktionalen Struktur der Zeilenbauquartiere wird durch minimale bauliche ErgĂ€nzungen im MaĂstab von Ladenlokalen oder Garagen fĂŒr ExistenzgrĂŒnde behoben. Die Nachverdichtung mittels programmatischer Nutzungsmischung bildet eine konfettiartige Schicht von Kiosken oder Pavillons. Auf diese Weise wird die aus dem stĂ€dtebaulichen Leitbild hervorgegangene rigide Funktionstrennung aufgehoben. Dieses Ausschlussprinzip kann gegenwĂ€rtig als ĂŒberholt angesehen werden. Heutige Ăkonomien basieren oft auf Start-Up-Unternehmen mit Netzwerken kleinster Einheiten. HierfĂŒr eignen sich kleine Gewerbeeinheiten mit FĂŒhlungsnĂ€he zur Creative Class (2) in St.Pauli / im Schanzenviertel als Katalysatoren fĂŒr neue Dienstleistungs- und Gewerbestrukturen von morgen. Die Freiraumnutzung und âfrequentierung wird hierdurch verstĂ€rkt.
Die Bunker haben ihre Schutzfunktion weitgehend verloren. Sie bieten als vorhandene Struktur groĂes Potential fĂŒr Nachnutzungen und sollten aufgrund ihrer markanten Eigenart keinesfalls abgerissen, sondern modifiziert werden. Sie können fĂŒr Gewerbe- und Dienstleistungszwecke umgenutzt werden.
Die DĂ€cher der Bunker sind auĂerdem stabiles Fundament fĂŒr prominente oder priviligierte Projekte, z.B. Villen auf dem Dach. Ăffentliche oder gemeinschaftliche Einrichtungen wie das Beratungsprojekt Alimaus und das ParkcafĂ© können in den umgenutzten BunkergebĂ€uden untergebracht werden.
3. WOHNUNGSWIRTSCHAFTLICHE ASPEKTE
Das Gebiet ist zentral gelegen und sehr gut erschlossen. Im Widerspruch dazu steht die QualitĂ€t der Wohnungen mit geringerem Standard der Nachkriegsjahre. Eine zu hohe Diskrepanz zwischen LagequalitĂ€t und Wohnungsstandard kann zu Leerstand fĂŒhren. Aufgrund der hohen Nachfrage nach Wohnraum ist der Leerstand in den Quartieren der 50er Jahre im Vergleich zu anderen StĂ€dten jedoch gering. Eine Versorgung mit gĂŒnstigem, jedoch zentral gelegenem Wohnraum steht einer möglichen VerdrĂ€ngung durch die Schaffung höherwertigen Wohnraums in dieser Lage gegenĂŒber. Angesichts der Herstellung von neuen hochwertigen Lagen an der Hafencity und Innenentwicklung an anderen Orten, kann dieser Wohnraum fĂŒr die sozial einkommensschwĂ€cheren Gruppen zur VerfĂŒgung gestellt werden, z.B. jungen Familien, die preiswerten Wohnraum in Innenstadtlage mit Zugang zu FreirĂ€umen nachfragen.
Literatur
(1) Hertha Hammerbacher: Virtuosin der neuen Landschaftlichkeit â Der Garten als Paradigma:
Jeong-Hi Go, Berlin 2006, Dissertation an der TU Berlin
(2) Richard Florida: The Rise of the Creative Class: Talent, Tolerance, Technology, 2004
HAMBURG, DIE GRĂNE STADT,
ist ĂŒberall etwa gleich grĂŒn. Das ist schön, bietet aber noch keine stadtrĂ€umliche QualitĂ€t.
Die Morphologie der Stadt wird geprĂ€gt durch ihre groĂen FreirĂ€ume. Sie bilden die Adressen der Stadt und definieren Ihre Lagegunst mit: Innen/AuĂen-Alster, Elbhang, Jenisch-Park, Wallanlagen. Der GrĂŒnzug Neu-Altona hat das Potential durch seine GröĂe und Struktur eine dieser Adressen zu bilden. Dieser These liegt unserer Arbeit zu Grunde.
1. KONZEPT
Das gut gemeinte moderne Konzept der neuen Landschaftlichkeit im Zentrum Neu-Altonas resultiert heute in unspezifischen, untergenutztem AbstandsgrĂŒn. Verbleibende RestrĂ€ume sind nicht lesbar und werden als stĂ€dtebauliche ErweiterungsflĂ€chen an den RĂ€ndern aufgezehrt.
Das Ensemble der 50er Jahre hat jedoch in Teilbereichen gemÀà des Leitbildes modernen StĂ€dtebaus mit flieĂender Raumbildung und flexibler Zonierung eine hohe QualitĂ€t. Die an den GrĂŒnzug angrenzenden Quartiere der Nachkriegszeit werden aufgrund ihrer nachhaltigen BestandsqualitĂ€ten grundsĂ€tzlich nicht in Frage gestellt. Sie sollen jedoch sowohl rĂ€umlich als auch programmatisch modernisiert werden. Im Wesentlichen wird der Bestand arrondiert und punktuell ergĂ€nzt. Eine stĂ€dtebauliche Neuordnung erfolgt im Nordwesten des Bearbeitungsgebietes, da hier die Bestandsstruktur nicht sinnvoll erneuerbar erscheint bzw. der Bildung des GrĂŒnzugs stark im Wege steht.
2. GRĂNZUG
âAufgrund des parkartigen Charakters ist die SiedlungsgrĂŒnflĂ€che Hammerbachers mehr ein Gebiet der Ăffentlichkeit, das den Bewohnern nicht IntegritĂ€t, sondern vielmehr Distanz vermittelt.â (1)
Elastische Zonierung: Aktivierende Randbedingungen
Die zur Zeit bestehende mittige ErschlieĂungsachse wird durch eine ringförmige RanderschlieĂung, den Loop, ersetzt und schafft eine eindeutige Hierachie und Zuordnung der FreirĂ€ume, die jedoch fĂŒr unterschiedlichste Formen der Freiraumnutzung interpretierbar bleibt. Der Loop bildet eine eindeutige Zuordnung von AuĂen und Innen im Profil des GrĂŒnzugs.
AuĂen liegen die rĂ€umlich und programmatisch diversifizierten RĂ€nder, die zur angrenzenden
Bebauung vermitteln und filtern. Diese Bereiche erhalten durch Streuobstwiesen einen halbdurchlĂ€ssigen Raumeindruck (Filter) und bilden einen wilden Garten fĂŒr Aneignung durch Bewohner der angrenzenden GebĂ€ude.
Im Inneren ergeben sich offene Rasen- und WiesenflĂ€chen, deren Weite den Tal-Charakter betonen. In der vorherrschenden Ost-West-Querung bildet sich eine Pause in der Stadt, wohingegen in der Nord-SĂŒd-Richtung eine vielgestaltige Raumsequenz offener FlĂ€chen mit langen SichtbezĂŒgen entsteht.
Der breite Loop ermöglicht verschiedene Bewegungsmuster unterschiedlicher Geschwindigkeit nebeneinander. Die Bestandswege sind zu schmal um heutigen differenzierten BewegungsansprĂŒchen zu genĂŒgen, d.h. ungehindert FahrrĂ€der, FuĂgĂ€nger und Rollsport aufzunehmen. Der breitere Querschnitt ermöglicht einen groĂzĂŒgigen boulevardartigen Bewegungsstrom fĂŒr verĂ€nderte BewegungsbedĂŒrfnisse. Die groĂen offenen RasenflĂ€chen sind vielfĂ€ltig nutzbar und als TeilrĂ€ume im Inneren klar gefasst. Der Querschnitt des GrĂŒnzugs schafft eine talartige Situation, die eine savannenĂ€hnliche Typologie mit geschĂŒtzten Bereichen im ĂuĂeren und offenen FlĂ€chen im Zentrum vorsieht. Angestrebt wird ein groĂzĂŒgiger Freiraum, der als Stadtraum, als Adresse fĂŒr die umliegenden Bereiche fungiert. Kleinteiligere Nutzungen beleben die Randbereiche.
Programmatische Verdichtung: Arbeiten im Park
Das Dilemma der monofunktionalen Struktur der Zeilenbauquartiere wird durch minimale bauliche ErgĂ€nzungen im MaĂstab von Ladenlokalen oder Garagen fĂŒr ExistenzgrĂŒnde behoben. Die Nachverdichtung mittels programmatischer Nutzungsmischung bildet eine konfettiartige Schicht von Kiosken oder Pavillons. Auf diese Weise wird die aus dem stĂ€dtebaulichen Leitbild hervorgegangene rigide Funktionstrennung aufgehoben. Dieses Ausschlussprinzip kann gegenwĂ€rtig als ĂŒberholt angesehen werden. Heutige Ăkonomien basieren oft auf Start-Up-Unternehmen mit Netzwerken kleinster Einheiten. HierfĂŒr eignen sich kleine Gewerbeeinheiten mit FĂŒhlungsnĂ€he zur Creative Class (2) in St.Pauli / im Schanzenviertel als Katalysatoren fĂŒr neue Dienstleistungs- und Gewerbestrukturen von morgen. Die Freiraumnutzung und âfrequentierung wird hierdurch verstĂ€rkt.
Die Bunker haben ihre Schutzfunktion weitgehend verloren. Sie bieten als vorhandene Struktur groĂes Potential fĂŒr Nachnutzungen und sollten aufgrund ihrer markanten Eigenart keinesfalls abgerissen, sondern modifiziert werden. Sie können fĂŒr Gewerbe- und Dienstleistungszwecke umgenutzt werden.
Die DĂ€cher der Bunker sind auĂerdem stabiles Fundament fĂŒr prominente oder priviligierte Projekte, z.B. Villen auf dem Dach. Ăffentliche oder gemeinschaftliche Einrichtungen wie das Beratungsprojekt Alimaus und das ParkcafĂ© können in den umgenutzten BunkergebĂ€uden untergebracht werden.
3. WOHNUNGSWIRTSCHAFTLICHE ASPEKTE
Das Gebiet ist zentral gelegen und sehr gut erschlossen. Im Widerspruch dazu steht die QualitĂ€t der Wohnungen mit geringerem Standard der Nachkriegsjahre. Eine zu hohe Diskrepanz zwischen LagequalitĂ€t und Wohnungsstandard kann zu Leerstand fĂŒhren. Aufgrund der hohen Nachfrage nach Wohnraum ist der Leerstand in den Quartieren der 50er Jahre im Vergleich zu anderen StĂ€dten jedoch gering. Eine Versorgung mit gĂŒnstigem, jedoch zentral gelegenem Wohnraum steht einer möglichen VerdrĂ€ngung durch die Schaffung höherwertigen Wohnraums in dieser Lage gegenĂŒber. Angesichts der Herstellung von neuen hochwertigen Lagen an der Hafencity und Innenentwicklung an anderen Orten, kann dieser Wohnraum fĂŒr die sozial einkommensschwĂ€cheren Gruppen zur VerfĂŒgung gestellt werden, z.B. jungen Familien, die preiswerten Wohnraum in Innenstadtlage mit Zugang zu FreirĂ€umen nachfragen.
Literatur
(1) Hertha Hammerbacher: Virtuosin der neuen Landschaftlichkeit â Der Garten als Paradigma:
Jeong-Hi Go, Berlin 2006, Dissertation an der TU Berlin
(2) Richard Florida: The Rise of the Creative Class: Talent, Tolerance, Technology, 2004
Beurteilung durch das Preisgericht
AuszĂŒge:
Der Ansatz des Entwurfs, nur mit auĂenliegenden
Wegen zu arbeiten, ist interessant und verfolgenswert.
(...)
Durch die konsequenten auĂenliegenden Wegeverbindungen
ergeben sich sehr schöne groĂzĂŒgige
FreirÀume, (...)
Inwieweit die vorhandenen Bunker fĂŒr eine Umnutzung (z.B.
Gemeinbedarf) geeignet sind, bedarf der nÀheren
PrĂŒfung.
(...)
Der Ansatz des Entwurfs, nur mit auĂenliegenden
Wegen zu arbeiten, ist interessant und verfolgenswert.
(...)
Durch die konsequenten auĂenliegenden Wegeverbindungen
ergeben sich sehr schöne groĂzĂŒgige
FreirÀume, (...)
Inwieweit die vorhandenen Bunker fĂŒr eine Umnutzung (z.B.
Gemeinbedarf) geeignet sind, bedarf der nÀheren
PrĂŒfung.
(...)
lageplan sĂŒd
Der Loop gliedert FlÀchen.
Lageplan
programmatische ErgÀnzung mit Studios und Geminschaftseinrichtungen in den Hochbunkern
Aneignung durch Start-up Pavillons
stÀdtebauliche Neuordnung Bertha von Suttner Park
Trinitatiskirche durch den Loop erschlossen.
topologie des loop
Der Loop integriert bestehende Wege.
Pavillons ergÀnzen moderne Zeilenstrukturen.
Neue Perspektiven