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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2024

Generationen- und Kulturzentrum mit Bücherei in Deining

Visualisierung

Visualisierung

Engere Wahl

DISTLER Architekten + Ingenieure GmbH

Architektur

Wolfram Schidlo Modellbau

Modellbau

Erläuterungstext

Das Umfeld ist städtebaulich kleinteilig gebildet. Der Entwurf gliedert das Generationen- und Kulturzentrum in zwei Kuben. Das Konzept reagiert auf die vorhandene Situation und nimmt diese auf. Die vertikale Achse dient sowohl als „öffentliche“ Erschließung wie auch innerhalb der Nutzungen Foyer, Bibliothek und Mehrzweckraum.

Kerngedanke des Entwurfs ist den Blick in das Tal aus allen Nutzungen zu ermöglichen. Der Grundstückszuschnitt, die Hanglage und das Raumprogramm mit seinen Raumhöhen schlossen eine sinnvolle Nutzung des Bestandes aus. Ein Um- und Anbau des, als Einfamilienhaus genutzten Bestandskörpers stellt sich als extrem unwirtschaftlich dar. Es können weder die geforderten Raumhöhen nachgewiesen werden, noch können Anbauten innerhalb städtebaulicher Grundordnungen sinnvoll dargestellt werden. So entstanden zwei neue, unterschiedlich hohe, unterschiedlich ausgerichtete und ineinander geschobene Quader. Der vordere Baukörper, Quader 1, steht mit seiner Längsseite parallel zum Kirchenweg. Er ist ca. 7 m von der Straße zurückgesetzt, um Platz für eine „Kiss + Ride Zone“ sowie einen dörflichen Vorplatz mit Aufenthaltsqualität zu schaffen. Eine aus dem rückwärtigen Kubus hervorspringende, dem Gelände folgende Scheibe zieht den Besucher vom Straßenraum in das Gebäude hinein. Der dahinter liegende Baukörper, Quader 2 ist gegenüber dem vorderen Baukörper versetzt und liegt an den nördlichen und östlichen Grundstücksgrenzen und verläuft parallel zum Trauungssaal. Gegenüber diesem ist er leicht nach Westen verlängert, um den oberen Rathausplatz zu fassen und gleichzeitig einen intuitiv ablesbaren Eingangsbereich zu schaffen. Durch die Nähe der Bebauung zum Trauungssaal bietet sich hier die Möglichkeit eines barrierefreien Übergangs zur Kirche sowie einer Überdachung an. Neben dem Gebäude verläuft an der westlichen Grundstücksgrenze, durch einen Grünstreifen vom Gebäude getrennt, die neue öffentliche Außenerschließung. Sie lädt wie die bisherige durch Sitzstufen zum Verweilen ein und unterstützt so den Vorplatz. Dem Geländeverlauf folgend staffeln sich die beiden Baukörper zum Rathausplatz hin auf. Dort werden im Zuge der Neugestaltung der Außenanlagen gleichzeitig neue Stellplätze unter Berücksichtigung der bestehenden Zufahrten geschaffen. Zum Kirchenweg zeigt sich das Gebäude leicht zurückgesetzt zweigeschossig, dahinter mit Quader 2 dreigeschossig. Vom Rathausplatz aus ist es eingeschossig wahrnehmbar, der vordere Baukörper bleibt jedoch durch eine öffentlich zugängliche Dachterrasse ablesbar.

Der Zugang vom Kirchweg aus wird durch die dem Gelände folgende abgetreppte Fassade und die bis zum Kirchweg auskragende Geländestützscheibe gelenkt. Im Korridor zum Eingang deutet die warme, immer wieder geöffnete Holzfassade die öffentliche Nutzung an. Vor dem verglasten Eingang befindet sich die Medienrückgabe, hinter der Scheibe verbirgt sich der Müllraum. Im Inneren befindet sich das Foyer mit Treppenhaus, das über einen Lichtschacht entlang der Stützwand zum Trauungssaal einladend natürlich belichtet wird. Von hier aus werden die Räume auf allen Ebenen erschlossen. Auf Ebene -2 zieht sich die Scheibe in den Innenraum und beherbergt neben dem Technikraum den barrierefreien Aufzug. Hinter und unter der einläufigen Treppe befinden sich die Garderobe, ein Stauraum für Vereine und Sitzgelegenheiten. Daneben führt eine zum Foyer geöffnete Faltwand in die Bibliothek. Sie füllt den gesamten Quader 1 mit einem regulären und einem Galeriegeschoss aus. Nach der Verbuchung lädt ein großzügiger, zweigeschossiger Raum zum Verweilen ein. Neben dem Literaturcafé bietet eine spielerische „Lesetreppe“ mit Sitzstufen die Möglichkeit, neue Bücher und Medien zu entdecken. Daran angeschlossen sind verschiebbare Regalreihen für weitere Ausstellungen und unterhalb der Treppe eine Lesehöhle für zurückgezogene Momente. Der Bereich unter der Galerie beinhaltet neben der Verbuchung am Eingang eine Teeküche sowie ein Lager.

Auf Ebene -1 befindet sich entlang der Galerie der Bestands- und Zielgruppenbereich 2 mit Blick nach unten. Auch hier ist der Zugang zur Bibliothek über das Foyer möglich. Im Foyer befinden sich wiederum Sitzgelegenheiten vor den geschlechtergetrennten und barrierefreien Toiletten sowie eine Galerie zur Ebene -2. Der Raumeindruck wird auch hier durch den Lichtschacht entlang der Stützwand zum Trauungssaal mit natürlichem Licht bedient.

Auf Ebene 0 bildet ein großzügig verglastes Foyer mit Oberlicht und Garderobe den Eingang vom Rathausplatz. Von hier aus werden die unteren Geschosse über einen Rücksprung zur Stützwand belichtet, so dass die Erschließungszone mit Tageslicht versorgt werden kann. Dies wird durch die Leichtigkeit der einläufigen Stahlwangentreppen unterstützt. Vom Foyer aus kann der teilbare Mehrzwecksaal über zwei Türen unabhängig erschlossen werden. Durch die über Eck verlaufende Verglasung ist der Mehrzwecksaal prominent zur Hauptstraße ausgerichtet. Zusätzlich bietet er die Möglichkeit, bei größeren Veranstaltungen die Terrasse mit einzubeziehen. Im östlichen Teil befinden sich Lager, Küche und Stuhllager. Faltschiebewände ermöglichen eine direkte Öffnung zum MZK und bieten somit die Möglichkeit einer Raumerweiterung. Durch Fassadenöffnungen in den Nebenräumen können die Raumfunktionen bei Bedarf getauscht werden, so dass das Stuhllager auch als Vereinsraum genutzt werden kann.

Die Konstruktion sowie die Fassade folgen dem Prinzip, Materialien dort einzusetzen, wo es sinnvoll ist. So sind in allen erdberührten Bereichen die Wände massiv aus Dämmbeton ausgeführt. In den darüber liegenden Bereichen wird eine Holzrahmen­konstruktion ausgebildet. Das Holz fügt sich durch seine warme Ausstrahlung in den von Bauernhäusern geprägten alten Ortskern ein.

Das enge Stützenraster, das auch die Decken trägt, lässt durch Öffnungen eine öffentliche Nutzung erahnen und hebt sich damit von den Stallbauten der Umgebung ab. Der Kubus 1 zeichnet sich durch ein regelmäßiges Raster aus verglasten und geschlossenen Elementen aus, das in den unteren beiden Geschossen eine direkte Sichtbeziehung zur gegenüberliegenden Wohnbebauung einschränkt und somit die Privatsphäre wahrt. Die Fassade folgt dem abgestuften Betonsockel und führt so intuitiv zum Eingang auf Ebene -2. Kubus 2 hat die gleiche Konstruktion, zeichnet sich aber durch eine breite, über Eck verlaufende Pfosten-Riegel-Fassade zur Hauptstraße aus, die den öffentlichen Charakter des Gebäudes deutlich macht. Zum Rathausplatz präsentiert sich das Gebäude ebenfalls mit einer breiten Pfosten-Riegel-Fassade, die gleichzeitig den Eingang beinhaltet. Die Decken des Gebäudes sind als Holz- Beton-Verbunddecken ausgeführt, das Dach des ersten Baukörpers als begehbares Dach, das des zweiten als extensiv begrüntes Dach mit Photovoltaikanlage. Beide versorgen die darunter liegenden Geschosse über Oberlichter mit Tageslicht.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Verfasser reisst das bestehende Gebäude ab und setzt zwei neue Stadtbausteine, die sich vom Trausaal hinunter zum Kirchweg leicht verdreht in die Ortsstruktur einfügen. Die Flachdächer lassen den Blick zur Kirche und zum Rathaus frei. Sie ergänzen den Bautypus des Trausaals vom Habitus her, aber mit einer anderen Fassade. Die Eingangssituation oben vom Rathausplatz ist gut gelöst. Dem Preisgericht gefiel auch der Zugang vom Rathausplatz auf das Flachdach der Bücherei. Von hier aus bietet sich ein schöner Blick über den Ort. Der Zugang unten vom Kirchweg aus überzeugt leider nicht. Er liegt abseits auf der Ostseite des Grundstücks in einem Einschnitt. Der Anschluss der Freitreppe an den Kirchweg sollte attraktiver gestaltet werden. Der grüne Hügel vor den abgestuften Fenstern der Bücherei bietet wenig Aufenthaltsqualität. Der großzügig mit einer Galerie ausgestattete Büchereiraum bietet viel Platz und einladende Sitzmöglichkeiten auf den Stufen am Fenster. Der Mehrzweckraum und die Küche im oberen Geschoss sind gut zum Rathausplatz hin angeordnet. Alle Geschosse mit den unterschiedlichen Nutzungen sind funktional gut über eine durchlaufende Treppe und den Aufzug miteinander verbunden.

Etwurf ist wirtschaftlich. Das umbaute Volumen liegt im Durchschnitt aller abgegebenen Arbeiten. Die gewählte Holzkonstruktion zeigt einen nachhaltigen Ansatz.

Das Raumangebot der Bücherei im EG ist gut zu strukturieren und bietet viel Tageslicht. Die Galerie ist zu schmal geplant; um sie für den Büchereialltag nutzbar zu gestalten, müsste nachgebessert werden. Auch die Abgrenzung zu den weiteren Räumen des Gebäudes müsste überprüft werden.
Abgabeplan 01

Abgabeplan 01

Abgabeplan 02

Abgabeplan 02