modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Studienauftrag im selektiven Verfahren | 10/2020

Neugestaltung Eingangshalle Kunst Museum Winterthur │Reinhart am Stadtgarten (CH)

Teilnahme

Brauen Wälchli Architectes

Architektur

John M Armleder

Kunst

Beurteilung durch das Preisgericht

Künstlerische Würdigung
Ausgehend von der Tatsache, dass das «Reinhart am Stadtgarten» ursprünglich einem anderen Gebäudetypus als dem eines Museums entspricht, setzt das Projektteam bei einer Korrektur des Foyers an. Mit architektonischen und künstlerischen Eingriffen wird auf eine Tradition referiert, die sich geübten Museumsbesucherinnen und -besuchern rasch erschliesst, die in diesem Gebäude jedoch nie gegeben war. Die Dreiteilung des Foyers wird durch die Deckengestaltung mit Rondellen und Stuckaturen verstärkt und neu gefasst. Die Begrenzung der Seitenräume wird durch das Einfügen von Unterzügen betont, zum Ausgang auf die Rückseite des Parks wird eine Tür mit Rundbogen eingeführt, die die Form der Eingangsportale aufnimmt. Die Deckengestaltung mit Gold und Spiegeln referiert auf Gestaltungselemente des Jugendstils. Die Wandgestaltung mit einem weichen Grauton referiert auf die architektonischen Fassungen von Museumsbauten vor der Propagierung des White Cubes. Die weisse Decke und die Spiegeleffekte verhelfen dem Raum zu einer Grosszügigkeit und Überhöhung. Zur Referenz an die Geschichtlichkeit passt, dass das Projektteam das bestehende Mobiliar aus den 1950er-Jahren wieder integrieren will.

Der sehr elegante Vorschlag ist in sich schlüssig. Zur künstlerischen Gesamtkonzeption des Eingangsraums passen auch die beiden monumentalen Schüttbilder von John M Armleder, die die beiden Gemälde Walsers ersetzen sollen. Es gefällt auch die Fortsetzung der Raumgestaltung durch das Anbringen einer zusätzlichen Deckenrondelle im Treppenaufgang zum ersten Obergeschoss. Dennoch wirkt der Vorschlag in seiner Konsequenz wie ein Zitat, das seine Referenzen in der Vergangenheit sucht. Zum Profil des Museums «Reinhart am Stadtgarten» passt der Vorschlag; als Setzung und Ausgangspunkt für die angestossene Entwicklung des Museumskonzepts in die Zukunft bietet er jedoch wenig Anknüpfungspunkte. So wird auch bemängelt, dass der Vorschlag keinerlei Aussenwirkung sucht. Auch die Ergänzung des Ausgangs zum Stadtpark ist mit maximaler Diskretion behandelt, indem Treppe, Rampe und Geländer mit dem bestehenden architektonischen Vokabular formuliert werden.

Architektonische Würdigung
Das Projekt des Teams John M Armleder und Brauen Wälchli Architectes führt das Gebäude des Museums «Reinhart am Stadtgarten» in einen ehemaligen Zustand zurück – oder vielmehr in das, was er idealerweise einmal war. Geplant ist eine Reparatur, die durch die Architektur und auch den künstlerischen Beitrag kohärent und konsequent umgesetzt wird. Die Proportionen der Räume werden durch die Dreiteilung des Eingangsbereichs verbessert. Umso mehr als sie durch die grauen Wände und weissen Decken sowie die Spiegel höher scheinen als im Bestand. Durch den mittleren «Eingangsraum» in Längsrichtung wird der Schwerpunkt des Gebäudes optisch zum Stadtgarten hin verschoben und die Verbindung zum «Kunst Museum Winterthur|Beim Stadthaus» initiiert und betont. Die neue Tür Richtung Park wird analog zu den Türen zur Stadthausstrasse ausgebildet. Dies wurde kontrovers diskutiert. Zum einen überzeugt der Verweis nach draussen, zum andern stört die historisierende Form. Generell wurde hinterfragt, wie elegant und auch ästhetisch der neue Eingangsbereich sein soll, um banale funktionale Bedürfnisse unterzubringen und auch um zukunftsweisend zu sein. Denn schön und in sich stimmig ist das vorgeschlagene Projekt ohne Zweifel. Die Frage tauchte auf, ob dadurch das Gebäude nicht zu sehr auratisiert wird und ob ein wenig Ironie sowie der eine oder andere Bruch dem Entwurf nicht gut getan hätten. So überzeugt der Vorschlag des runden Bassins, auch als einziger Verweis nach innen irritiert aber in seiner reinen Form und symmetrischen Anordnung.

Was beeindruckt, ist die Präzision und die Leistungsfähigkeit des Vorschlags. So lässt die Konzentration des Projekts auf die Decke unterschiedliche Nutzungen und Anpassungen (in Bezug auf die Hindernisfreiheit, die Funktionalität und die Betriebsabläufe) zu, und durch den Eingriff können sowohl die Akustik als auch (zum Teil) der Brandschutz verbessert werden. Doch genau darin liegt auch ein grosses Problem. Durch das im Vergleich zur Machbarkeitsstudie verändert Brandschutzkonzept wird die Personenbelegung im Museum auf 100 Besucher eingeschränkt. Dies, weil der mittlere Raum der Eingangshalle nicht vom Treppenhaus und vom Ausgang zum Park abgetrennt werden kann und somit nur ein Fluchtweg besteht. Dies ist aus betrieblicher Sicht nicht möglich. Um trotzdem den brandschutztechnischen Anforderungen zu genügen, müsste das Projekt stark angepasst werden, was bei einem so fein austarierten Projekt schwierig erscheint.