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Begrenzt offener Realisierungs-Wettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungs– und Auswahlverfahren | 04/2005

Erweiterung der Evangelisch-Lutherischen Kirche

Perspektive Innenraum Kirche

Perspektive Innenraum Kirche

3. Preis

Prof. Rüdiger Möller

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Außen: Der konzeptionelle städtebauliche Ansetz erscheint widersprüchlich. Durch die Abtragung der Kirche bis auf die Grundmauern in Höhe von 1,8 m wird die heutige Stadtraumsituation weiter geschwächt. Die Raumfassung mit dem Neubau wäre im Westen wünschenswert, damit die Kirche sich stärker im Stadtraum präsentiert. Auch die Kontur des Quaders wirkt unentschlossen. Die nach Süden und Westen infolge der Nebenraumzone vorgenommene Abstaffelung wird verstanden, gleichzeitig wird damit aber die Prägnanz der Raumform zurückgenommen. Nach Osten zeigt der Würfel hin zum Gemeindehaus eine große Bauhöhe und wirft damit Proportionsprobleme auf.

Innen: Eine Kirche, ein sakraler Raum vom Feinsten: Schön in Proportion, in räumlicher Atmosphäre. Es ist prima, wie hier die baulichen Mittel zu einem Gesamtkunstwerk zusammenspielen: die Galerien schweben förmlich im Raum, ein wunderbares Spiel von Masse und Licht, von Schwere, Verbundenheit und Leichtigkeit wird eingeleitet. Ein beispielhafter Zentralraum wird gebildet, präzise in seiner Geometrie, porös und transparent in seinen Raumbegrenzungen über die Vielschichtigkeit der Begrenzungsebenen. Die Nebenräume ergänzen den Baukörper zu einem Ganzen. Dann die Einbindung des Bestandes: Auch hier überzeugt diese Konzept. Taufkapelle legitimiert diesen Ort und vermittelt Maßvoll zwischen Neubau und Erinnerungsort. Das Kruzifix am heutigen Ort bleibt Bestand. Eine wunderbare Erzählung. Jetzt aber der Kunstgriff: die Ruine, die Romantik des Vergänglichen, die Spurensicherung. Hier wird Geschichte erfunden – und diese Unbekümmertheit belastet doch maßgeblich den Gesamtentwurf.

Der neue Bau ist auch zu klein. Gefordert war ein größerer Raum, die Empore ist für Sänger und Orgel ungeeignet – alles in allem doch Indizien, dass diese Konzeption als Referenz für das ausschließlich Neue steht und unter den Begrenzungen des selbst gewählten Grundstücksbereichs leidet.

Realisierung: Der Altbau wird weitestgehend abgetragen. Die Idee, die Reste als Sommerkirche zu verwenden, wird im Preisgereicht sehr unterschiedlich beurteilt. Die Konstruktion des Neubaus erscheint als sehr aufwendig. Die Materialisierung in vorgeschlagenem gefärbten Stahlbeton ist konsequent, aber teuer. Der Aufwand für eine neue Kirche erscheint in Relation zu den gewonnenen Sitzplätzen zu hoch.