Neubau Neuapostolische Kirche in Tuttlingen

Architektur/ Städtebau / Gestaltung / Raumqualitäten:
Städtebaulich nimmt das Gebäude die Bauflucht der Schützenstraße auf. Der Zugang erfolgt von Osten über einen Vorplatz. Durch die Lage im Kreuzungsbereich bietet er nur eingeschränkte Aufenthaltsqualität. Der Hochpunkt (Kirchensaal) ist nach Westen orientiert und bildet den Abschluss der dortigen Wohnbebauung. Dies überzeugt städtebaulich nicht. Zur Schützenstraße bildet das Gebäude einen schützenden Rücken (Schallschutz) und öffnet sich nach Norden zum Uhlandpark. Das Gebäude nimmt die Hangsituation auf indem im unteren Bereich Stellplätze vorgesehen sind, teilweise auch unter dem Gebäude (der Aufgabe nicht angemessen). Die Zufahrtmöglichkeit nur über die Schützenstraße wäre möglich durch entfall von Stellplätzen. Die direkte Anfahrbarkeit der Senkrechtstellplätze von der Schützenstraße wird kritisch gesehen. Die Innenräume sind alle ebenerdig auf dem Niveau der Schützenstraße, sind klar strukturiert und bietet die geforderte Flexibilität. Die Orientierung und Öffnung nach Norden zum Park mit vorgelagertem Balkon, der auch als Fluchtweg und Aufenthaltsbereich genutzt werden kann werden positiv gesehen.
Konstruktion und Materialien: Massivbau in Stahlbeton, außen gestrahlter Sichtbeton, innen Innendämmung Lehmputz und Naturstein.

Funktionalität / Flexibilität / Einhaltung Richtlinien Kirchenbau und Unterhalt:
Die Flächenvorgaben wurden eingehalten und die geforderte Flexibilität ist geboten, kritisch ist jedoch die Qualität des schmalen Foyers hinsichtlich Nutzbarkeit und Erweiterung. Die Richtlinien wurden eingehalten.

Wirtschaftlichkeit / Realisierbarkeit / Investitions- und Folgekosten:
Der Baukörper erscheint durch seine kompakte Form wirtschaftlich umsetzbar. Folgekosten entstehen durch das Flachdach.

Energiekonzept / Umweltverträglichkeit / Nachhaltigkeit:
Durch die Orientierung der Öffnungen nach Norden ist nur mit geringen sommerlichen Wärmeeinträgen und keiner Blendung zu rechnen.
Auffüllungen könnten mit Recyclingmaterial der alten Kirche möglich sein.
Durch den Sichtbeton außen wird eine Innendämmung (Holzfaser) notwendig, was bei einer Weiterentwicklung kritisch zu diskutieren wäre.
Vorgesehen ist eine Fußbodenheizung mit Luft-Wasserwärmepumpe.
Nachhaltigkeitskonzept zu 75,8% erfüllt.

Gesamtkonzept / Entwicklungsmöglichkeiten des Entwurfs:
Das Gesamtkonzept ist kompakt und stimmig strukturiert und erfüllt die Flächenvorgaben.

Fazit:
Trotz der Orientierung zum Park kann die städtebauliche Anordnung Erschließungssituation über den Vorplatz und das schmale Foyer nicht überzeugen. Die rein orthogonalen Bauformen bringen die Nutzung als Sakralbau nicht ausreichend zum Ausdruck.