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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2013

Sanierung und Erweiterung Berufswahl- und Weiterbildungsschule Zürcher Oberland (BWSZO)

Halle

Halle

Drinnen ist Draussen

Teilnahme

Pardeller Putzer Scherer Architekten

Architektur

Erläuterungstext

DRINNEN IST DRAUSSEN

ORTSBAULICHES KONZEPT
Das einprägsame, urbanistische Grundmuster verknüpft wechselseitig Leerräume mit Gebäudevolumen, indem sämtliche Gebäude konsequent freigestellt werden.
Dieses vor 10 Jahren entwickelte Grundkonzept, das die beiden denkmalgeschützten Altbauten durch zwei Neubauten ergänzte und mit ihnen zusammen heute ein Ensemble gleichwertiger Solitärbauten bildet, soll morgen analog fortgeführt werden.
Hieraus folgt der Entschluss, die räumlich präzis definierte Freifläche zwischen Haus Blau und Rot lediglich zu überdachen und dem ältesten Gebäude, mit seiner klassizistischen Fassade aus dem Jahre 1883, mit einem gewissen Respektabstand zu begegnen. Die Möglichkeit, die Häuser frei umrunden zu können, wird als grosse Qualität anerkannt und soll nicht verbaut werden.

ARCHITEKTUR UND AUSSENRAUM
Das neue Dach „deckelt“ lediglich einen Platz und markiert so das Zentrum der neuen Schule, während die offenen Fassaden dafür sorgen, dass die Blickverbindung zur umliegenden Umgebung nicht verloren geht. Raumgrenzen zerfliessen, Schulhof und weite Landschaft gehen ineinander über; drinnen ist draussen.
Der Haupteingang und die Mensa werden angeordnet auf zwei Niveaus, die vielfältige Blickbezüge eröffnen, jedes mit hoher Erlebnisqualität. Durch die Entflechtung von Verkehrswegen und Funktionsflächen „läuft man sich über den Weg- aber man stolpert nicht übereinander“. Diese dreidimensionale Ausformung will hier einen Ort der Begegnung schaffen, der zum wichtigen Treffpunkt von Schülern und Lehrenden wird.

MENSA
Mit dem Mensabetrieb soll gleichzeitig ein pädagogischer Auftrag erfüllt, aber auch die Schule in den unterrichtsfreien Zwischenstunden entlastet werden. (gesunde Ernährung, Kochen mit Schülern - einladendes Pausenareal, Lernecken) Betriebliche Notwendigkeiten, wie Anlieferung, Kommission, Vorbereiten, Kochen und Entsorgung werden daher bewusst nicht ausgeblendet und versteckt, sondern sichtbar in den Schulalltag integriert. „Learning and understanding by seeing an doing“.
Die Halle bietet den Jugendlichen attraktive Betätigungs- und Aufenthaltsmöglichkeiten in unterschiedlichen, räumlichen Bereichen und Flächen, die flexibel genutzt werden können. (Aussensitzplatz mit Arena, Spiel- und Leseecke, Ausstellungsfläche, Ruhebank)

SCHULHAUS GRÜN - ZENTRALE DIENSTE IM ZENTRUM
Das älteste Gebäude wird entsprechend seiner Zentrumsfunktion beim Haupteingang als allseitig freistehender Solitär respektiert und auf seine ursprüngliche Grundrisstruktur zum Mittelflurtypus rückgebaut.
Die Schulverwaltung liegt mit ihren öffentlich zugänglichen Büros im Parterre, die Lehrerarbeitsräume sind vom täglichen Verwaltungsbetrieb abgehoben im Obergeschoss angeordnet und das Dachgeschoss wird zum Lehrerzimmer. In diesem einfachen Gebäude nimmt so die Privatheit von unten nach oben zu und gipfelt im grössten Raum des Hauses unter einem denkmalgerecht sanierten Holzsprengwerk.

KONSTRUKTION UND MATERIAL
Die dünne Dachfläche wird als einachsig gespannte Konstruktion mit industriell gefertigten Hohlkastenelementen erzeugt. Innen liegende Holzfaserdämmung und unterseitige Schlitzlochung optimieren die bauphysikalischen Eigenschaften der Dachplatte in einer Schicht. (Wärmedämmung, sommerlicher Hitzeschutz, Schalldämpfung). Das Dach wird von schlanken Stützen getragen, welche als engstehende Reihe in die transparente Fassadenebene integriert sind.
Das begrünte Dach kann als Fortsetzung der grossen Wiese interpretiert werden und die Vereinheitlichung des Plattenbelages drinnen wie draussen als Verschränkung von Innen- und Aussenflächen. Mit Vertikalschiebefenstern lässt sich der lichte Mensaraum grosszügig zum Innenhof und zur Landschaft hin öffnen.
Sichtbar belassene Oberflächen und Mobiliar aus Holz erzeugen eine gewisse „Wohnlichkeit“ innerhalb dieses grossen Raumes.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser wollen das heutige Ensemble aus 4 gleichwertigen Solitärbauten, möglichst unverändert belassen. Sie schlagen dazu eine transparente Eingangs- und Pausenhalle ohne räumliche Unterteilung vor. Der Aussenraum, wie er heute durch die Bauten formuliert ist, soll nach ihrem Ziel möglichst ungestört erhalten bleiben und Teil des neuen Innenraums werden; der Platz fliesst von Aussen nach Innen mit demselben Belag. Die neue Eingangshalle ist über eine Galerie mit dem Untergeschoss verbunden, wo die Mensa mit Office, Küche und Nebenräumen angelegt ist. Die vollständig verglaste Südfassade belichtet die Mensa grosszügig über einen zweigeschossigem Luftraum.
Die Idee, das Erdgeschoss als Foyer/Drehscheibe auszubilden und vom Mensabetrieb funktional zu entflechten, wird aus betrieblicher Sicht positiv bewertet. Schade dabei ist, dass das Haus Grün mit den zentralen Verwaltungseinrichtungen trotzdem nur über die offene Hoffläche mit der neuen Eingangshalle verbunden ist.
Das angestrebte Ziel, die heute freigestellten Bauten weiterhin umrunden zu können, gelingt visuell aber nicht funktional. Die im Untergeschoss gelegene Mensa mit Aussenraum teilt die bestehende Hoffläche in zwei unabhängige Zonen, die nur noch über den Innenraum, bzw. über Treppen miteinander verbunden sind. Dass die Mensa nur über einen Aussensitzplatz im Untergeschoss verfügt und die Umgebung auf Erdgeschossniveau nicht von der Mensa aus genutzt werden kann, ist als Nachteil der gewählten Disposition in Kauf zu nehmen. Die Belichtung der Küche erfolgt teilweise über einen Lichtschacht der auf die ganze Länge des Zwischenbaus angelegt ist. Dieser zerteilt das neue Platzmuster um das Haus Grün und auch den neuen Hauptzugang.
Der Entscheid, das geforderte Raumprogramm fast ausschliesslich im Untergeschoss zu realisieren und das Erdgeschoss nur als funktionale Verbindung der drei Häuser zu nutzen, generiert ein vergleichsweise grosses Bauvolumen mit entsprechend hohen Kosten, die voraussichtlich erheblich über dem vorgegebenen Kostenziel liegen.

Der Beitrag zeigt konsequent auf, dass durch die Zuordnung von Eingangshalle und Mensabetrieb auf je einer Ebene, eine betrieblich gute Lösung resultiert. Die Eingangshalle hat das Potential für ein gute Verbindung der drei Häuser untereinander und bietet darüberhinaus die räumliche Voraussetzung für Ausstellungen. Allerdings zeigt dieser Lösungsansatz auch auf, dass mit der gewählten Disposition der gewünschte Bezug der Mensa zum Aussenraum nicht optimal zum Tragen kommt. Bezüglich der Beziehung von Innen- und Aussenraum lösen die Verfasser ihr erklärtes Ziel, die einzelnen Häuser weiterhin lesbar zu machen und in den Pausen umrunden zu können, nur teilweise ein.
Mensa

Mensa

Lageplan

Lageplan

Grundriss Untergeschoss

Grundriss Untergeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Schnitt A-A

Schnitt A-A

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Haus Grün: Grundriss, Dachdraufsicht und Schnitt

Haus Grün: Grundriss, Dachdraufsicht und Schnitt