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Offener Wettbewerb | 11/2019

Erweiterung des Gymnasiums Hofwil in Münchenbuchsee (CH)

«Dialog»

«Dialog»

1. Preis / 1. Rang

Preisgeld: 65.000 CHF

till lensing architect

Architektur

LAND IN SICHT - Büro für Landschaftsplanung

Landschaftsarchitektur

Bänziger Partner AG

Bauingenieurwesen

Raumanzug GmbH

TGA-Fachplanung

Studio David Klemmer

Visualisierung

Beurteilung durch das Preisgericht

"DIALOG"

Das Projekt besticht durch seine konzeptuelle Kohärenz. Bereits der Projekttitel stellt die Projektidee in den Mittelpunkt, die dann durch die äusserst reduzierte, klare Darstellung des Projektes und dem prägnanten Projektbeschrieb zusätzlich betont wird.

Der städtebauliche Ansatz verwebt auf überzeugende Art bestehendes und neues. Er kristallisiert und potenziert die Identität des Ortes. Die Schulräume und die Turnhalle befinden sich in zwei Gebäuden. Sie werden, wie die bestehenden Gebäude, längs der Hofwilstrasse gesetzt und darüber erschlossen. Ihre jeweilige Lage nimmt auf verschiedenen räumlichen Ebenen (Areal-Schule) den Dialog mit dem Ort und den bestehenden Gebäuden auf.

Das neue Schulgebäude, mit gebührendem Abstand, und in der Achse zum bestehenden Hauptgebäude positioniert, fasst räumlich den Vorplatz mit dem Mensa-Pavillon. Damit wird dieser Aussenraum zum Zentrum der Schul-Anlage. Die Proportionen der Aussenräume sind überzeugend. Die daraus folgende räumliche Nähe zum Internatsgebäude ist räumlich und betrieblich problematisch.

Die Turnhalle, am südlichen Ende der Hofwilstrasse positioniert, inszeniert übergeordnet den Übergang des Areals zur Umgebung.
Die Aussensportanlagen sind landschaftlich, räumlich und topographisch elegant zwischen den neuen Gebäuden integriert.

Das Werkstattgebäude mit den Garagen und die Energiezentrale sind mit der gleichen Sorgfalt und Präzision wie die Hauptgebäude auf der westlichen Seite der Hofwilstrassse angeordnet.
Die Bedeutung der Hofwilstrasse als Haupterschliessung der Schule wird durch die dialogische Setzung der neuen Gebäude mit dem Bestand gestärkt erfahrbar.

Länge und Breite des neuen Schulgebäudes sind praktisch identisch mit dem bestehenden, grossen, auf einem Sockel ruhenden, 3-geschossigen mit Walmdach versehenen Hauptgebäude. Die Gebäudehöhe dagegen, auf 2 Geschosse reduziert, entspricht massstäblich eher der Mensa und den übrigen bestehenden Gebäuden. Die heutige Hierarchie wird dadurch nicht geschwächt sondern subtil gefestigt und verstärkt.

Das neue Schulgebäude interpretiert im Grundriss die Typologie des grossen massiven Hauptgebäudes. Es ist, wie das Hauptgebäude, über die Hofwilstrasse erschlossen und verfügt über eine zentrale Treppenhausanlage. Ein Gang erschliesst mittig, in der Längsachse, beidseitig Schulräume. Die klare Typologie ermöglicht eine flexible nachhaltige Anordnung des Raumprogramms.

Die neue Turnhalle, ebenfalls über die Hofwilstrasse erschlossen, ist ein flaches, kompaktes Gebäude. Auf der Strassenebene, in einem Zwischengeschoss, befinden sich 3 Zugänge, die direkt zu den Garderoben führen. Sie haben damit einen direkten ebenerdigen Zugang zu den Aussensportplätzen und über 2 Treppen zu den darunterliegenden, natürlich belichteten Turnhallen, Theorie- und Krafträumen. Dieses
Zwischengeschoss dient gleichzeitig auch als Zuschauertribüne der Turnhallen.

Der Dialog der Volumen und deren Setzung mit dem Bestand sind präzise und kohärent. Die Anwendung von Abstraktion und Sachlichkeit ist eine nachvollziehbare, denkbare Haltung. Der Bezug zur Architektur von Fritz Haller und anderen Architekten entlang des Jurasüdfusses ist in diesem Kontext jedoch nur schwer nachvollziehbar.

Das Schulgebäude ist allseitig mit Aluminiumdämmpanellen und grossflächigen Glasfensterflächen umhüllt. Die Fensterflächen spannen sich im Erdgeschoss, wie Schaufenster, vom Boden bis zum abgehängten Deckenbereich, und im 1.OG von der Brüstung bis zur Betondecke. Farblich scheinen sich die Metall- und Glasflächen kaum zu unterscheiden.

Ein geschlossener Rahmen umfasst das Gebäude an den Ecken und am Dachrand. Die Fassadenhülle in Metall und Glas spannt sich, wie weiter oben beschrieben, in diesem Rahmen auf. Die, unabhängig Ihrer Orientierung, identischen Gebäudehüllen, scheinen wie an diesem Rahmen aufgehängt, kaum den Boden zu berühren. Die Landschaft wird zum Gebäudesockel.

Die Gebäudehülle der Turnhalle folgt dem Prinzip des Schulgebäudes. Die Glasflächen werden jedoch nur längs der Hofwilstrasse zur Belichtung der Garderoben und der darunterliegenden Räume und auf der gegenüberliegenden östlichen Seite zur Belichtung der Turnhalle eingesetzt. Sie folgen damit dem Prinzip der Nutzungstauglichkeit der dahinterliegenden Räume insbesondere der Turnhallen, in denen der kontrollierte Umgang mit natürlichem Licht, präzise Rechnung getragen wird.

Die Fragen, die sich für das Beurteilungsgremium stellen, stehen im Zusammenhang mit der konkreten Umsetzung des dialogischen, dialektischen Inhaltes des Projektes mit dem Ort, dem Bestand, der gegebenen Aufgabenstellung und der Nachhaltigkeit.

Vermag die Reduktion des Raumes auf die „abstrakte“ oder „konkrete“ Konstruktion den heute geltenden programmatischen Anforderungen zu entsprechen oder ist es gerade sie, die die Flexibilität für zukünftige programmatische Veränderungen im pädagogischen Umfeld garantieren. Ist der gestalterische Spielraum der Nutzer eingeschränkt oder gewährt diese Gebäudestruktur beispielhaft die geforderte Vielfalt?

Ist es angebracht, der bestehenden Anlage, genau diese „abstrakte" Gebäudehülle, mit den vorgeschlagenen gedämmten Metallpanellen gegenüberzustellen? Entsteht wirklich ein Dialog zum Bestand oder beschränkt er sich auf die beiden projektierten Gebäude? Widerspricht diese Materialisierung den heute gängigen Prinzipien des Einsatzes von nachhaltigen Baumaterialien? Oder versuchen die Projektverfasser das Thema der Nachhaltigkeit übergeordnet, mit einer flexiblen nachhaltigen Gebäudestruktur und
Haustechnik, zu lösen?

Gesamtwürdigung

Das Projekt besticht durch seine konzeptuelle Kohärenz, seine äusserst präzise volumetrische Setzung und die daraus resultierenden Aussenräume. Es gibt eine stringente Antwort auf die komplexe Fragestellung, wie das erforderliche Raumprogramm in die bestehende Anlage integriert werden kann. Der architektonische Ausdruck und die Materialwahl der Fassaden wird seitens des Beurteilungsgremiums jedoch hinterfragt.
Das Beurteilungsgremium ist der Ansicht, dass das Projekt Dialog die beste Grundlage für die Umsetzung des Raumprogramms und die Anforderungen des AGG bietet.
Lageplan

Lageplan

Grundriss EG

Grundriss EG

Schnitt Turnhalle

Schnitt Turnhalle