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Offener Wettbewerb | 04/2021

Bauliche Erweiterung der Kantonsschule Baden (CH)

2. Rang / 2. Preis

COMAMALA ISMAIL ARCHITECTES

Architektur

Berchtold . Lenzin Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Muttoni & Fernández

Bauingenieurwesen

Waldhauser + Hermann AG

TGA-Fachplanung

Beraplan AG

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Nur auf den ersten Blick scheinen sich die Projektverfasser über die Vorgaben des Masterplanes von Fritz Haller hinwegzusetzen. Bei der genaueren Betrachtung zeigen sich intelligente und verblüffende Antworten auf Fragen, die in der Anlage von Haller nicht gelöst waren oder sich im Laufe der Zeit grundsätzlich verändert haben. Mit dem präzise gesetzten, langen Volumen wird die Anlage und das an sich endlose Prinzip von Achsen und Baufeldern gegen Osten zum bestehenden Wohnquartier beendet. Es wird eine wohltuende Klarheit geschaffen, sowohl zur Anlage als auch zum Wohnquartier und zur Wettingerstrasse hin. Die gewählten Mittel sind überzeugend. Mit neuen Baumfeldern und Plätzen werden hochwertige Orte geschaffen, sowohl bei den Zugängen zur Anlage als auch bei der geplanten Bushaltestelle und zur Kreuzung im Nordosten. Die nördliche Campusachse wird gestärkt und endet oder beginnt unter der grosszügigen, zweigeschossigen Eingangshalle des neuen Schulgebäudes. Es entsteht ein würdiger zweiter Zugang zur Kantonsschule von Osten. Situationsplan Die heute bestehende asymmetrische Anordnung der Wegeführung wird beibehalten, was eine kompakte Anordnung der Sportplätze im Osten ermöglicht. Die Anbindung ans Quartier erfolgt geschickt über einen baumbestandenen Platz an der Ecke Schönau-/Wettingerstrasse. Allgemein wirkt der Umgang mit neuen Bäumen aber ein wenig zurückhaltend. Auch wenn das Schulhaus grundsätzlich durch seine Organisation und architektonische Ausformulierung besticht, trägt es aus denkmalpflegerischer Sicht zu wenig für einen erwünschten Ensemblebzw. Campuscharakter bei. Nach der bereits problematischen Erweiterung der 70er-Jahre würde die Identität des Campus durch eine neue Leitidee für die dritte Erweiterung zu stark verunklärt. Aus der Logik der Anlage ist der Haupteingang für den Erweiterungsbau an die Schnittstelle Halle zu Achse gelegt. Das Erdgeschoss ist mit den Einsichten in die Sporthallen und die Eingangshalle mit schulischer Nutzung attraktiv gestaltet. Die Breite des Baukörpers ist pragmatisch und sinnvoll von den Massen der Sporthalle abgeleitet. Mit der gut hierarchisierten Dreipunkterschliessung wird sowohl die Entfluchtung als auch die Durchwegung des Hauptschulgeschosses sehr sinnvoll gelöst. Mittels der gewählten Tragstruktur wird eine grosse Flexibilität und gute Tageslichtqualität erreicht, die einen lebendigen Schulbetrieb verspricht. Bei aller städtebaulicher und architektonischer Klarheit und Ausdruckskraft stellt sich die Frage, ob der Erweiterungsbau nicht zu weit von den anderen Schulbauten entfernt ist und somit der gewünschte Austausch von Fachschaften verhindert wird. Die vorgeschlagene Materialisierung ist stimmig und orientiert sich in selbstbewusster Weise am Bestand. Inwieweit die innere Schale bei dieser einfachen Schnittlösung sich auch in Leichtbauweise oder Vorfabrikation realisieren liesse, wäre im Hinblick auf die Themen der Nachhaltigkeit eine prüfenswerte Frage. Das Projekt überzeugt mit einem verblüffend befreienden Blick auf die Gesamtsituation und löst die gestellte Aufgabe mit intelligenten architektonischen Antworten und einer grosszügigen didaktisch wertvollen Schulraumidee. Gerade weil das Projekt so präzise ausgearbeitet wurde, ist es ein hervorragender Gradmesser für die Qualitäten der bestehenden Anlage. In der entscheidenden Gegenüberstellung in der Schlussrunde wurde dann aber klar, dass bei aller Qualität der lange Baukörper eine zu starke Zäsur im Quartier erzeugt.