modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Offener Wettbewerb | 06/2022

„Campus 25+“ – Erweiterung der Volksschule in Kirchberg (CH)

Der fliegende Teppich

3. Rang / Ankauf

Preisgeld: 25.000 CHF

dadarchitekten

Architektur

zschokke & gloor Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Projektverfassenden schaffen mit der Platzierung eines dreigeschossigen, sich mit seiner Schmalseite zum Schulweg hin orientierenden Neubauvolumens und der damit einhergehenden Schliessung des Reinhardweges eine neue, interessante Leseart des Ortes. Durch diese Massnahme verschiebt sich der Schwerpunkt des Campus in Richtung Südwesten. Mit dem entlang des Schulweges vorgeschlagenen Baumkörpers als Übergang zwischen öffentlichem Bereich und Schulareal wird der Campus zur Schulstrasse hin gefasst. Die Aula mit einem kleinen Platz bildet eine Ankunftssituation der Schulanlage. Durch das Neubauvolumen der Oberstufe und den vorgeschlagenen Baumkörper leistet das Projekt eine gute Anbindung der Tomatenburg. Die Jury bedauert, dass im Arealinnern keine entsprechend starke Antwort gefunden wird. Hier geht der Eindruck des angestrebten Ensembles durch die unterschiedlichen Interventionsstrategien für die einzelnen Bausteine etwas verloren.

Durch die Setzung der Gebäude entsteht ein länglich ausgerichteter Freiraum für die Schule und, etwas abgesetzt davon, die Freiräume für die Kindergärten. Mit wiederkehrenden Baumkörpern wird versucht das Schulhausareal zu einem grossen Ganzen zu fassen, wobei ausgerechnet die bestehende Baumreihe von Rosskastanien am Reinhardweg dem Neubauprojekt weichen muss. Das Projekt schlägt für jede Altersstufe einen eigenen Pausenplatz vor. Diese sind als offene Hartflächen ausgebildet. Der durchfliessende Freiraum vermag jedoch räumlich und funktional nicht zu überzeugen. Die Pausenflächen wirken sehr offen und wenig abwechslungsreich. Die Platzierung des Neubauvolumens der Oberstufe beruhigt zwar die Situation auf dem Schulweg, macht jedoch den Reinhardweg zur Sackgasse. Das Ende dieses Weges scheint gestalterisch noch nicht bewältigt.

Der motorisierte Verkehr wird teilweise gebündelt. Die Anordnung der Kurzzeitparkplätze und der Einfahrten zu den Einstellhallen an der Hintergasse bzw. am Schulweg ist aus Sicht der Schulwegsicherheit ungünstig. Die Parkplätze am Beundenweg und am Schulweg führen zu Verkehr im Umfeld. Veloabstellplätze werden dezentral und ausschliesslich offen angeboten.

Ausgangspunkt für die Projektentwicklung ist der weitgehende Erhalt und das punktuelle Ergänzen des Bestandes. Das Sekundarschulhaus wird nur zum Teil rückgebaut, die Aula bleibt über das bestehende Vordach in die Anlage integriert. Die verschiedenen Entwicklungsschritte der Schule sind ablesbar.

Die Oberstufe wird im Neubauvolumen am Schulweg, die dazugehörigen Fachräume in der erweiterten Tomatenburg angeordnet. Diese Platzierung scheint für diese Altersstufe schlüssig zu sein. Die Primarstufe verbleibt im bestehenden Schulhaus, muss aber mit einem Ersatzbau ergänzt werden. Dieser wird mit dem Bestand des ehemaligen Sekundarschulhauses verbunden, welches seinerseits neu die Heilpädagogische Schule (HPS) aufnimmt. Diese Aufsplittung der Primarstufe stellt für die Schule eine organisatorische Herausforderung dar. Die Anordnung der HPS im ehemaligen Sekundarschulhaus wird aus Sicht der Integration begrüsst, andererseits wird die sehr prominente Platzierung dieser Nutzung an einem der belebtesten Orte des Areals in Frage gestellt.

Für den Neubau der Oberstufe wird eine Typologie mit einem Kern und rundherum angeordneten Unterrichtsräumen vorgeschlagen. Die Zugänge ins Gebäude werden diagonal über Eck angeordnet. Die Jury stellt sich die Frage, ob die Anordnung der Eingänge und damit die Einbindung in das Areal nicht besser über eine Umdrehung der Diagonale in Richtung Tomatenburg und ins Innere des Schulareals erfolgen sollte. Die schmalen, die beiden Treppen im Gebäudeinnern begleitenden Lichthöfe vermögen nur wenig Licht in die Tiefe des Gebäudes zu führen, die räumliche Qualität dieser Innenzonen wird angezweifelt. Die Dimensionen der Erschliessungsflächen erscheinen knapp und vermögen die mit der Möblierung angedeuteten Ansprüche an zusätzliche Aufenthaltsbereiche kaum zu erfüllen. Die Fluchtwegtauglichkeit wäre zu prüfen, die Erfüllung der Vorgaben könnte zu einschneidenden Projektanpassungen führen.

Die zusätzlich angehängte Raumschicht beim Primarschulgebäude vermag zwar funktional zu überzeugen, stellt aber die ursprünglichen Qualitäten des grosszügigen Korridors der ehemals einbündigen Anlage in Frage. Der an die HPS angefügte Ersatzbau vermag funktional nicht zu überzeugen. Der sich aus der Anordnung ergebende u-förmige Aussenraum zwischen Primarschule und HPS scheint in seiner Zuordnung unentschieden zu sein.

Die Kindergärten weisen in sich eine interessante Typologie und eine sorgfältige Gestaltung auf, werden aber vor allem auch aussenräumlich zu wenig gut in die Gesamtanlage eingebettet. Die Aussenräume der Kindergärten sind aus den Klassenzimmern weitgehend überschaubar und reichhaltig ausgestaltet. Jedoch wirkt der Freiraum durch den grossen Fussabdruck der Kindergärten beengend. Die fehlende Zonierung des Gartens, gekoppelt mit der guten Sichtbeziehung zu den Unterrichtsräumen, führt zu unerwünschten Ablenkungen.

Der Vorschlag möglichst viel Bestand zu erhalten und mit wenig Neubauvolumen aus kreislauffähigem und somit nachhaltigem Material zu errichten, wird gewürdigt. Der sehr grosse, rundumlaufende Glasanteil beim Oberstufenneubau wird in Bezug auf seine Energieeffizienz als kritisch betrachtet. Der Projektvorschlag belegt die zur Verfügung stehende Landfläche und bietet keine Reserven für zukünftige Entwicklungen. «Der fliegende Teppich» liegt im Kostenvergleich sowohl bei den Neubauten als auch bei den Umbauten etwas besser als der Durchschnitt der Projekte. 

Fazit
Der Projektansatz leistete insgesamt in den Diskussionen einen interessanten Beitrag, vermag aber letztendlich in verschiedener Hinsicht nicht komplett zu überzeugen. Die im Grundsatz nachvollziehbaren Regelverstösse mit dem Bau auf dem Reinhardweg, der Verletzung der Grenzabstände, der maximalen Gebäudelänge und der maximalen Gebäudehöhe können jedoch nicht ein genügend grosses Potenzial entfalten. Die unterschiedlichen Typologien und deren architektonische Ausformulierung vermitteln zu wenig den Eindruck eines einheitlichen Ensembles.