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4. Rang 5 / 5

Offener Wettbewerb | 10/2022

Neubau HeilpÀdagogische Schule und Erweiterung Schulanlage Kirchmatt in Zug (CH)

5. Rang / 5. Preis

Preisgeld: 25.000 CHF

Armon Semadeni Architekten GmbH

Architektur

Mettler Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt 1,2,3,4 greift die unterschiedlichen stĂ€dtebaulichen QualitĂ€ten der Schulareale Kirchmatt und der HPS auf und teilt die Programmbestandteile unabhĂ€ngig voneinander auf beide Areale auf. Im Areal Kirchmatt entsteht ein Primarschulzentrum, das die bestehenden und die geforderten UnterrichtsrĂ€ume sowie Spiel- und SportflĂ€chen umfasst, wĂ€hrend im Areal HPS das dazugehörige Raumprogramm untergebracht ist. Beide Schulen erhalten eine eigene Adresse und IdentitĂ€t, jedoch sind arealĂŒbergreifende Beziehungen auf wenige gemeinsam genutzte RĂ€ume beschrĂ€nkt (Singsaal, MusikrĂ€ume und Bibliothek). Die vorgeschlagene Erschliessungsschlaufe ordnet die Ankunftssituation zwischen den beiden Arealen ĂŒbersichtlich und trĂ€gt zur Entflechtung des Aktiv- und des motorisierten Verkehrs bei.

Die rĂ€umliche Abfolge von Rasenplatz, gedecktem Pausenplatz und Allwetterplatz wird durch die vorgeschlagene Erweiterung des Schulhauses Kirchmatt nach Norden nicht angetastet und fĂŒr die Primarschulanlage charakteristische Innen- und AussenrĂ€ume bleiben so weiterhin erlebbar. Die neuen Klassenzimmer werden vom Sockel- bis zum 3. Obergeschoss als Cluster um die vertikale Erschliessung angeordnet. Daraus resultiert eine in der Volumetrie ablesbare Grundrissfigur, die sich stark am Bestand orientiert. Die Eingangsebene des bestehenden Schulhauses ist als Kote fĂŒr die Anbindung des Erweiterungstrakts schlĂŒssig gewĂ€hlt und der Lift an einer der wenigen hierfĂŒr geeigneten Stellen angeordnet. Allerdings ist im Sockelgeschoss der Kindergarten nicht hindernisfrei erschlossen. Eine SchwĂ€che des vorgeschlagenen vor- und rĂŒckspringenden clusterartigen Grundrisses ist die fehlende FlexibilitĂ€t bezĂŒglich der zukĂŒnftigen Raumaufteilung.

Der Neubau HPS ist als vierflĂŒgelige Anlage um einen Hof organisiert und die GebĂ€udetrakte sind sensibel auf die Hanglage abgestimmt. Die Geschosszahl funktioniert aus betrieblicher Sicht und das Konzept verspricht dank der Fassadenabwicklung eine ausreichende Tageslichtversorgung der Unterrichts- und BetreuungsrĂ€ume sowie vielfĂ€ltige BlickbezĂŒge zwischen Innen und Aussen.
Der Hof wird nicht unterbaut und bietet Potenzial fĂŒr Bepflanzung, Beschattung etc. Die Kehrseite des vorgeschlagenen Hoftyps sind jedoch lange und zudem zu schmale Erschliessungszonen im Inneren. Das Tragwerkskonzept, das ein gesamtheitlich durchgedachtes StĂŒtzen-/Plattensystem vorsieht, ĂŒberzeugt und ermöglicht eine hohe FlexibilitĂ€t bezĂŒglich zukĂŒnftigen und sich wandelnden Anforderungen an die Schulinfrastruktur. Das Tragwerkskonzept und die vorgeschlagene hybride Konstruktionsweise mit Holz-Lehm-Decken sind interessante AnsĂ€tze zur Reduktion des Betonvolumens und tragen zu einem angenehmen Innenraumklima bei. Die Materialisierung ist noch schematisch und die Materialwahl der Fassaden mit Welleternit ĂŒberzeugt im Kontext der Klosteranlage nicht.

Aus Nutzersicht positiv betrachtet wird die ĂŒbesichtliche GebĂ€udeorganisation mit klar zugewiesenen Eingangssituationen fĂŒr die verschiedenen Nutzer. Das Angebot eines Dachgartens fĂŒr beide Schulen gefĂ€llt. Als nachteilig werden die teilweise langen und wenig grosszĂŒgig erscheinenden internen Korridore erachtet. Die partielle Aufweitung als Garderobenbereich an zwei Stellen pro Geschoss erscheint insgesamt zu knapp bemessen. Kritisch betrachtet wird auch die Ankunftssituation HPS, welche die zentrale Torankunft unmittelbar mit einer prĂ€gnanten Treppenanlage fortfĂŒhrt. Die Rampenerschliessung lĂ€uft seitlich, fast schon versteckt. Aus Sicht der Nutzer ein fragwĂŒrdiges Signal an die Zielgruppe.

Freiraum
Dank der baulichen Verdichtung der Schulanlage Kirchmatt kann die HPS zwar nahe an der Klosteranlage, aber mit einer vertretbaren GebĂ€udehöhe und -masse und etwas zurĂŒckgerĂŒckt von der Arealgrenze angeordnet werden. So können die meisten der prĂ€genden BestandsbĂ€ume erhalten werden. Die FreirĂ€ume der Schule Kirchmatt erhalten ihre ursprĂŒngliche Grösse zurĂŒck und reagieren mit prĂ€zisen Eingriffen auf heutige NutzerbedĂŒrfnisse und stadtklimatische Fragen. Dank der baulichen Verdichtung wird das niedrigere der GebĂ€udedĂ€cher als nutzbare Dachlandschaft ins Freiraumangebot integriert. Die FreirĂ€ume der HPS gruppieren sich um den Neubau in den RestflĂ€chen zur Arealgrenze und staffeln sich der Hanglage entsprechend ĂŒber die verschiedenen Niveaus. Ein Innenhof als stiller introvertierter Raum und eine grosszĂŒgige Dachlandschaft auf den niedrigeren beiden GebĂ€udeflĂŒgeln ergĂ€nzen das Angebot. Insgesamt sind die Aussagen zu AtmosphĂ€re und Ausgestaltung aber noch schematisch und die wenigen Schnitte lassen keine abschliessende Beurteilung zum Umgang mit dem Baumbestand zu.

Fazit
Das Projekt 1,2,3,4 interpretiert die Anforderungen im Umgang mit dem zu erhaltenden Primarschulhaus sehr grosszĂŒgig. Die Erweiterung bringt ungefĂ€hr eine Verdoppelung des bestehenden Volumens, jedoch wird die architektonische Differenzierung zum Bestand und Beitrag zu einer zeitgemĂ€ssen Schule vermisst. Ob der gezeigte Erweiterungsbau in der Form als angemessene Reaktion auf den architektonisch herausragenden Bestand angesehen werden kann, muss offenbleiben. Die Verdichtung im Areal Kirchmatt vermag das Areal der HPS in der Form nicht in zu erwartendem Masse zu entlasten. Zwar ĂŒberzeugt die maßstĂ€bliche Einbettung des Neubaus in die Hanglage, der gewĂ€hlte Hoftyp hat aber letztlich einen grossen Fussabdruck zur Folge.
4. Rang 5 / 5