Award / Auszeichnung | 06/2023
Schulbaupreis 2023 - Vorbildliche Bildungsbauten in NRW
©Peter Hinschläger, Aachen
Carl-Reuther-Berufskolleg, Hennef
Carl-Reuther-Berufskolleg
DE-53773 Hennef (Sieg), Adresse: Fritz-Jacobi-Straße 20
Auszeichnung / Hennef
pbs architekten Gerlach Wolf Riedel
Architektur
Anne Kloeters Innenarchitektur
Innenarchitektur
3PLUS FREIRAUMPLANER Kloeters I Müller I Kastner PartGmbB Landschaftsarchitekten + Architekt
Landschaftsarchitektur
Rhein-Sieg-Kreis - Der Landrat
Bauherren
Pirlet & Partner Ingenieurgesellschaft mbH
Sachverständigenwesen, Bauingenieurwesen
Projektdaten
-
Gebäudetyp:
Schulen
-
Projektgröße:
22.500m² (geschätzt)
-
Status:
Realisiert
-
Termine:
Baubeginn: 10/2013
Fertigstellung: 11/2022
Projektbeschreibung
Das Carl-Reuther Berufskolleg in Hennef wurde 1976 als zweigeschossiger Stahlbeton-Skelettbau mit einer Hauptnutzfläche von ca. 13.500 m² erbaut. Das Erdgeschoss hat eine Ausdehnung von ca. 116 m x 86 m. Zwischen den vier innenliegenden Treppenhäusern lagen ursprünglich drei Lichthöfe.
Im Carl-Reuther Berufskolleg werden 3000 Schüler in den 9 Fachbereichen ausgebildet. Diesen zugeordnet sind entsprechende naturwissenschaftliche Räume, Werkstätten, Großküche, etc. Aufgrund von erheblichen Mängeln im Brandschutz sowie einer Vielzahl von funktionalen, konstruktiven und energetischen Mängeln entschloss sich der Rhein-Sieg-Kreis das Gebäude des Carl-Reuther-Berufskollegs durchgreifend zu modernisieren und umzubauen.
Die Variante eines Neubaus wurde aus wirtschaftlichen Gründen verworfen.
Erweiterung
Eine gewünschte Erweiterung des Raumprogramms erforderte zusätzliche Flächen von ca. 5.000 m² BGF. Allerdings war ein Erweiterungsbau planungsrechtlich nicht umsetzbar. Da sich eine Aufstockung des Bestandsgebäudes nach umfangreichen Analysen als möglich erwies, wurde entschieden, die zusätzlich erforderlichen Flächen in einem neuen 2. Obergeschoss unterzubringen.
Entwurf
Aufgrund der stadträumlichen Situation wurde das CRBK vor dem Umbau im Straßenraum kaum wahrgenommen und es fehlte ein eindeutiger Haupteingang als „Adresse“ der Schule. Verstärkt wurde dieser Umstand durch eine Vielzahl von unterschiedlichen Gebäudezugängen und deren wenig einladende Gestaltung.
Eine Standortanalyse zeigte, dass die beiden mittigen Eingänge im Norden und Süden für eine Vernetzung des Gebäudes mit den wichtigen Wegebeziehungen im gebäudenahen Stadtraum von großer Bedeutung sind. Folgerichtig wurden diese beiden Zugänge als neue Haupteingänge verstanden. Dabei wurde der nördliche Eingang an der Fritz-Jacobi-Straße sowohl in seiner Gestaltung als auch in der Ausbildung der Freiflächen als eindeutige Adresse des CRBK formuliert.
Vor dem Umbau war die Orientierung im Gebäude aufgrund seiner Ausdehnung, der unübersichtlichen Wegeführung und der verstreuten Anordnung der verschiedenen Fachbereiche schwierig und wurde sowohl von Schülern als auch von Lehrern beklagt. Heute ergibt sich durch die Verbindung der beiden Haupteingänge innerhalb des Gebäudes eine gut nachvollziehbare Durchwegung des Gebäudes in die der mittlere der drei Lichthöfe als überdachter Innenraum einbezogen ist. Er bildet als Atrium mit offenen Galerien über alle Geschosse den neuen Mittelpunkt der Schule. Dieser zentrale Bereich führt zu einer für jeden klar erkennbaren Gebäudestruktur, die eine einfache Orientierung mit kurzen Wegen auch bis in die Obergeschosse ermöglicht. Es entstand ein zentraler Erschließungsbereich für das gesamte CRBK, in dem sich auch alle neu geschaffenen gemeinschaftlichen Schulnutzungen und Aufenthaltsbereiche befinden, wie z.B. Aula, Cafeteria, Pausenhalle und Mediathek. Die so entstandene neue Mitte wird von Schülern und Lehrern gut angenommen und ist ein Ort für gemeinsame Aktivitäten - zum Sehen und gesehen werden.
Pädagogisches Konzept
Gemeinsam mit der Schulleitung und dem Schulamt des Rhein-Sieg-Kreises wurde zu Beginn des Projektes ein pädagogisches Konzept erarbeitet, dass das Lernen und Arbeiten in Clustern mit offenen Lernbereichen vorsieht. Ein Cluster ist ein räumlicher Zusammenschluss von 4-5 Klassenräumen, die über eine gemeinsame Zone - dem offenen Lernbereich (OLB) - miteinander verknüpft sind. Dieser Bereich dient als räumlich soziale Einheit und kann jederzeit flexibel für Einzel-, Partner - und Gruppenarbeit genutzt werden. Ein Lehrerarbeitsraum des jeweiligen Fachbereiches ist Bestandteil jedes Clusters.
Zur Evaluierung der Akzeptanz der pädagogischen Konzeptidee wurde im Rahmen der Vorplanung ein Teilbereich des Gebäudes mit einfachsten Mitteln provisorisch zu einem Cluster mit offenem Lernbereich umgebaut. Jeder der 9 Fachbereiche konnte hier unter realen Bedingungen über mehrere Wochen Erfahrungen zu dem pädagogischen Konzept und der hierfür entwickelten Grundrissstruktur sammeln. Die Ergebnisse der anschließenden Befragungen waren durchgehend positiv.
Im Entwurf ist es gelungen, trotz der sich aus dem Bestand ergebenden Bindungen, in sich geschlossene Cluster-Einheiten zu bilden, die mit einer gut funktionierenden Grundrissstruktur und einer hochwertigen Gestaltung zu einer hohen Akzeptanz bei Lehrern und Schülern führen. Große Schiebetüren zu den Klassenräumen erlauben eine sehr flexible Einbindung der offenen Lernbereiche in den Unterricht und unterstützen so das pädagogische Konzept.
Es wurde bei der Planung großer Wert darauf gelegt, dass die im Erdgeschoss gelegenen Werkstätten direkt und auf kurzem Weg von den Clustern in den beiden Obergeschossen aus erreicht werden können, die diesem Fachbereich zugeordneten sind.
Ausführung
Das gesamte Erd- und 1. Obergeschoss wurde bis auf die Rohbaukonstruktion abschnittsweise zurückgebaut. Die Stahlbetonkonstruktion wurde instandgesetzt und in Teilbereichen aufgrund der geplanten Aufstockung statisch ertüchtigt. Die Aufstockung wurde in Stahlskelettbauweise erstellt. Im Rahmen der Ausführung wurden an den bestehenden Bauteilen Maßnahmen zur Betoninstandsetzung, Brandschutzertüchtigung und Schadstoffsanierung notwendig.
Sämtliche Bauteile der neuen Gebäudehülle entsprechen dem Passivhausstandard. Die Wärmemenge für die Grundlast zur Beheizung des Gebäudes wird über Geothermie bereit gestellt, die Abdeckung von Lastspitzen erfolgt über Gasbrennwertkessel. Für ein gutes Raumklima in den Klassenräumen sorgen Heiz-/Kühldeckensegel und dezentrale Lüftungsgeräte.
Die Ausführung erfolgte bei laufendem Betrieb der direkt angrenzenden Schulen. Die betroffenen Schulbereiche wurden temporär in ein Interimsbauwerk ausgelagert.
Beurteilung durch das Preisgericht
©Peter Hinschläger, Aachen
Carl-Reuther-Berufskolleg, Hennef
©Peter Hinschläger, Aachen
Carl-Reuther-Berufskolleg, Hennef
©Peter Hinschläger, Aachen
Carl-Reuther-Berufskolleg, Hennef
©Peter Hinschläger, Aachen
Carl-Reuther-Berufskolleg, Hennef
©Peter Hinschläger, Aachen
Carl-Reuther-Berufskolleg, Hennef
©Peter Hinschläger, Aachen
Carl-Reuther-Berufskolleg, Hennef