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4. Rang 5 / 5

Nichtoffener Wettbewerb | 05/2024

Erweiterung der Schulanlage Hellmatt in Möriken-Wildegg (CH)

5. Rang / Ankauf

Preisgeld: 5.000 EUR

Stoos Architekten AG

Architektur

raderschallpartner ag landschaftsarchitekten bsla sia

Landschaftsarchitektur

Makiol Wiederkehr AG

Tragwerksplanung

HKP Bauingenieure AG

Tragwerksplanung

Waldhauser + Hermann AG

TGA-Fachplanung

P. Keller + Partner AG

TGA-Fachplanung

X-Frame Visualisierungen

Visualisierung

Erläuterungstext

Freiraum

Die Setzung des neuen Schulgebäudes erlaubt es, das Gebäude der zum Kern der Schulanlage aus der ersten Bauetappe gehörenden Turnhalle zu erhalten und mit den neuen Nutzungen als Herz der Schule zu positionieren.
Der davor liegende baumbestandene neue Pausenplatz ergänzt die bestehenden Pausenflächen der oberen Ebene mit neuen Qualitäten und ist über die Sitzstufen-Arena und die Treppen-/Rampenanlage direkt mit den bestehenden Aussenräumen verknüpft. Die Spielwiese und der Allwetterplatz können an bestehender Lage in grosszügigen und der Grösse des Schulareals entsprechenden Abmessungen angeboten werden. Der Paradiesweg bleibt unverändert als Zugangsweg erhalten und führt neu, von Bäumen gesäumt und beschattet, direkt in die Schulanlage und zum neuen Schulgebäude.
Unterschiedliche Baumvolumen fassen und gliedern die Ebene und schaffen schattige Pausenbereiche zwischen den Sportfeldern und um das neue Schulhaus. Die wegbegleitenden Baumreihen nehmen die bestehenden Ahorne auf und ergänzen sie mit mittelgrossen einheimischen und zukunftsfähigen Ahornarten (Acer campestre, Acer opalus, Acer monspessulanum), die die Sicht auf das Schloss nicht beeinträchtigen. Der Baumhain südlich des Allwetterplatzes nimmt das Thema der Bachuferbestockung auf, es sind Arten der Weich- und Hartholzaue (Alnus glutinosa, Salix alba, Acer platanoides, Carpinus betulus, Prunus padus). Der Baumhain nördlich des neuen Schulgebäudes wird als Ergänzung des angrenzende Waldes gelesen und integriert die bestehenden Bäume des heutigen Parkplatzes (Acer platanoides, Carpinus betulus, Quercus robur, Pinus sylvestris, Prunus avium). Auf dem Pausenplatz schaffen mittelgrosse Wildobstarten im Frühjahr mit ihrem Blütenhimmel und im Herbst mit den lodernden Blattfarben eine eigene Stimmung als Pausenfläche und Aufenthaltsraum. Die dazu verwendeten Arten sind trockenresistent und passen auf die sich vergrünende Kiesfläche (Pyrus nivalis, Malus sylvestris, Prunus mahaleb, Sorbus aria, Sorbus torminalis).
Das Regenwasser der angrenzenden Platz- und Dachflächen wird gesammelt und in ein grosses, mit wechselfeuchten Pflanzen gefülltes Retentionsbecken geführt. Was nicht verdunstet wird den Bäumen auf dem Platz zugeführt und speist so den natürlichen Wasserkreislauf.

Beurteilung durch das Preisgericht

Entgegen den Vorgaben des Wettbewerbsprogramms schlagen die Projektverfassenden vor, die Turnhalle von 1969 zu erhalten und stattdessen das jüngere Mehrzweckgebäude aus dem Schutz zu entlassen und zu einem späteren Zeitpunkt rückzubauen. Dieser Verstoss gegen die Auslobung wird mit einer respektvollen Stärkung der denkmalgeschützten Gesamtanlage und einem besseren Bauablauf begründet. Dieser Argumentation kann gefolgt werden, zumal sich bereits die Erbauer der qualitätsvollen Erstanlage kritisch über den riegelartigen Bau geäussert hatten. Der Turnhalle vorgelagert entsteht durch Rückbau des jüngeren Annexbaus ein baumbestandener Pausenplatz, der zwischen dem Bestand und dem Erweiterungsbau vermittelt. Eine lange und gedeckte Velohalle unter dem Baumdach integriert geschickt das Trafogebäude. Die praktische Bewährung der zentralen Veloflächen in Verbindung mit Pausenaufenthalt wird durch das Preisgericht in Frage gestellt. Gesamthaft vermag die Gestaltung in Verbindung mit dem Wasserbecken vor der prägnanten Turnhallenfassade zu überzeugen. Über eine gelungene Erweiterung der bestehenden Sitzstufenarena wird der untere mit dem oberen Pausenplatz verbunden. Es entsteht ein grosszügiger, fliessender Aufenthaltsbereich. Die Verfasser betonen die unterschiedlichen Qualitäten der beiden Pausenplätze. Dies mag ein Grund dafür sein, dass der obere, bestehende Pausenplatz versiegelt und frei von Bäumen bleibt, was hinterfragt werden kann. Das Preisgericht würdigt die Stärken des Projekts. Den festzustellenden Vorzügen steht der Verlust der durch das Mehrzweckgebäude geschaffenen, räumlich-akustischen Trennung zwischen den Pavillonbauten und den Sport- und Freizeitflächen gegenüber. Der präzis gesetzte Erweiterungsbau wird zum neuen Nutzungszentrum und rückt durch den Erhalt der Turnhalle entsprechend nach Westen. Seine gut gestaltete Eingangszone schafft eine klare Adressierung zum neu geschaffenen Pausenplatz. Demgegenüber steht die mangelnde Nutzungsflexibilität der Erschliessungsstruktur. Die Neunutzung der Turnhalle als Aula und Singsaal vermag zu überzeugen, ist jedoch hinsichtlich ihrer praktischen Bewährung bezüglich Raumakustik zu hinterfragen. Die grosszügig dimensionierte Raumnutzung und -aufteilung im Bestand führt dazu, dass der Erweiterungsbau den Grossteil des geforderten Raumprogramms aufnehmen muss. In der Konsequenz resultiert ein dreigeschossiger Baukörper. Dieser ist mit einer beträchtlichen Gebäudelänge von knapp siebzig Metern im Kontext der Gesamtanlage als (zu) dominant zu beurteilen. Zusätzlich ist die Erweiterbarkeit des Neubaus durch seine stark nach Westen gerückte Setzung stark eingeschränkt. Demgegenüber steht die subtil erarbeitete architektonische Ausgestaltung des Baus. Die Fassade mit gemauertem Sockel in roter Farbgebung und darüber folgender zweigeschossiger Holzfassade nimmt formal Bezug auf die geschützten Bestandsbauten. In seinem architektonischen Ausdruck vermag der Erweiterungsbau die Integration in das denkmalgeschützte Bauensemble gut zu leisten. In Frage zu stellen ist, ob die kompakte Fassadenstruktur und das flach geneigte Satteldach mit den kaum in Erscheinung tretenden Aufbauten das grosse Bauvolumen in genügender Weise aufzugliedern vermögen.

Funktionalität / Wirtschaftlichkeit / Ökologie
In seiner Struktur überzeugt der Ergänzungsbau in vielen Belangen. Die Projektverfassenden schlagen ein reduziertes Gebäudekonzept mit natürlicher Belüftung vor, was die Ausführung in minimaler Massivbauweise und vorfabriziertem Stützenraster bedingt. Der ökologischen Nachhaltigkeit und den klimatischen Anforderungen wird weitgehend entsprochen. Die einfache Grundrisskonzeption überzeugt durch gut nutzbare Raumstrukturen, die durch ihre gleichwertige Qualität eine grosse Flexibilität aufweisen und die Möglichkeit zur Cluster-Bildung bieten.

Gesamtwürdigung
Das Projekt «Hellmatte» zeigt insgesamt einen interessanten ortsbaulichen Ansatz und wird vom Preisgericht als wichtiger Beitrag gewürdigt. Die räumlichen Defizite des bestehenden Mehrzweckgebäudes werden aufgezeigt und mit der Turnhalle ein neues Zentrum der Schulanlage Hellmatt generiert. Die Anlage erscheint in sich stimmig. Die festzustellenden Qualitäten vermögen die Schwächen nicht ganz aufzuwiegen. Durch die Setzung des Neubaus und die Anordnung der Sport- und Pausenflächen werden allfällige spätere bauliche Erweiterungen erschwert. Der Abbruch des Mehrzweckbaus und die grosszügig dimensionierten Räume in der Turnhalle 4 bedingen ein grosses Neubauvolumen, das in seiner kompakten Volumetrie im Kontext der Schulanlage als zu dominant erscheint.
4. Rang 5 / 5