Neubau Schickhardt‐Gemeinschaftsschule am Schulstandort Heusteigstraße in Stuttgart

Die selbstbewusste Haltung der Entwurfsverfasser den vorgegebenen Bauplatz als Endpunkt eines Kontinuums in der Fortsetzung der vorhanden Gebäudeanlage des Theodor Fischer Baus zu verstehen und damit das entstehende Ensemble zu komplettieren und zu fassen, wird als sehr angenehm, gar charmant empfunden. Das Reagieren auf die vorhandenen Raumkanten, lässt eine schlanke, turmartige und polygonal angelegte Kubatur entstehen. Die damit entstehende Geometrie wird als stadträumlich interessante und würdigende Geste zum Bestandsbau hin wahrgenommen. Das Aufnehmen der Baufeldbreite und der Raumkanten wirkt sich in seiner Ausformulierung auch in der aufgeweiteten Fläche für das Schulgelände zwischen den Gebäuden als sehr wohltuend aus. Die eigenständige Architektursprache wirkt vielversprechend. Der Vorschlag zur Umgestaltung der Heusteigstrasse schafft außenräumlich durch die asymmetrische Straßenführung gute Aufenthaltsflächen auf der Schulseite bei gleichzeitigem Erhalt der Anwohnerparkplätze auf der Nordseite. Auch die Entwicklung eines Quartiersplatzes im Zugangsbereich des Neubaus bietet einen ansprechenden Auftakt in den Schulkomplex. Überraschend erkennt man bei detaillierter Analyse jedoch Schwächen des Konzepts. Es gelingt nicht, dass die Zonierungen auf dem Schulhof durch die Terrasse und dem angelegten Höhenunterschied gut proportioniert im Zusammenhang z.B. mit dem eigentlichen Zugang zum Neubau oder dem offensichtlich öffentlich angelegten Abgang zur Sporthalle, als angenehm empfunden werden. Die Qualität des Pausenhofs, mit Ausnahme der Baumgruppe wirkt wenig ansprechend und bietet keine weiteren Aufenthaltsangebote. Tatsächlich kann die Entscheidung, die Bebauung unmittelbar auf die Baugrenze zu situiere, nicht nachvollzogen werden. Zu weittragend sind die Baurechtlichen Konsequenzen. Die architektonische Anmutung des sehr individualisierten Neubauvolumens mit seiner Holzoptik im Kontrast zum würdigen Bestandsbau des Theodor Fischer Baus zu stellen, ist erstmal ein ernstzunehmender Standpunkt, wenngleich an dieser Stelle in Stuttgart als fremd erscheinend. Manche Öffnungen im Fassadenbild sind nicht nachvollziehbar, bezogen auf die dahinterliegenden Raumgruppen. Die Lochfassade, mit ihren unterschiedlichen Formaten, antwortet einerseits auf die gegenüberliegende Wohnbebauung, referenziert auch auf die Fassade des Bestands und zeigt gleichzeitig die Funktionalität eines Schulgebäudes im Hintergrund. Sie wirkt überlegt, ganz besonders natürlich an der Stelle der Hauptraumgruppen im Zentrum des Gebäudes. Die entwurfliche Geste eines sogenannten Mantels, der sich um eine Kernzone legt, ermöglicht eine typologisch unkonventionelle Grundrissentwicklung, die aufgrund der gewählten Bausteingröße zu Zwängen in der inneren Struktur führt. So gut die Anordnung der im Zentrum situierten Haupträume auf den einzelnen Ebenen in Ausrichtung zum Schulhof gelingt, wie Mensa oder Klassenräume, so sehr fallen die angrenzenden quasi umhüllenden Räume in ihrer notwendigen Funktionalität ab. Inakzeptabel ist z.B. die Anordnung des Nebenraumkomplexes zur Mensa auf zwei unterschiedlichen Geschossebenen. Auch die zunächst als wohltuend erscheinende Treppenanlage, in dem geometrisch besonderen Raumzuschnitt untergebracht, ist bei genauer Betrachtung weder von ihrer Lage als auch konstruktiv richtig überlegt. Dass anscheinend die notwenige Überwindung der Geschosshöhen nicht gelingt, scheint das Grundrisskonzept insgesamt in Frage zu stellen. In Fortsetzung dieser differenzierten Analyse der Grundrissstruktur, erscheint auch die unter dem Gebäude auf der Untergeschossebene untergebrachten Turnhalle, als weder auskömmlich mit notwendigen Nebenräumen bestückt zu sein, wie mit zu wenig Tageslicht versorgt zu werden.