modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Offener Wettbewerb | 04/2024

Sanierung Gutshof Landwirtschaftliche Fachschule Kleßheim in Wals (AT)

Visualisierung Gutshof, Hofladen & Schaumetzgerei

Visualisierung Gutshof, Hofladen & Schaumetzgerei

Nachrücker

Preisgeld: 4.000 EUR

kb+l architektur-ZT GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Entwurfsidee
Der historisch wertvolle Gutshof der Landwirtschaftlichen Fachschule Kleßheim prägt bereits seit vielen Jahrzehnten das Erscheinungsbild des Landesgutes Salzburg. Im Entwurf wurde daher äußerst behutsam mit dem Bestand umgegangen, indem nur an den notwendigsten Stellen Teile des Altbaus abgerissen wurden. Anstelle des nordwestlichen Bestandsarms entsteht ein neu gesetzter, vom Bestand abgerückter Baukörper, der die moderne Schulmetzgerei beherbergt. Durch den zusätzlichen Rücksprung des neuen Baukörpers von der Straßenflucht entsteht eine städtebaulich attraktive Platzsituation, die auf die aufgeständerte Erdgeschosszone der Tourismusschule Kleßheim reagiert. Diese dient als Begegnungszone zwischen den Schüler*innen beider Schulen und interessierten Besuchern. Der daraus resultierende L-förmige, bestehende Gutshof soll in seiner gestalterischen und konstruktiven Form bewahrt bleiben. Aufgrund der Situierung der Baukörper können die beiden geschätzten Höfe (Gutshof und Werkhof) erhalten bleiben.

Um ein zentrales Gelenk bzw. einen Umschlagplatz im Ablauf aller Funktionen zu schaffen, entsteht ein Durchbruch in der Erdgeschosszone, an der Stelle des Knickes des L-förmigen Bestandsgebäudes. Es bildet sich durch die Positionierung des neuen Baukörpers ein Nord-Süd- sowie auf Grund des Durchbruchs ein Ost-West-gerichteter, außenliegender Erschließungskorridor, der alle Funktionen zugänglich macht. In die Nord-Süd-gerichtete Erschließungsachse zwischen dem Bestandsgebäude und dem Neubau ragen drei "Schauboxen", die Einblicke in die verschiedenen Verarbeitungsbereiche der Produktveredelung bieten. Die Schaufenster öffnen den Produktionsablauf der Fleischverarbeitung, der Obstverarbeitung und der Milch- und Käseverarbeitung. Diese Achse soll das Konzept der "gläsernen" Landwirtschaft aufnehmen, um externen Interessierten den Produktionsprozess erlebbar zu machen. Ebenso befindet sich in dieser Achse der Hofladen am neu geschaffenen Gelenk, der sowohl von der Straße als auch zentral von allen Höfen und Verarbeitungsbereichen aus erreichbar ist.

Der Zugang der einzelnen Verarbeitungsbereiche, als auch des Hofladens erfolgt von außen. Angrenzend an den Gutshof befindet sich die Haupteingangstüre, welche die Allgemeinflächen und die Berufsschule für Gartenbau beherbergt. Über ein zentrales Treppenhaus gelangt man in das Obergeschoss und das Dachgeschoss des Bestandsgebäudes. Neben zwei Gruppenräumen, der Berufsschule für Gartenbau, den Umkleideräumen und dem Sozialraum für die Mitarbeiter befinden sich im Obergeschoss auch zwei Dienstwohnungen. Für die Anlieferung des Binderaums ist ein Lift vorgesehen. Im Dachgeschoss wurde die Technikzentrale untergebracht. Die Anlieferung der Verarbeitungsbereiche erfolgt über den Werkhof. Dadurch grenzt sich die Anlieferung und die Erschließung der Schüler klar voneinander ab und die Abläufe in der Produktion sind konkret gegliedert.

Konstruktives Konzept
Das Bestandsgebäude bleibt konstruktiv in seiner ursprünglichen Form erhalten. Es wurde darauf geachtet, dass alle tragenden Bauteile bestehen bleiben und sich die Raumnutzung an das konstruktive Konzept anpasst. In einzelnen Fällen werden die tragenden Wände mit Stahl-Wechselträger unterfangen. Nicht tragende Wände wurden teils abgebrochen und die Raumaufteilung an das Raum- und Funktionsprogramm angeglichen. Um den Verkaufsraum größtmöglich nach außen hin öffnen zu können, wird die Decke über dem Erdgeschoss durch eine neue Stahlbetondecke ausgetauscht. An der Nord-West Fassade des Bestandsgebäudes wurde im Erdgeschoss die Fassade aufgrund der neuen „Schauboxen“ geöffnet und ebenso mit Stahl-Wechselträger unterfangen. Die Boxen werden an den Bestand als Holzkonstruktion angestellt. Das neue Erweiterungsgebäude, in dem die Schulmetzgerei beherbergt ist, wird in Massivbauweise ausgeführt. Grund dafür sind die statischen sowie hygienischen Anforderungen an die Konstruktion des Gebäudes. Das hölzerne Vordach wird mithilfe auskragender Stahlträger getragen, welche auf den Boxen und im Bestand rückverankert sind.

Materialität
Aus Respekt zum Bestand, bleibt die Fassade des Bestandsgebäudes in Putz erhalten. Im Zuge der Sanierung wird diese Oberfläche erneuert und durch einen weiß-grauen Strukturputz mit Besenstrich-Optik ersetzt. Als Pendant dazu steht der neue Baukörper mit seinen vertikalen Holzlamellen. Sowohl optisch als auch gestalterisch tritt dieser gegenüber dem Bestandsgebäude respektvoll zurück und fügt sich harmonisch in das bestehende Ensemble ein. Das Dach des Neubaus wird als Gründach ausgeführt, um dem Versiegelungsgrad und der verbauten Fläche entgegenzuwirken.

Haustechnische und Energetisches Konzept
Die Technikzentrale beider Gebäude befindet sich im Dachgeschoss des Bestandsgebäudes. Von hier aus verteilt sich die Haustechnik im gesamten Schulgebäude. Als Energiequelle wird das vorhandene Fernwärme-Netz verwendet. Am Flachdach des Neubaus als auch auf den bestehenden Steildächern werden Photovoltaik-Paneele angebracht. Die Paneele werden in den Steildächern flächenbündig zur Dachhaut geplant.

Landschaftsplanung
Die Freiraumplanung am Grundstück teilt sich in drei Bereiche. Im Bereich des Werkhofes passiert die hauptsächlich landwirtschaftliche Arbeit. Der überwiegende Anteil der Bodenfläche ist dadurch asphaltiert. Diese kennzeichnet in der Materialität „Vorsicht Verkehr“ und berücksichtigt somit den landwirtschaftlichen Betriebsablauf. Im Bereich des Gutshofes wurde darauf geachtet, eine Reduktion der versiegelten Fläche anzustreben. Die Grünflächen wurden vergrößert und der Bodenbelag im Bereich der Wege mit versickerungsfähigen Pflastersteinen ausgeführt. Neben dem „Pausenraum“ mit genügend Platz zum Sitzen und einer Hügellandschaft gibt es noch einen Freibereich, um die Verkostung, welche sich im Gelenk des Bestandsgebäudes befindet, im Sommer nach außen erweitern zu können. Der bestehende Teich im Gutshof wird vergrößert und das Kunst am Bau Objekt erhalten beziehungsweise erweitert. Angrenzend daran, befindet sich eine Bühnenkonstruktion, welche für diverse Schulveranstaltungen und Sommerfeste genützt werden kann. Des Weiteren wurde im Nahbereich zum Haupteingang auch das Glashaus mit angrenzendem Geräteraum situiert. Im Bereich der neuen Begegnungszone befinden sich die Parkplätze, als auch Abstellmöglichkeiten für Fahrräder. Direkt angrenzend daran eröffnet sich der Hofladen mit der Verbindung in den Gutshof.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der grundsätzliche Entwurfsansatz, den südöstlichen Gebäudewinkel zu erhalten und den westlichen Gebäudetrakt abzubrechen und durch einen kubischen, eingeschoßigen Baukörper für den Bereich der Fleischverarbeitung zu ersetzen, ist nachvollziehbar. Die Verbindung von Alt und Neu über einen gedeckten Erschließungskorridor mit seiner Positionierung gegenüber dem Zugangsbereich zur benachbarten Tourismusschule erscheint schlüssig. Der großflächige Eingriff im Bereich der nordwestlichen Ecke des Bestandswinkels zur Schaffung der Vermarktungszone und der sich dadurch anbietenden Durchwegung wirkt sich abträglich auf die räumliche Qualität des ostseitigen Hofs aus. Das Abrücken des neuen Bauteils von der Kleßheimerstraße könnte einen qualitativ hochwertigen Freibereich erzeugen, welcher aber durch die Anordnung von Parkplätzen konterkariert wird. Die verglaste Ecke des Fleischverarbeitungsraumes wird hinsichtlich ihrer Dimension kritisch gesehen.
Plan 01

Plan 01

Plan 02

Plan 02