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Award / Auszeichnung | 05/2005

Auszeichnung „Vorbildliche Bauten“ im Land Hessen

Auszeichnung

ramona buxbaum architekten

Architektur

Erläuterungstext

Meisterlich umgebaut
Während des Wiederaufbaus der im Krieg stark zerstörten Stadt sollten namhafte Architekten in Darmstadt elf "Meisterbauten" errichten, die als herausragende Beispiele der "Architektur der Gegenwart" einen auch städtebaulichen Neuanfang markiert hätten. Von den für die 1950er Jahre allerdings wenig innovativen Entwürfen wurden schließlich nur fünf realisiert; unter diesen sticht das "Ledigenwohnheim" Ernst Neuferts dann aber durch eine einerseits expressive, andererseits streng rationale Modernität hervor. Äußerlich nach wie vor eindrucksvoll und 1986 unter Denkmalschutz gestellt, genügte das am Fuß der Mathildenhöhe gelegene Haus nach 50 Jahren heutigen Wohnansprüchen nicht mehr. Die zumeist ausgesprochen kleinen, technisch im Standard der Nachkriegszeit ausgestatteten Appartements waren mit ihren schall- und wärmedurchlässigen Wänden kaum noch vermietbar, infolge zunehmenden Leerstands lief der Bau Gefahr herunterzukommen, zumal auch an den Betonteilen der Zahn der Jahrzehnte genagt hatte.
Deshalb entschloss sich der Darmstädter Bauverein 1996 zur Sanierung des Gebäudes und beauftragte die Architekten Ramona Buxbaum und Peter Karle mit der Entwicklung eines modernisierten Nutzungskonzepts, das die Auflagen des Denkmalschutzes und die Wünsche der Bauherren gleichermaßen respektierte.
Die höhen- und tiefengestaffelte Anlage des „Ledigenwohnheims" besteht aus einem umlaufenden viergeschossigen Gebäudering und einem neungeschossigen Querriegel, die beide auf einem
das abfallende Gelände ausgleichenden Sockel stehen. Markant heben sich die weißen Balkonbrüstungen und Fenstergewände von den mit braunvioletten Hartbrandklinkern verkleideten Stahlbetonvolumen ab, An seiner Westfassade ragt eine breite Freitreppe in den Straßenraum, Sie wird von hohen Mauern gefasst und führt die Besucher nicht· ins Gebäude, sondern auf die großzügige Terrasse eines Restaurants. Erschlossen wurde der Komplex über zwei Eingänge an der Nordseite.
Da der Denkmalschutz den Erhalt des äußeren Erscheinungsbilds vorschrieb, beschränkten sich Ramona Buxbaum und Peter Karle hier auf zwei sichtbare Veränderungen. Zum einen bebauten sie das bisher als Trockenboden und durch ein Bierlokal mit Terrasse genutzte Dachgeschoss völlig neu auf und errichteten dort vier jeweils um einen oder zwei Lichthöfe organisierte Atriumwohnungen, die an der Rückseite des Gebäudes auch deutlich wahrgenommen werden können. Zum anderen schufen sie einen dritten Eingang, mit dem das Gebäude jetzt auch von der Südseite erschlossen werden kann.

Aus der Dokumentation Vorbildliche Bauten im Bestand, herausgegeben von der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen.

Beurteilung durch das Preisgericht

An einen Meisterbau Hand anzulegen bedeutet von vornherein, sich mit der Qualität dieses Hauses messen zu lassen Wenn der Eingriff darüber hinaus, wie bei dem vorliegenden Beispiel, tatsächlich eine strukturelle Überarbeitung des Gebäudes bedeutet, wird diese Aufgabe um so schwieriger.
So wurde aus dem ursprünglichen Wohnhaus für Ledige - mit vielen sehr kleinen Wohnungen - ein Wohngebäude, das den heutigen Wohnanforderungen gerecht wird. Über Zusammenlegung von kleinen Wohnungen - auch stockwerksübergreifend - wurden Interessante Wohnungstypen entwickelt.
Diese Transfonnation wurde mit gestalterischer Sparsamkeit realisiert, die die Eingriffe zwar lesbar macht, das Gesamtbild des Bestands jedoch in keiner Weise zerstört.
Dieser Umgang mit hochwertiger Bausubstanz und ihrer Anpassung an heutige Anforderungen ist
Beispielhaft.

Aus der Dokumentation Vorbildliche Bauten im Bestand, herausgegeben von der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen.