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Award / Auszeichnung | 06/2013

BDA-Architekturpreis Große Nike 2013

Olympiapark München

DE-80809 München

Klassik-Nike

Behnisch & Partner

Architektur

Landeshauptstadt München

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Sport und Freizeit

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/1972

Projektbeschreibung

Olympiapark München. Anlagen und Bauten für die Olympischen Spiele 1972

"Die architektonische Antwort auf die Forderung »Olympia im Grünen« hieß »Olympische Landschaft«. Das war das Wesentliche. Diesem Primat der Landschaft unterstellt waren alle Teile unseres Entwurfes, auch die Sportstätten. Geländemulden ähnlich liegen sie im Schwerpunkt des Olympiaparks, zusammen mit dem Berg, dem See, den Wegen, den Bäumen.
Diese Mulden mussten vor Wind und Wetter geschützt werden. Die üblichen Überdachungen für Sportstätten, beispielsweise Schalenkonstruktionen, schieden in diesem Zusammenhang aus. Ihre starre Geometrie, ihr sichtbarer Materialaufwand, die ihnen anhaftende Assoziation zu Einzelgebäuden hätten die Landschaft im entscheidenden Teil, in ihrem Schwerpunkt, zerstört.
Uns schwebte ein leichter, aus einem Minimum an Materie bestehender Schirm vor. Dieser Vorstellung kam ein leichtes, vorgespanntes Flächentragwerk aus Stahlnetzen mit einer lichtdurchlässigen Wetterhaut am nächsten.
Die Fachleute die das Dach des Deutschen Pavillons in Montreal geplant hatten - Professor Frei Otto und die Ingenieurgruppe Leonhard + Andrä – waren bereit, am Dach für die Sportstätten in München mitzuarbeiten. Im Laufe der Planung zeigte sich allerdings, dass der Schritt von dem temporären Pavillondach in Montreal zu dieser weitgespannten, dauerhafteren Überdachung in München doch sehr groß war.
Die beim Montrealer Projekt angewandten, eher handwerklichen Methoden der Formfindung und des Nachweises der Stabilität konnten in München schon von der Größe, der knappen Zeit, von den gestellten Anforderungen her nicht mehr in allen Teilen genügen. So mussten für die ingenieurmäßige Berechnung und für den Zuschnitt teilweise neue Wege gefunden werden. Die Leistungsgrenze für die Planung solcher Tragwerke in dieser Situation wurde deutlich.
Die Überdachung der Sportstätten ist in vielem so geworden, wie wir sie uns vorgestellt hatten: leicht, transparent, überraschend...
Allerdings hatte uns zunächst die spürbare Unausgewogenheit der Konstruktion irritiert, die Wuchtigkeit der Masten, besonders im Vergleich mit den leichten, immateriellen Dachflächen.
Heute meinen wir, daß auch diese Unausgewogenheit »dazugehört«. Sie wird von der olympischen Landschaft verkraftet.
Das Wesentliche unseres Entwurfs liegt unter und neben dem Dach, es ist die Sport- und SpielIandschaft, der Münchner Olympiapark."
Behnisch & Partner, aus Bauten und Entwürfe 1952-1974


Bauherr:
Bundesrepublik Deutschland, Freistaat Bayern, Landeshauptstadt München, vertreten durch Olympia Baugesellschaft mbH (OBG)

Gesamtentwurf Olympiapark:
Architekten Behnisch & Partner
Günter Behnisch, Fritz Auer, Winfried Büxel, Erhard Tränkner, Carlo Weber mit Jürgen Joedicke

Landschaftsarchitektur:
Mit Günther Grzimek

Überdachung der Hauptsportstätten:
Architekten und Ingenieure
Behnisch & Partner
Frei Otto (PL Ewald Bubner)
Leonhardt + Andrä (PL Jörg Schlaich)

Visuelles Erscheinungsbild:
Otl Aicher

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit dem Ensemble zu den Olympischen Spielen 1972 hat sich die junge Bundesrepublik Deutschland als eine freie Gesellschaft einen gebauten Ausdruck gegeben, der weltweit große Anerkennung erfahren hat. Das Brillante am Olympiapark ist die herausragende Architektur des damals mit fast 75.000 Quadratmetern größten Zeltdachs der Welt und dessen Einbettung in eine wunderbar bewegte Parklandschaft – den renaturierten Olympiapark. Unter dem transparenten, mit Plexiglas bedeckten Dach befinden sich das Olympiastadion, die Olympiahalle und die Olympiaschwimmhalle.

Als gebauter Ausdruck politischer Repräsentation ist seit dieser Zeit in Deutschland nichts Vergleichbares mehr geschaffen worden. Zudem zeugt das Olympiagelände von dem großen Vertrauen, das die politischen Auftraggeber den jungen Architekten, Ingenieuren, Landschaftsarchitekten und Grafikdesignern entgegengebracht haben. Insgesamt kann die Entstehungsgeschichte dieses Baukomplexes als eine besonders glückliche Fügung in der Geschichte Deutschlands gesehen werden. Auf allen Ebenen konnte der Welt gezeigt werden, dass Deutschland nichts mehr mit der nationalsozialistischen Vergangenheit und der Olympiade 1936 in Berlin zu tun hat.

Nach wie vor wirken Olympiapark und Olympiadach zeitlos schön und sind – im Gegensatz zu vielen anderen Olympiastätten weltweit – mit Leben gefüllt. Mit dieser hohen Wertschätzung durch die Bevölkerung erfüllen die Münchner Sportstätten das Kriterium der ästhetischen Nachhaltigkeit wie kein anderes Bauwerk unserer jüngeren Vergangenheit. Daher ist die Würdigung durch die erstmals verliehene „Klassik-Nike“ eine wichtige Entscheidung, die vielleicht nicht überrascht, aber auf diese Weise die außergewöhnlich hohe und in all den Jahren der Nutzung bewährte Qualität des Olympiadachs und des Olympiaparks hervorheben möchte.

Diese außerordentliche geistige und architektonische Leistung ist jedoch in ihrer Existenz durch die geplante Bebauung in den Randbereichen des Olympiaparks bedroht. Daher ist die Auszeichnung mit der „Klassik-Nike“ auch als politisches Zeichen zu verstehen, um die herausragende Bedeutung des Olympiageländes für München wie auch als nationales Symbol zu betonen.