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Award / Auszeichnung | 11/2009

Beispielhaftes Bauen im Ostalbkreis 2003-2009

Schloss Kapfenburg, Internationale Musikschulakademie - Kulturzentrum, Proben- und Konzertsaal mit Foyer

DE-73466 Lauchheim, Schloss Kapfenburg

Auszeichnung

Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Schwäbisch Gmünd

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Tourismus, Gastronomie

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 12/2004

Projektbeschreibung

Das Königreich Württemberg wurde in Folge der Säkularisation 1806 Eigentümer von der im Ursprung staufischen Anlage Schloss Kapfenburg. Von 1364 bis 1806 im Besitz des Deutschen Ordens erhielt die Burg Anfang des 18. Jahrhunderts durch Ordensbaumeister Franz Keller ihr heutiges Aussehen.
Jahrzehnte war das Amt Schwäbisch Gmünd des Landesbetriebs Vermögen und Bau Baden-Württemberg in der Funktion als Eigentümer, Architekt und Bauherr auf der Suche nach einer Gesamtnutzung für das leer stehende und langsam verkommende Schloss. 1993 brachte eine glückliche Fügung den Kontakt zum Landesverband der Musikschulen Baden-Württembergs. Daraus entstand für 13,2 Mio. Euro ein Zentrum für Musik, Kultur und Bildung.

Begründung der Jury:
Die Umnutzung des ehemaligen Fruchtkastens und der Schlossscheuer dieser einmaligen staufischen Anlage zu einem Probe- und Konzertsaal ist mustergültig. Ganz selbstverständlich nimmt die Schlossscheuer alle dienenden Räume und die Technik auf. Das große Volumen des Fruchtkastens wird komplett für den Konzertsaal genutzt und zeigt seine ganze Pracht und Ausdehnung. Der historische Dachstuhl, der fast unmerklich statisch verstärkt wurde, entfaltet einen unvergleichlichen »Himmel«. Die Arbeit ist sorgsam durchdetailliert und zeugt von einem respektvollen Umgang mit der einmaligen historischen Bausubstanz.

Objektbeschreibung:
Fertigstellung: 2004

Innovation in alten Gemäuern
Das Königreich Württemberg wurde in Folge der Säkularisation 1806 Eigentümer von der im Ursprung staufischen Anlage Schloss Kapfenburg. Von 1364 bis 1806 im Besitz des Deutschen Ordens erhielt die Burg Anfang des 18. Jahrhunderts durch Ordensbaumeister Franz Keller ihr heutiges Aussehen.
Jahrzehnte war das Amt Schwäbisch Gmünd des Landesbetriebs Vermögen und Bau Baden-Württemberg in der Funktion als Eigentümer, Architekt und Bauherr auf der Suche nach einer Gesamtnutzung für das leer stehende und langsam verkommende Schloss. 1993 brachte eine glückliche Fügung den Kontakt zum Landesverband der Musikschulen Baden-Württembergs. Daraus entstand für 13,2 Mio. Euro ein Zentrum für Musik, Kultur und Bildung.

Architektonischer Ansatz
Die Grundhaltung bei den anstehenden Baumaßnahmen wurde unter dem Schlagwort "Denkmal geht vor Nutzung" wie folgt definiert: Die größtmögliche Schonung der historischen Bausubstanz ist oberste Prämisse. Wo es nur geht wird sie erhalten oder in handwerklicher Bauweise ergänzt und statisch ertüchtigt. Die neue Nutzung muss sich weitestgehend den vorhandenen Raumstrukturen und räumlichen Gegebenheiten unterordnen. Gänzlich tabu sind Neu- oder Anbauten. Bauliche Veränderungen und Zutaten für die neue Nutzung sollen sich möglichst mit anderen Materialien und modernen Details vom "Historischen" absetzen.
Den Besucher der Akademie stehen nun für Konzerte, Tagungen, Seminare oder Musikproben Räume mit ganz besonderem Ambiente zur Verfügung.

Maßnahmen
Das Bauprogramm mit der Anforderung moderne Haustechnik in den alten Gebäuden verträglich und in ökonomisch vertretbarer Weise unterzubringen, forderte von allen Beteiligten Fantasie und Umdenken. Dabei zeigte sich zunächst, dass die historische Bausubstanz weit mehr als es den Anschein hatte geschädigt war. Die Einbringung neuer Nutzlasten erforderte außerdem die Ertüchtigung vorhandener Bauteile durch Stahlhilfskonstruktionen. Die traditionelle Konstruktion der Dächer, Decken und Wände wurde mittels handwerklicher Techniken repariert, anschließend erfolgte der moderne, der historischen Bausubstanz gerecht werdende Ausbau der Räume sowie der Einbau modernster Gebäudetechnik.
Die Erschließung des Ende 2004 fertig gestellten großen Proben- und Konzertsaales im Obergeschoss des Fruchtkastens erfolgt von der Schlossscheuer aus. Ein großes, verglastes Scheunentor gibt vom Hof Einblick in eine zweigeschossige Halle und zu einer Empfangstheke, die vor einem eingestellten Kubus steht, der Nebenräume enthält.
Auf dem Kubus wurde eine offene Lounge installiert, erreichbar über einen Steg der frei eingestellten Stahltreppe, die zum Konzertsaal führt. Ein gläserner Aufzug trägt zur Großzügigkeit der Halle bei. Der gleiche Sandsteinboden in Foyer und auf der Treppe tragen dazu mit bei.
Um die erforderlichen Raumdimensionen zu erhalten, die der Besucher nun im großen Konzertsaal erlebt, war der Ausbau der Deckenbalkenlage in Traufhöhe, einschließlich des Mittellängsunterzuges mit Stützen und Bügen unumgänglich. Mit dieser Maßnahme war aber das Konstruktionsprinzip des Sparrendaches aufgehoben. Um die erforderliche Queraussteifung wieder herzustellen musste ein neues statisches System entwickelt werden. Es zeigt sich im Saal mit Stahlrahmen und Zugbändern zwischen den Sparren. Die gesamte Dachkonstruktion ist nun bis zum First sichtbar. Der Rückprospekt des Konzertpodiums erhielt zur Schall-Lenkung eine Vertäferung in verschiedenen Neigungen. Die technischen Lichtbänder in scharfkantigen Kastenprofilen bilden einen Kontrast zwischen den krummen fehlkantigen Kehlbalken. Die Wandlampen an den Saallängswänden tauchen den Saal in ein warmes Licht.