modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Award / Auszeichnung | 06/2015

Deutscher Fassadenpreis 2015

Fassadenneugestaltung Galeria Kaufhof

DE-91052 Erlangen, Nürnberger Straße 30

Ein 1. Preis Industrie- und Gewerbebauten

a.ml und partner / architekturwerkstatt matthias loebermann

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Groß- und Einzelhandel

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2012

Projektbeschreibung

Der Entwurf versucht auf Grundlage der vorhandenen Fassaden der Eiermann Kachelfassade eine Transformation in die Gegenwart abzubilden.

Die vorgehängte Eiermann Fassade zeichnet sich durch eine homogene Struktur aus, die mit einem pyramidenförmigen Würfelelement unterschiedlicher Öffnungen spielt.
Durch den Abstand von der eigentlichen Hülle wird ein Hohlraum gebildet, der der Fassade Tiefe verleiht.
Dieser Zwischenraum ermöglicht es zusätzlich, Fenster und andere Öffnungen dahinter zu verstecken.

Ausgehend von diesem ruhigen Bild soll die neue Fassade auf einem ähnlichen Grundprinzip beruhen, aber zusätzlich noch die Geschoßigkeit abbilden.

Die neue Fassade beruht im Wesentlichen auf zwei Grundideen:

Zum einen soll das Thema der räumlichen Tiefe inszeniert werden, das heißt der rückwärtige Raumabschluß ist durch die vorgehängte Lisenenstruktur wahrnehmbar und wird über unregelmäßig breite, horizontale Streifen an der rückwärtigen Wandkonstruktion in das Gesamtmuster integriert.

Zum anderen wird eine Art dreidimensionale Gewebestruktur aus drei Ebenen von vertikalen und horizontalen Winkelprofilen gebildet, die auf dem Motiv des unregelmäßigen Streifenmusters (ohne Rapport) entwickelt ist.

Die räumliche Tiefe entsteht durch eine durchlaufende, dazwischen liegende Unterkonstruktion aus Rechteckrohrrahmen. Diese wird über eine übergeordnete Fassadengliederung aus scharfkantigen auf Gehrung geschnittenen Aluminium T-Profilen (T100/100mm) abgebildet.

Durch die vorne liegende vertikale Lisenenstruktur aus scharfkantigen Aluminiumwinkelprofilen (L50/100;L100/100mm) werden in der Perspektive unterschiedliche Bilder erzeugt, in der flachen Schrägansicht verschwinden die hintenliegenden horizontalen Lisenen (ebenfalls aus scharfkantigen Aluminiumwinkelprofilen (L50/100;L100/100mm) durch den relativ engen Zwischenraum, es entsteht eine vertikal strukturierte Fassade, die aber die Geschoßigkeit abbildet.

In der Frontalansicht taucht dann das Gewebemuster auf, das heißt je nach Blickwinkel und Bewegungsrichtung verändert sich der Eindruck des Gebäudes relativ stark und erzeugt immer neue interessante Muster.

Bei Sonneneinstrahlung entwickelt sich zusätzlich die Dreidimensionalität durch Schattenbildung auf die dahinter befindliche geschlossene, gestreifte Rückwand.

Die gesamte Lisenenstruktur erhält eine helle Grundfarbe, die durch Einstreuung von zwei bis drei weiteren Farben zusätzliche Akzente in der Wahrnehmung erhält. Die Streifenstruktur im rückwärtigen Wandbereich wird mit den gleichen Farben behandelt.
Die Ordnungsstruktur der T-Profile wird mit einer dunklen Farbe abgebildet.

Der Taubenschutz wird über ein feines Netz vor der horizontalen Struktur gewährleistet, er tritt in der äußeren Wahrnehmung der Fassade nicht störend in Erscheinung.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Umstrukturierung bzw. Neugestaltung von Kaufhausfassaden zählt zu den schwierigen Aufgaben. Denn stärker als viele andere Designprojekte sind Kaufhausfassaden Moden, zeitbedingten Veränderungen und Verschleiß unterworfen.

Bei dem prämierten Objekt musste die keramische „Eiermann-Fassade“ aus den 60er Jahren abgebrochen werden, weil deren Aufhängung korrodiert war. Die neue Fassadenkonstruktion folgte zwei Leitmotiven:

Zum Einen wollte man die räumliche Tiefe zwischen dem eigentlichen Baukörper und seiner vorgehängten Fassade sinnlich und haptisch wieder wahrnehmbar inszenieren. So bleibt die rückwärtige Gebäudehülle durch das Geflecht der vorgehängten Lisenenstruktur hindurch verschleiert sichtbar. Horizontale Streifen gliedern die Textur der neuen Vorhangfassade.

Zum Anderen bewirkt die dreidimensionale Gewebestruktur aus vertikalen und horizontalen, farblich subtil gefassten Winkelprofilen beeindruckende perspektivische Effekte.

Durch die vertikale Lisenenstruktur im Vordergrund werden bewusst unterschiedliche Bilder generiert. So verschwinden in der Schrägansicht die weiter hinten liegenden Horizontal-Lisenen. Es entsteht der Eindruck einer rein vertikal strukturierten, farbig gestreiften Fassade, die nur die Geschossigkeit abbildet.

Erst in der Frontansicht wird das sehr viel komplexe, tiefengeschichtete Webmuster aus horizontalen und vertikalen Profilen und fein ausdifferenzierten Farbschichten sichtbar. Je nach Blickwinkel und Bewegungsrichtung verändern sich Wahrnehmung und Wirkung des Gebäudes also ganz erheblich.

Mit der neuen, farblich zurückhaltenden Fassaden-Textur ist es gelungen, den Kernbau mit einem sehr überzeugenden zeitgenössischen Gewand zu überformen, dessen sinnlich-haptische Qualitäten den der ursprünglichen Eiermann-Fassade absolut ebenbürtig sind. Anstelle der ursprünglichen weissen Keramikfassade wird dem Betrachter hier eine lesbar subtil ausgeformte Gebäudeoberfläche angeboten, die ihn zusätzlich zu Bewegung und Perspektivwechsel im Stadtraum herausfordert.

Diese Qualitäten haben die Jury dazu bewogen, das Projekt mit einem 1. Preis in der Kategorie „Industrie- und Gewerbebauten“ auszuzeichnen.