modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Award / Auszeichnung | 09/2017

Auszeichnung guter Bauten 2017 des BDA Bonn-Rhein-Sieg

Galerie- und Atelierhaus

DE-53115 Bonn

Auszeichnung

UWE SCHRÖDER ARCHITEKT

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Büro-, Verwaltungsbauten, Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2009
    Fertigstellung: 01/2015

Projektbeschreibung

Galerie- und Atelierhaus, Bonn, 2009-15
(Text von Rainer Schützeichel)

Das Galerie- und Atelierhaus an der Lotharstraße macht das komplexe Gefüge von städtischen Raumtypen als Platz-, Hof- und halb öffentliche sowie private Innenräume wie unter einem Brennglas lesbar.
Das Ensemble befindet sich in der unmittelbaren Nachbarschaft von Haus Hundertacht und sieht sich damit demselben heterogenen Kontext gegenübergestellt, auf den es zuallererst mit einer Kodierung der Außenräume reagiert. Während sein Nachbarhaus die Idee von Stadt in der inneren Raumfolge abbildet, spannt dieses Häuserpaar, das durch ein in die Mitte genommenes Kurhaus aus dem 19. Jahrhundert zur Trias erweitert wird, einen Platz abseits der Straße auf. Dieser Platz, dem sich am Galeriehaus teils abgesenkte Innenhöfe angliedern, richtet das Öffentliche zwischen den Häusern ein. Ein Basaltsockel, in den hier und da Sitzbänke eingebunden sind, verschränkt die Bauten miteinander. Er findet sich im Galerie- und im Atelierhaus ebenso wie im Portikus und in der Freitreppe des Altbaus oder im Erdgeschoss des nordwestlich angrenzenden Reihenendhauses – so verschränkt das chthonische Material die Häuser zugleich mit dem näheren Umfeld der Stadt. Das an die Straße gerückte Atelierhaus setzt an einer Nahtstelle zwischen geschlossener und offener Bebauung eine Reihe von Wohnhäusern fort, während das Galeriehaus zurückversetzt in den Hang gestellt ist und den Weg ins Innere der Hausgruppe weist . Den Ort der Kunst , der zeichenhaft vom Kragbalken des Lastenaufzugs markiert wird, birgt es in seinem über zwei Geschosse reichenden Ausstellungstrakt.
Im zur Straße hin orientierten Atelierhaus hingegen ist das Private untergebracht , sodass es dem inneren Platz wie eine Art Filter zum Straßenraum hin vorgelagert ist.
Wie auch beim Haus Hundertacht kommt dem Material auf der symbolischen Ebene eine vor allem städtebauliche Aufgabe zu: Im Inneren des Galeriehauses nobilitieren edle Holz- und Steinböden das Ausstellungsgut, doch seine eigentliche Kraft schöpft es im Außenraum, wo der Sockel die Häuser zusammenbindet und sie mit ihrer Umgebung verwebt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Ensemble aus vier neuen Häusern und einer von Anbauten und Überformungen befreiten historischen Villa Faupel bestimmt mit beinahe magischer Präsenz einen ganzen Straßenabschnitt am Fuß des Venusberges. Dabei gehören die beiden flankierenden Wohnhäuser an der Lotharstraße zwar nicht dem Zweck nach zu der Bauaufgabe „Galerie- und Atelierhaus“, sind aber unverzichtbar für diesen Ort, der sich mit seinen Plätzen, Höfen und Gärten, mit den Übergängen aus Mauern und Stufen, Pergolen und Toren über einen Zeitraum von einigen Jahren in ein romantisches Kleinod verwandelt hat: Natur, Stadt, Architektur im Überfluss, und nichts davon ist hier überflüssig. Die idealtypischen Zeichnungen sind bestechend, der erläuternde Text lässt einen zunächst mit sich allein, erschließt sich erst über den Ort. Dann erst glaubt man zu wissen, dass die Architektur hält, was der Text verspricht. Sie sagt es einfacher, als der Text mit vielen Worten. Dennoch: Es ist zu vermuten, dass sich erst im Zusammenspiel von Zeichnung, Text und Gebautem der Ort gänzlich begreifen lässt. Jenseits aller akademischen Annäherung, die nicht jedem zusagen dürfte, zählen letztendlich das Gebaute in seiner ästhetischen Ausgewogenheit und in der mit großer Sorgfalt erreichten Material- und Detailqualität, das Miteinander von Kunst und Architektur wie auch die offene Geste an die Stadt, diesen Ort frei von jeder Kommerzialisierung zivilisiert zu benutzen. Ob und in welchem Umfang die Stadt als Gemeinwesen dazu in der Lage ist, respektive sich der Ort tatsächlich heute dazu eignet, bleibt auf den ersten Blick unbeantwortet. Der Mut, der sich in dem programmatischen Leitgedanken „Einen Platz der Stadt! Eine Wohnung der Kunst!“ manifestiert, verdient jedenfalls das Gelingen dieser Begegnung auf Dauer an dieser Stelle.