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Award / Auszeichnung | 04/2017

umsicht – regards – sguardi 2017

Gundeldinger Feld - Kohlesilo illuminiert

Gundeldinger Feld - Kohlesilo illuminiert

Das Kohlesilo auf dem Gundeldinger Feld

CH-4053 Basel

Engere Wahl

Baubüro in situ AG

Architektur

Dreifels AG

Bauingenieurwesen

Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW

Universitäten / Hochschulen

iRIX Software Engineering AG

sonstige Fachplanung

Solvatec AG

sonstige Fachplanung

SwissINSO SA

sonstige Fachplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Büro-, Verwaltungsbauten

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2016

Projektbeschreibung

AREAL - GUNDELDINGER FELD

Im Jahre 2000 hat die Kantensprung AG private Investoren für den Kauf des Geländes der ehemaligen Maschinenfabrik Sulzer Burckhardt AG im Gundeldinger Quartier
in Basel gefunden, und das Areal im Baurecht für 90 Jahre übernommen. In den letzten 15 Jahren hat sich das sogenannte Gundeldinger Feld vom Industriebetrieb zu einem
vielfältigen Kultur- und Arbeitsstandort mit über 70 Mietern entwickelt. Das Areal erstreckt sich über eine Fläche von 1,3 ha.

GEBÄUDE - KOHLESILO
Die ehemalige Heizzentrale mit dem Kohlesilo wurde seit dem Anschluss an das Fernwärmenetz nicht mehr benötigt. Die Heizzentrale wurde im Zuge der Umnutzung als eines der ersten Projekte zur Kinder-Zirkusschule umgebaut, das Kohlesilo lag lange brach. Mit der Umnutzung des Kohlesilos im Jahre 2015 wird die Verdichtung auf dem Areal weitergeführt und auch so das angestrebte Ziel der 2000-Watt-Gesellschaft angesteuert.
Im Zuge der Umbaumaßnahmen wurden auf drei Ebenen Böden eingezogenen und das Gebäude sehr gut isoliert. Im Innenraum wurden auf nicht funktional bedingte Verkleidungen verzichtet.
Wo möglich wurden gebrauchte Bauteile, wie beispielsweise Sanitärobjekte, Küchen und die Liftverkleidung, verwendet. Auf dem Dach sowie an der Nord- und Südfassade kam BIPV zum Einsatz.
Verwendet wurden neuartige, sehr ästhetische PV-Module, deren Glasbeschichtungstechnologie an der EPFL in Lausanne entwickelt wurde. Auf dem Dach wurden vier verschieden farbige PV-Module sowie einige Standard-Module in schwarz installiert. Auf der Südfassade wurden die gleichen vier Farben verwendet, an der Nordfassade eine davon. Ein Energiemess- und Monitoringsystem erfasst
die Leistung der Module unter den variierenden Bedingungen.
Der am Kohlesilo produzierte Strom wird in unmittelbarer Nähe auf dem Gundeldinger Feld vom Baubüro in situ AG genutzt. Zur Maximierung des Eigenverbrauches wird ein Second-Life-Batteriespeicher eingesetzt. Dieser Speicher wird mit gebrauchten Batterien der Elektromobilität ausgestattet.

BAUSTEINE FÜR DIE UMNUTZUNG

BEGRÜNUNGSKONZEPT
Dach und Fassadenbegrünung, Regenwassernutzung, Pflege durch Sozialprojekt Transform.

BEFLÜGELUNG
Installation von 40 Vogelhäusern.

VERKEHR
Autofreies Areal, kein motorisierter Individualverkehr.

OPTIONEN OFFEN LASSEN
Weitblickend planen, nur das bauen, was unbedingt notwendig ist.

SYNERGIEN NUTZEN
Gemeinsame Sitzungszimmer für mehrere Mieter des Areales.

UMNUTZEN
Wiederbeleben alter Bausubstanz durch neue Nutzungen, Auswahl dieser Nutzungen gemäß bestehender Gebäudestruktur.

WIDER DEN PERFEKTIONISMUS
Bestehende Gebäude haben eine Geschichte, die sich in der Atmosphäre widerspiegelt. Verschiedene Grade der Ausarbeitung zulassen.

HINDERNISFREI BAUEN
Fünf-Sterne-Auszeichnung des Areales als äußerst behindertenfreundlich.

BAUBIOLOGISCH BAUEN
Materialauswahl gemäß Baubiologie und grauer Energie.

BAUKOSTEN SPAREN
Durch Umnutzung statt Neubau.

NOT FOR PROFIT
Investition allfälliger Gewinne in das Projekt oder in die gemeinnützige Stiftung Kantensprung.

MIETKALKULATION
Ist-Zustandsmiete zuzüglich Umbaukomponenten.

HEIZUNG
Fernwärme, Wärmerückgewinnung, individuelle Regelung.

ERNEUERBARE ENERGIEN
Mehrere PV-Anlagen.

ABFALL
Kompostsammelstelle.

WASSER
Durchflussbegrenzer, Toilettenspülung mit Regenwasser, Entsiegelung von Aussenflächen.

NACHHALTIGKEIT
Gundeldinger Feld als Praxislabor *Nachhaltige Quartierentwicklung*.

VEREINBARUNG ENERGIE
Kooperationsvereinbarung zwischen MieterInnen und Vermieterin als Beilage zum Mietvertrag.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Kohlesilo befindet sich im Zentrum des ehemaligen Fabrikareals der Sulzer
Burckhardt AG im Basler Quartier «Gundeli» (Gundeldinger Feld), das sich in den
letzten 15 Jahren vom Industriestandort in einen urbanen Raum mit vielfältigen
Nutzungen gewandelt hat. Dieser Transformationsprozess des Fabrikareals ging
einher mit der Ansiedlung kultureller, sozialer und gewerblicher Nutzungen und
hat sich positiv auf die unmittelbare Umgebung und das Quartier ausgewirkt. Das
knapp 20 Meter hohe Kohlesilo war bis dato das einzige Gebäude des Areals,
welches noch nicht umgenutzt wurde. Die überwiegend fensterlosen massiven
Betonwände liessen ohne grössere bauliche Eingriffe keine herkömmlichen
Nutzungen zu. Es entstand die Idee, den ehemaligen Kohlespeicher zum neuen
Energielieferanten, kombiniert mit gewerblichen Nutzflächen, umzubauen.

Heute bietet das Kohlesilo Platz für Büros, Praxisräume, eine Zirkusschule
und Konferenzzimmer. Gleichzeitig liefert es den Strom für seine Nutzungen
und das danebenliegende Baubüro in situ. Dafür wurden in Zusammenarbeit
mit Wirtschaft und Hochschulen zwei vom Bund geförderte Pilot- und
Demonstrations-Projekte in einem lanciert. An den Fassaden und auf dem Dach
wurde weltweit erstmalig eine PV-Anlage mit an der ETH-Lausanne entwickelten,
farbig beschichteten Modulen installiert. Um den Eigenverbrauch der vor Ort
erzeugten Elektrizität zu erhöhen und das öffentliche Stromnetz zu entlasten,
werden gebrauchte Lithium-Ionen-Akkus aus Mobilitätsanwendungen als
Second-Life Batteriespeicher eingesetzt. In einem Messprojekt in Zusammenarbeit
mit der FHNW Muttenz wird die Anlage wissenschaftlich untersucht.
Aktuelle Auswertungen zeigen, dass mit der Anlage 62% des Bedarfs an
elektrischer Energie abgedeckt wird. Eine Relevanz der eingesetzten Technologien
für eine breite Anwendung wird allerdings von der Jury verneint.

Der baukulturelle Beitrag dieser Arbeit zeigt sich erst auf den zweiten Blick –
als Herz des ehemaligen Industrieareals bildet der neue Energiespeicher den
Höhepunkt und vorläufigen Abschluss eines Transformationsprozesses, der
Ansprüchen an einen nachhaltigen Wandel verpflichtet ist. Das Um-, Ein- und
Weiterbauen des Areals kennzeichnet ein Architekturverständnis als Prozess,
das sich am dialogischen Umgang mit dem Vorgefundenen orientiert und von
den Akteurinnen als «architektonische Bricolage» bezeichnet wird. Der Bricoleur
entwickelt mit den gerade zur Verfügung stehenden Mitteln, Werkzeugen und
Materialien kreative Lösungen ohne Perfektionsanspruch. Er ist ein Vertreter des
materiellen Pragmatismus, der sich ungeachtet formaler Stile und Konventionen
im konkret Machbaren bewegt. So gelingt es ihm, Orte zu schaffen, an denen sich
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft treffen und überlagern.

Das Gundeldinger Feld manifestiert eine Kontinuität im Wandel, bei dem die
Schichten der Vergangenheit auf behutsame Weise kreativ weitergeschrieben
werden, um sicht- bzw. lesbar zu bleiben. Die in diesem Sinne nachhaltig
agierende Eigentümerin und die Architektinnen treten als Autorinnen zurück und
in einen respektvollen Dialog mit der Geschichte, ohne diese zu musealisieren.
Freunde und Freundinnen einer pluralistischen Architektur der «munteren Vielfalt»
sowie Nutzerinnen und Besucher des Quartierzentrums schätzen dieses
Understatement. Die Architektur des Gundeldinger Feldes ist eine des Gebrauchs
und keine der Repräsentation.

Der «umsichtige» Umgang mit Ort und Identität verbunden mit dem
Mut, Pilotprojekte zu lancieren, ist durchaus vorbildlich für eine sozial,
ökologisch und ökonomisch nachhaltige Entwicklung ehemaliger
Industrieareale. Über die konsequente Orientierung an Kriterien der Nachhaltigkeit
hinaus ist jedoch die Innovationsleistung der Arbeit für die Jury
nicht erkennbar. Bemerkenswert ist allerdings, wie es den Beteiligten
gelungen ist, bis zum Abschluss mit der Umnutzung des Kohlesilos eine
auch wirtschaftlich robuste Gebäude- und Nutzungsstruktur umzusetzen,
die bis heute das Subkulturelle zulässt. Für einmal ist es gelungen,
Qualitäten, die üblicherweise Zwischennutzungen zugeschrieben
werden, zu verstetigen.
Gundeldinger Feld - Kohlesilo

Gundeldinger Feld - Kohlesilo

Gundeldinger Feld - Kohlesilo - Perspektive von der Straße

Gundeldinger Feld - Kohlesilo - Perspektive von der Straße

Gundeldinger Feld - Kohlesilo - Ansicht Turm

Gundeldinger Feld - Kohlesilo - Ansicht Turm

Gundeldinger Feld - Kohlesilo - Detailansicht Turm

Gundeldinger Feld - Kohlesilo - Detailansicht Turm

Gundeldinger Feld - Kohlesilo - Süd-Ansicht

Gundeldinger Feld - Kohlesilo - Süd-Ansicht

Gundeldinger Feld - Kohlesilo - Süd-Ansicht

Gundeldinger Feld - Kohlesilo - Süd-Ansicht

Gundeldinger Feld - Kohlesilo - Ansicht Dach

Gundeldinger Feld - Kohlesilo - Ansicht Dach

Gundeldinger Feld - Kohlesilo - Innenansicht

Gundeldinger Feld - Kohlesilo - Innenansicht