Neubau eines innerstädtischen Schulcampus bestehend aus einer Kindertagesstätte, der Realschule am Rhein, einem Studienhaus mit Selbstlernzentrum und Bibliothek sowie der denkmalgerechten Sanierung und Erweiterung der Freinet-Grundschule in Köln
Konzept: Die „Bildungslandschaft“ im Norden des Kölner Zentrums geht auf eine gemeinsame Initiative der Stadt Köln und der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft in Bonn zurück. Die Stiftung setzt sich seit 1998 unter anderem für die Entwicklung einer pädagogischen Architektur ein, die eine Alternative zum richtlinienkonformen kommunalen Schulbau sein soll.
Auf Grundlage einer städtebaulichen Planung lobte die Stadt Köln 2013 einen Wettbewerb aus den gernot schulz : architektur gemeinsam mit den Landschaftsarchitekten von Topotek 1 aus Berlin für sich entscheiden konnten. Nach sieben Jahren Planungs- und Bauzeit ist nun in vier von fünf Gebäuden der Betrieb aufgenommen worden.
Diese vier Gebäude bilden den Kern der Bildungslandschaft. Alle Gebäudegrundrisse entwickeln sich aus Variationen und Kombinationen verschieden großer Fünfecke. Die flach gedeckten Stahlbeton Neubauten sind mit grauen Ziegelklinkern verkleidet. Zwei Fensterformate, ein großes mit horizontalen Lamellen und ein holzgefasstes kleineres Tableau mit Lüftungsklappen perforieren alle Fassaden. Die identisches Gestaltungsmittel verstärken einerseits in allen Gebäuden den Eindruck der Zusammengehörigkeit der Bauten, sorgen andererseits aber auch für ein lebendiges Fassadenspiel mit sehr verschiedenen Ein- und Ausblicken.
Betritt man das Quartier vom verkehrsbefreiten Gereonswall von Norden her, entwickelt sich eine homogen ansteigende Architekturlandschaft. Sie wird durch die sich platzartig erweiternde und wieder verengende Wegführung zu einem Raumerlebnis.
Die innere Struktur der Häuser folgt einem partizipativ mit Pädagogen entwickelten architektonischem Konzept. Fasst alle Gruppen- und Klassenräume sind trotz der fünfeckigen Wabenstruktur der architektonischen Hülle als orthogonale Räume oder Raumfolgen konzipiert. Da sie aber fast immer an zwei Außenwände stoßen, verändert sich zumeist ihre Raumform in ein unregelmäßiges Trapez. Hierdurch ergeben sich höchst variantenreiche Raumbildungen und komplexe Figuren die sich als unregelmäßige Vielecke im Grundriss abbilden. Die Zugehörigkeit unterschiedlicher Räume zum selben Spiel oder Lerncluster wird durch farbige Flächen geklärt. So sind die vier Gruppen des Kindergartens mit hellen Farben gekennzeichnet, die nicht nur Orientierung sondern auch Identität geben. Das trifft auch auf die „Lernorte“ im Erweiterungsbau der Grundschule und der Realschule zu, die der klassenübergreifend, in Clustern stattfindende, Reformunterricht erfordert. So verfügt jede Raumeinheit über Aufbewahrungsschränke, Garderoben und Sitzecken in starkfarbigen Fassungen die von Blau über Hellgrün, Orange bis Brombeere reicht. Die Öffnungen der Gebäude rahmen gezielt Szenen des Lebens draußen, so wie Einblicke von Außen in das Gebäude absichtsvoll Eindrücke vom Leben drinnen vermitteln. So vermischt sich gedanklich öffentliches und schulisches Leben in der „Bildungslandschaft“.
Ziel: Die grundsätzliche Idee war es ein bestehendes Schulangebot mit verschiedenen Einrichtungen für Kinder und Jugendliche zu bündeln und zu erweitern, so dass an einer zentralen Stelle der Stadt eine vollständige „Bildungskette“ für alle Altersgruppen angeboten werden kann. Das Schulquartier mit dem angrenzenden Park soll so auch den umgebenden Stadtteil interessant für junge Familien machen. Ziel des Bauherren war es nachzuweisen, dass eine pädagogische Schule im Bau nicht teurer ist, als eine herkömmliche Flurschule. Durch die Bündelung der angebotenen Räume und den Verzicht auf notwendige Flure ist es gelungen raum-, kosten- und ressourcenschonend zu planen und zu bauen, ein großes Bauvolumen wurde auf ein Minimum reduziert und sensibel in den öffentlichen Park integriert.
Herausforderung: Die Montag Stiftung engagiert sich insbesondere für eine Konzeptionsphase die der Bedarfsplanung dient aber in der HOAI nicht abgedeckt ist, der sogenannten Phase 0. Dabei war ein entscheidendes Kriterium, dass sich mehrere der beteiligten Institutionen mit Ansätzen der Reformpädagogik identifizieren für deren Umsetzung sie jedoch andere Raumformen und Nutzungsmöglichkeiten brauchten. Die im herkömmlichen Schulbau auf das Minimum heruntergenormten Flure spielen hier eine große Rolle . Das durch die vierspurige Kyotostraße durchtrennte Stadtviertel wird durch geschickte Wegeführung und eine neue Fußgängerampel wieder verbunden. Durch den Verzicht auf Einzäunung des Schulgeländes durchmischen sich schulische und öffentliche Angebote in den Außengelände für Anwohner und Parknutzer.
Kooperationen: Die Stadt Köln als Bauherr und die Montag Stiftung erstellen gemeinsam ein Mitwirkungskonzept welches verbindliche Steuergruppen aus Nutzern und Verwaltung zusammenführte und so an der gesamten Planung des Projektes beteiligten. Sie ermöglichten eine Kooperation zwischen den einzelnen Einrichtungen um alle Teile der Bildungslandschaft gemeinsam nutzbar zu machen. Die Stadt richtete hierfür ein koordinierendes BAN-Büro (
www.ban-koeln.de) ein. Zu den Einrichtungen gehören die Fröbel Kindertagesstätte, die Freinet Grundschule, die Realschule am Rhein, das Hansa Gymnasium, das Abendgymnasium, das Jugendhaus Tower der KSJ und die Freizeitanlage Klüngelpütz. In regelmäßigen Abständen werden die gesteckten Leitziele durch Mitglieder der verschiedenen Lenkungsgruppen überprüft und weiter geführt.
Mehrwert: Die BAN ist ein Pilotprojekt der Stadt Köln. Das Konzept Lern- und Lebensräume im Sinne der pädagogischen Architektur zu entwickeln, wurde in den Planungsrahmen der Stadt Köln aufgenommen und zeigt auf, wie Schulen in Zukunft in Köln gebaut werden sollen. In dieser Leuchturmwirkung wurde das Projekt über die Stadtgrenzen hinaus bekannt und erhält bundesweit Anfragen von Schulen, Städten und Kreisen zur Nachahmung.
Die vormals problematische Nachbarschaft, durch Drogenkonsum und -verkauf geprägt, wird durch die positive Wirkung des Gebäudeensembles und der dadurch entstandenen Aufwertung der Nachbarschaft verdrängt. Schulgemeinschaft, Anwohner und Parkbesucher nehmen das neue Angebot freudig an und verbinden BAN, Park und umgebende Wohnviertel zu einem neuen gelungenen Gesamtensemble.
Besonderheit: Die BAN öffnet Türen zwischen den einzelnen Bildungsstufen und -Einrichtungen und ermöglicht bruchlose Übergänge. Sie unterstützt bedeutungsvolles Lernen, die Methodenvielfalt an persönliche Erfahrungen anzuknüpfen, Sinnzusammenhänge aufzuzeigen und individuelle Lernprozesse zu fördern. Ein attraktives und inklusives Ganztagsangebot wird gewährleistet. Sie ist ein verwirklichter Campusgedanke mit kurzen Wegen und einem friedlichen und vielfältigen Miteinander mit Chancengleichheit und Partizipation aller Nutzer. Die BAN knüpft ein neues Netzwerk aus schulischen und außerschulischen Trägern die zusammen für ein ausgewogenes Bildungs- und Freizeitangebot werben. Sie nutzt Synergien für neue organisatorische Möglichkeiten und optimale Nutzung der städtebaulichen Ressourcen. Die BAN ist bundesweit einzigartig.