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Award / Auszeichnung | 07/2006

LBS Architekturwettbewerb: „Stadthäuser und Stadtwohnungen - kostengünstig und qualitätsbewusst“

Kategorie \"Stadtwohnungen im Wohneigentum\" Projekt: Wohnen im Hochbunker

Belobigung

Luczak Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Zerstörung und Neudefinition

Ein fensterloser Hochbunker aus dem Jahr 1942 sollte zu Wohnungen umgestaltet werden. Der auch schon ohne historischen Bezug beängstigenden Baumasse konnten wir nur mit einem radikalen Konzept antworten: 5.000 Tonnen Stahlbeton wurden wie aus einem Bergmassiv herausgeschnitten und –gesprengt.
Wir wollten die Herkunft des Gebäudes durchaus bewusst machen, nicht aber lehrbuchhaft die Ästhetik des Unheils zelebrieren. Die Schnittstellen sind an vielen Stellen sichtbar gelassen, die Wanddicken von bis zu 1,10 Meter durch außenbündige Fenster erlebbar.
Die völlige Entkernung und die klaren Einschnitte erschließen den Raum großzügig und pragmatisch. Ergänzt um ein hölzernes Penthouse und überkreuzt von einem Neubau, der das Areal zur Straße hin schließt, entstand ein städtisches, geschütztes Ensemble von 17 Lofts und Stadthäusern.
Durch die Einschnitte im 1,40 m starken Betondeckel und den Wänden, erhielten alle Einheiten im Bunker zweigeschossige, glasgedeckte Atrien, die das Licht weit in den 14 Meter tiefen Körper holen. Alle Einheiten besitzen mindestens zwei Ebenen und übergreifende Lufträume bzw. Emporen. Die Lofts sind mit direkten Zugängen an die Tiefgarage angeschlossen.

Flexible Nutzung

Bereiche zum Wohnen, Arbeiten oder für flexible Nutzungen gehen fließend ineinander über, können aber bei Bedarf auch abgeteilt werden; Gärten oder große Terrassen verbinden sich durch weite Öffnungen mit dem Inneren. Innerhalb der räumlichen Disposition wurde die Ausgestaltung individuell mit den Nutzern abgestimmt, während die Verwendung robuster Materialien den Charakter des Bauwerks in Erinnerung hält. Familien mit zwei Kindern gehören ebenso zu den Nutzern wie Singles und Paare, viele machen von dem Konzept „Wohnen und Arbeiten“ Gebrauch.

Neubau

Die Fassade der straßenseitigen Überbauung legt ein Bekenntnis zur Größe und gewissen Fremdheit des ehemaligen Bunkers ab, ohne allzu aufgeregt zu werden. In dem monumentalen Fensterband klingt mit seiner \"unnötig\" tiefen Laibung das Bauprinzip der enorm dicken Bunkerwände an. Das Tonnendach betont in Form und Material das \"Einmalige\" des Gebäudes und bietet innenräumlich ganz besondere räumliche Situationen mit eingehängten Emporen und gerundeten Seitenwänden.

Einheit und Vielfalt

Mit der Umwandlung eines Stücks Stadtbrache wird gezeigt, wie ein trister Hochbunker auf wirtschaftlich vernünftige Weise für innovative Raumkonzepte umgenutzt werden kann. Die Vorteile des Reihenhauses werden mit denen des verdichteten, städtischen Bauens verknüpft.
In Zeiten schrumpfender Städte sehen wir unsere zentrale Aufgabe in solchen Verwandlungsprozessen. Den ausufernden Vorstädten mit scheinbar individuell gestalteten Einfamilienhäusern, die in Wirklichkeit von Beliebigkeit geprägte Quartiere zur Folge haben, setzen wir das Konzept der einfühlsamen Besonderheit im Ganzen mit der Individualtät im Inneren (17 verschiedene Wohnungen) entgegen.