modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Award / Auszeichnung | 07/2021

Beispielhaftes Bauen im Landkreis Biberach 2015-2021

Haus Mühlhäuser

DE Biberach

Auszeichnung

Christine Reck Architekten GmbH

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2016
    Fertigstellung: 01/2018

Projektbeschreibung

Topographie und Nutzung -
Das Einfamilienhaus steht in einem Neubauwohngebiet mit eng gesetzten öffentlichen Planungsvorgaben in Biberach an der Riss. Auf dem dreiecksähnlichen Grundstück schmiegt sich das Gebäude an das steil abfallende Bestandsgelände an und reagiert auf dessen Topografie mit der Ausbildung unterschiedlicher Ebenen (Garten-, Eingangs- und Dachebene).

Das Innere -
Die Mitte des Hauses nimmt das Kochen und Essen ein. Sie fungiert als zentraler Treffpunkt der Familie und ist gleichzeitig verbindendes Element der einzelnen Räume und Ebenen untereinander, sowohl horizontal als auch vertikal. Der Wohnraum des Dachgeschosses, durch den Luftraum mit der Mitte des Hauses verbunden, gibt Möglichkeit des Rückzugs.

Raum im Raum -
Wie ein Raum im Raum bildet das Innere des Gebäudes einen eigenständigen Kern aus, welcher teilweise mit Lufträumen über zwei Geschosse umhüllt wird. Der innere Kern organisiert sich um einen zentralen Wohn-Essbereich, der von den versorgenden Elementen umgeben und von den Treppenläufen entlang den Fassaden umschlungen wird. Die Hülle wirkt indessen als eigenständiges Element, die das Innere umgibt. Die Lage und Größen der Fensteröffnungen lassen von außen keine Rückschlüsse auf die Geschossigkeit zu.

Materialisierung –
Familieneigenes Bauholz (Weißtanne) dient sowohl der als Massivholzelement gefügten Unterkonstruktion (Dach, Decken und Wände) des Gebäudes als auch seiner Oberflächen der Außenfassade. Das Gartengeschoss mit hohem Anteil von erdberührten Bauteilen im Hang ist aus sichtbarbelassenem Stahlbeton.

Öffnungen -
Die Positionierung der Fensterflächen ist eine Reaktion auf die vorgefundene Umgebung und schützt das Innere vor ungewollten Einblicken bei gleichzeitig maximaler Offenheit und Transparenz.
Während sich das Gebäude zur Straße hin unauffällig und geschlossen präsentiert, orientiert es sich in Richtung Gartenseite mit offener und ausladender Geste.
Die Positionierung der Fenster spielt eine zentrale Rolle: das Entrée, nach oben offen, reagiert zur Straße hin mit einem tief liegenden Fensterband nahe des Fußbodens und großen Dachfenstern (Fabrikat Velux GGL) oben, welche den Innenraum mit viel Tagesnordlicht versorgen ohne dabei Einblicke in die Privatsphäre zu gewähren oder ungewollten Wärmeeintrag zur Folge haben.


Das von Christine Reck Architekten geplante Einfamilienhaus fügt sich in das steil abfallende Gelände eines dreieckigen Grundstücks ein. In Reaktion auf die Topografie gliederte die Architektin das Gebäude in drei Ebenen, von denen die unteren beiden auf einander gegenüberliegenden Seiten von außen zugänglich sind. Während sich das Haus zur Straße hin eher geschlossen und unauffällig präsentiert, öffnet es sich in Richtung Garten mit ausladender Geste. Sein funktionales und räumliches Zentrum bildet der Wohn- und Essbereich, der sich über einen zweigeschossigen Luftraum zur darüber liegenden Galerieebene öffnet. Der Wohnraum im Dachgeschoss bietet Möglichkeiten des Rückzugs. Hierzu trägt auch die Positionierung der Fensterflächen bei. Ebenso wie ein tief liegendes Fensterband im Eingangsbereich spenden auch die großen VELUX-Dachfenster auf der oberen Ebene ein Maximum an Licht und erlauben Ausblicke, schützen jedoch durch ihre Ausrichtung und Position vor Einblicken und unerwünschtem Wärmeeintrag. Lage und Größe der verglasten Öffnungen lassen von außen keine Rückschlüsse auf die Raumaufteilung und Geschossgliederung im Inneren des Hauses zu.

Beurteilung durch das Preisgericht

Innerhalb einer Neubausiedlung sticht dieses kompakte Wohnhaus wohltuend hervor. Zur Straße hin geschlossen, bindet sich das dreigeschossige Gebäude geschickt in die Topografie ein und nutzt dabei das enge Korsett des Bebauungsplans zu seinen Gunsten aus. Das offene Wohnkonzept schafft mit geschickt gesetzten Öffnungen spannende Raumverbindungen und setzt dabei im Innenraum gezielte Ausblicke in die Umgebung. Konsequent umgesetzt wurde der konstruktive Umgang mit den unbehandelten Materialien: Sichtbeton für das ins Erdreich eingebundene Untergeschoss, sichtbar belassenes, familieneigenes Bauholz für die Obergeschosse in Holzmassivbauweise. Mit einfach gehaltenen Details stellt das Objekt einen beispielhaften Beitrag zum kontrovers diskutierten Thema neues Einfamilienhaus dar in puncto Innenraumqualität, wohnen auf beschränktem Raum sowie nachhaltiger Umgang mit Ressourcen.