Award / Auszeichnung | 10/2022
Vorbildliches Bauen in Niederösterreich 2022
©Romana Fürnkranz
Turnsaal und Musikverein Kirchberg am Wagram
Preisträger
Architektur
Tragwerksplanung
Bauunternehmen
Projektdaten
-
Gebäudetyp:
Sport und Freizeit
-
Projektgröße:
keine Angabe
-
Status:
Realisiert
-
Termine:
Fertigstellung: 01/2022
Projektbeschreibung
Mit dem Turnsaal und Musikverein in Kirchberg am Wagram werden zwei unterschiedliche Typologien in einem Gebäude vereint. Der Neubau befindet sich am selben Standort, an dem auch schon der alte Turnsaal der Mittelschule gestanden hat. Das dreigeschossige Gebäude beherbergt den neuen Turnsaal, einen Aufenthaltsraum für die schulische Nachmittagsbetreuung und den Musikverein mit Musiksaal, Probe- und Aufenthaltsräumen. Die Verbindung zum Altbestand erfolgt an dessen Kopfende durch ein Stiegenhaus. Trotz der unterschiedlichen Nutzungen entsteht ein Gebäude wie aus einem Guss. Jede Funktion bleibt für sich unabhängig, und doch sorgen ausgeklügelte Raumelemente und -konfigurationen für Begegnung und Synergien. Die Schulfunktionen (Sport und Nachmittagsbetreuung) sind im Unter- und Erdgeschoß untergebracht. Der Turnsaal ist zur Hälfte in die Erde versetzt. Eine großzügige Glasfläche ermöglicht den Blick nach draußen auf den Baumbestand und schafft zugleich einen lichtdurchfluteten Bewegungsraum. Der Turnsaal ist mit einer Kassettendecke überspannt, die durch das große Lichtband und minimale Stützen so wirkt, als würde sie schweben. Die Räume des Musikvereins liegen im Erd- und Obergeschoß. Der große Musiksaal ist über einen externen Außenzugang begehbar. Die Lattenstruktur der Fassade wird an den Innenwänden des Musiksaals weitergeführt, um für eine bestmögliche Akustik zu sorgen. In die Kassettendecke des Saals sind ebenfalls Akustikplatten integriert. Die weiteren Räume des Musikvereins sind im Obergeschoß um ein zentrales Atrium angeordnet. Das bestimmende Bau- und Gestaltungselement ist Holz. Farblich dominieren Weißtanne und Esche. Generell wurde auf die Verwendung von ökologisch nachhaltigen, langlebigen Materialien Wert gelegt. Großzügige Lufträume, große Innen- und Außenverglasungen und vertikale Blickachsen ermöglichen eine räumliche Vernetzung sowie vielfältige Ein- und Ausblicke. Das Gebäude ist mit Holzlamellen verkleidet, die je nach Betrachtungswinkel und Lichteinfall für ein anderes Erscheinungsbild sorgen. Die unterschiedlich dichte Anordnung der Latten greift die verschiedenen Funktionen auf. Darüber hinaus dienen die Holzlamellen zur Beschattung. Eine (sommerliche) Überhitzung des Gebäudes wird dadurch verhindert und stattdessen ein Raumklima geschaffen, das den Bedürfnissen und dem Wohlbefinden der Nutzer*innen gleichermaßen Rechnung trägt.
Beurteilung durch das Preisgericht
Konzipiert als dunkler Holzlamellenkubus setzt der in Mischbauweise errichtete neue Zubau der neuen Mittel- und polytechnischen Schule in Kirchberg am Wagram die Achse des Bestandsbaukörpers fort und bleibt mit diesem durch seine erdversetzte Lage in Größe und Proportion in sich stimmig. Neben Räumlichkeiten für den Musikverein mit imposanten Musiksaal sowie einem großen Turnsaal, der auch außerhalb des Schulbetriebs zugänglich ist, gewährleistet die Erschließung des multifunktionalen Neubaus zudem auch Barrierefreiheit für den Altbestand. Der Turnsaal punktet mit natürlicher Belichtung und Blick in die Baumkronen, der große Musikproberaum mit einer eindrucksvollen Kassettendecke. Zudem setzt sich in seinem Inneren die Lattenstruktur der äußeren Holzfassade fort und sorgt mit integriertem Akustikvlies für ein optimales Hörerlebnis und eine schlichte Eleganz der architektonischen Gesamterscheinung.
©Laurenz Vogel Architekten
©Leonhard Hilzensauer