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Award / Auszeichnung | 10/2022

Architekturpreis Gebäudeintegrierte Solartechnik 2022

Amt für Umwelt und Energie, Basel

CH-4051 Basel, Spiegelgasse 11 und 15

1. Preis

jessenvollenweider architektur

Architektur

SJB Kempter Fitze

Brandschutzplanung, Tragwerksplanung

Zimmermann + Leuthe

Bauphysik

Waldhauser + Hermann AG

TGA-Fachplanung

Pro Engineering AG

TGA-Fachplanung

Architektur Photographie Philip Heckhausen

Fotografie

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Staatliche und kommunale Bauten

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2021

Projektbeschreibung

Mit dem Neubau des Amts für Umwelt und Energie ist an innerstädtischer Lage ein modernes, energetisch optimiertes und nachhaltiges Haus entstanden, dessen Gebäudefigur sich aus der dichten städtebaulichen Situation entwickelt und sich in den denkmalgeschützten Kontext einfügt. Der achtgeschossige Holzbau hat in energetischer und bautechnischer Hinsicht Vorbildcharakter, er kann seinen Strombedarf dank einer allseitigen Photovoltaikfassade aus monokristallinen Zellen und eines optimierten Gebäudetechnikkonzepts selber decken. Die Holz-Beton-Konstruktion hat eine gute Wärmespeicherkapazität, was im Sommer die nächtliche Kühlung unterstützt und sich damit positiv auf den Energieverbrauch und das Raumklima auswirkt. Um die allseitige Photovoltaikfassade optisch ins Stadtbild einzufügen, wurde eigens für dieses Projekt ein Spezialglas entwickelt, das eine plastische, unregelmässige und im Licht changierende Lebendigkeit aufweist. Ins Glas integrierte metallische Farbpunkte brechen zudem den dunklen Basiston der photovoltaischen Zellen und überlagern ihn mit warmen Tönen. Je nach Standpunkt und Lichteinfall verändert sich das Aussehen des Fassadenkleids. Insgesamt bietet das Minergie-A-ECO-zertifizierte Bürogebäude 74 zeitgemässe Arbeitsplätze, Empfangsschalter sowie ein Besprechungs- und Sitzungszimmer. Über den zentralen Treppenkern mit gebäudehohem Luftraum und einem opaken Liftschacht aus Glasbausteinen erfolgt die Erschliessung des Hauses.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Neubau für das Amt für Umwelt und Energie in Basel wurde 2021 unweit des Marktplatzes mit historischem Rathaus fertiggestellt. Von Beginn an war das Ziel des Bauherrn, ein „Leuchtturmprojekt für nachhaltiges Bauen“ und einen Multiplikator für andere Bauprojekte zu realisieren. Der schlanke und kubische, achtgeschossige Baukörper orientiert sich in der Höhe an und vermittelt freistehend zwischen den vorhandenen Nachbargebäuden. In den beiden Obergeschossen wird mit Rücksprüngen auf Abstandsflächen reagiert. Das Energiekonzept des Skelettbaus in Holz-Beton-Hybridbauweise basiert auf Fernwärmeanschluss und natürlicher Nachtauskühlung mit thermisch aktivierter Bauteilmasse, mechanischer Hygienelüftung mit Closed-Cavity Fenstern. In Verbindung mit Photovoltaik in der Fassade und Grauwassernutzung wird das MINERGIE-A-ECO-Label erfüllt.
Die Fassade prägt ein klares Raster mit großformatigen Öffnungen und jeweils schmalen hochformatigen Lüftungsflügeln, im Südwesten auch als Eckfenster ausgebildet. Mehr als zwei Drittel der opaken Flächen sind als PV-Fassade ausgebildet. Das realisierte Fassadenkonzept hat eine wechselvolle Planungsgeschichte. Zunächst wurde ein Ansatz mit sichtbaren „amberfarbenen“ polykristallinen Photovoltaikzellen verfolgt. Mit dem Ergebnis als „urbanes Sonnenkleid“ noch nicht zufrieden, startet das Büro eine konzeptionelle Neuentwicklung durch den Einsatz von 3D-Schmelzglas als Frontscheibe. Nach Experimenten mit verschiedenen Texturen entschied man sich für eine Struktur mit quadratischem Raster und kreisrunden Vertiefungen in der Fläche. Um den Effekt der leichten Semitransparenz insbesondere in der Fernsicht auch farblich zu akzentuieren, wird zusätzlich zwischen Schmelzglas und PV-Zellen noch eine PVB-Folie mit metallisch reflektierten Punkten eingesetzt. Die Anordnung dieser Punkte in der Fläche erfolgt in drei verschiedenen Dichtegraden, abgestuft zwischen 5, 7,2 und 9 Prozent, vom 1. OG, zunächst über jeweils zwei Geschosse, bis zum 7. OG abnehmend.
Das Ergebnis fasziniert durch die innovative Neuinterpretation einer Glas-/Photovoltaikfassade, in der auch architekturgeschichtliche Bezüge erkennbar sind. So erinnert die gewählte Textur mit den „gewollten Unebenheiten“ an Pierre Chareaus Fassade mit Glasbausteinen beim Maison de Verre (1931) in Paris. Auf einer Fläche von 1.141 m2 sind PV-Module mit einer Leistung von 167 kW – nicht sichtbar befestigt – installiert. Damit kann der Jahresstrombedarf des Gebäudes (ca. 45.000 kWh) rechnerisch gedeckt werden; überschüssiger Strom wird in das Netz eingespeist. Mit dieser Fassade gelingt den Architekten im Team mit Fachplanern und Herstellern eine außergewöhnliche Lösung, bei der die Photovoltaik in einem schlüssigen Gebäudekonzept durch ästhetische und technische Ambition einen völlig neuartigen Ausdruck der Solartechnik – insbesondere in der Nahsicht – ermöglicht, mit dem auch die Integration in den städtebaulichen Kontext gelingt.