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Award / Auszeichnung | 06/2006

Kölner Architekturpreis 2006

Neubau der Domtreppe / Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes, Köln-Innenstadt

Anerkennung

Schaller Architekten Stadtplaner BDA

Architektur

Erläuterungstext

1. Die Topographie der Stadt, Ausgangslage.

Hauptbahnhof und Bahndamm haben das Vorfeld des Doms im Laufe ihrer stürmischen Ent-wicklung immer stärker eingeengt. In der Vergangenheit haben die Überbrückung der Trank-gasse vor dem Nordportal und der Bau von Philarmonie und Museum Ludwig am Domchor Hauptbahnhof und Domhügel miteinander verwachsen lassen. Dadurch ist die erhöhte Posi-tion des Domes als nördlicher Eckpfeiler der Kernstadt nur noch eingeschränkt ablesbar. Gleichzeitig wurde die ebenerdige Verbindung vom Bahnhof zur Altstadt unter der Platte zur Servicezone degradiert.

Es muß eine der vordringlichsten Aufgaben sein, die Ablesbarkeit der grundlegenden topogra-phischen Situation der Stadt zu erhalten und soweit wie möglich wieder herauszuarbeiten, im vorliegenden Fall Domhügel und Bahnhofsbereich wieder voneinander zu lösen.

Wir haben deshalb frühzeitig vorgeschlagen, durch eine veränderte Erschließung des Haupt-bahnhofs den Spielraum für einen Rückbau der Domplatte zu schaffen. Die Verlagerung der Haupterschließung auf die Bahnhofsnordseite sollte die Möglichkeit eröffnen, den Tunnelquer-schnitt zu reduzieren, die Treppenanlage bis auf die Mittelwand zurückzunehmen und da-durch das nötige Vorfeld für den Dom zu gewinnen. Auf dieser Grundlage entschied sich 1998 der Rat der Stadt nach einem vorhergehenden Gutachterverfahren für die von uns vorgesch-lagene Lösung.


2. Bahnhofsvorplatz, Dom und Treppenanlage

Der Reisende tritt aus dem Bahnhof und steht am Fuß der Domtreppe. Als Entree zur Innenstadt ist die Situation unvergleichlich. Die bauliche Lösung der 70er Jahre litt darunter, daß die Treppenanlage als repräsentativer Aufgang zum Dom gleichzeitig ein Verkehrsbau-werk mit komplexen Funktionen auf vier verschiedenen Ebenen war, der Bahnsteigebene, der Verteilerebene der U-Bahn, dem Straßentunnel mit der offenen Wartehalle für Bus und Vor-fahrt auf der Ebene des Bahnhofsvorplatzes und der Anbindung an Dom, Museum, Hohen-zollernbrücke und Innenstadt auf der oberen Ebene.

Bei der heutigen großzügigen Treppenlösung, wie sie schon die perspektivische Skizze unseres Vorschlages von 1998 zeigt, ist die Treppe auf die Mittelwand zurückgenommen, gewinnt dadurch 17 m Distanz zum Bahnhof und führt als durchgehende Stufenanlage in drei Absätzen vom Bahnhofsvorplatz auf den eigentlichen Domvorplatz. Beide Plätze bilden eine Einheit. Jeder Versuch, die Treppe vorrangig auf das Nordportal des Doms auszurichten, scheitert an der besonderen Form des Platzes. Im Winkel zwischen Bahnhof und Dom hat die Treppe keine Entwicklungsmöglichkeit. Wir begreifen die Treppe als Fortführung des Platzes und Schwelle zur Innenstadt .

Versuchte die alte Treppenlösung, der Vielgliedrigkeit des Domes adäquat zu antworten, so hat uns die Vorstellung geleitet, dem monumentalen Gebäude in erster Linie Raum zum Atmen zu geben. Die Platzfläche ist freigeräumt, einheitlich mit Granit ausgelegt, nur gefasst von den großen Stelen der Platzbeleuchtung. Die auf das notwendigste reduzierte Vorfahrt für die Taxis ist durch das durchgehende Bodenmaterial in die Platzfläche einbezogen. Mit Messing und Bronze für die ganz reduzierten Handläufe und abschirmenden Lamellen an Ost- und Westkopf wird der Materialkanon der Schatzkammer aufgenommen. Die Handläufe sind so gesetzt, dass sie der Treppe ihre Großzügigkeit belassen. Die Beleuchtung der Treppe und ihrer Seitenbereiche ist in die Wandflächen und Handläufe integriert.

Die vertikale Verknüpfung der Ebenen über Rampe und Rolltreppe hat in der Vergangenheit zu den besonders gedrückten Seitenbereichen unter der Treppenanlage am alten Wartesaal und im Bereich der Rolltreppe geführt. Um den Eingriff zu minimieren, wurde bei der Neuge-staltung der Treppe ein Aufzug im Westkopf angeordnet, der den Bahnhofsvorplatz mit der Verteilerebene der U-Bahn und dem Domvorplatz verbindet.

Mit dem Rückbau der Platte wurden die Seitenbereiche abgerissen, die Domplatte und Bahn-hof im Bereich des alten Wartesaals miteinander verknüpft hatten. An Stelle der besonders unwirtlichen Situation unter der Platte entstand vor dem „Alten Wartesaal“ eine offene, ge-stufte Platzanlage mit einem geschützten Bereich für die Außengastronomie mit Blick auf den Domchor. Es erschien uns reizvoll, die statische Ruhe von Platz und Treppe an dieser Eng-stelle zwischen Dom und Bahnhof in eine fließende Linienführung zu überführen, um das Gefälle zu inszenieren.

Unbefriedigend bleibt die Situation am Ostchor. In einem ersten Schritt konnte der Dionysos-hof geöffnet und als Vorhof zum Museumsaufgang in den erweiterten Fußgängerbereich am Fuße des Domchores einbezogen werden. Aber auch an dieser Stelle könnte nur der konse-quente Rückbau der Platte die Aufwertung der unteren Stadtebene bewirken, die sie als ebenerdige Verbindung zwischen Bahnhof, Philarmonie, Rheinufer und Alter Markt verdient.

Fotograf:
Stadt Köln, Tomas Riehle