Award / Auszeichnung | 09/2022
Caparol Architekturpreis Farbe - Struktur - Oberfläche 2021
©Steffen Spitzner für bodensteiner fest
Casa Rossa Chemnitz
Casa Rossa Chemnitz
DE-09130 Chemnitz, Gießerstraße 41
1.Preis | Kategorie: Wohnbau
bodensteiner fest Architekten BDA Stadtplaner PartGmbB
Architektur, Stadtplanung / Städtebau
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Mitarbeit
Ingenieurbüro für Tragwerksplanung Jörg Trautvetter
Tragwerksplanung
Projektdaten
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Gebäudetyp:
Wohnungsbau
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Projektgröße:
1.028m² (geschätzt)
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Status:
Realisiert
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Termine:
Baubeginn: 01/2018
Fertigstellung: 01/2020
Projektbeschreibung
„Mit wenigen, intelligenten Interventionen kreierten [...] [bodensteiner fest Architekten BDA] ein einzigartiges und faszinierendes Wohnhaus, dessen architektonische Idee weit über seinen alltäglichen Zweck hinausreicht. Aus der Sensibilität ihrer Eingriffe in den Bestand spricht die klare architektonische Auffassung der Planer, welche sich ganz aus dem Respekt vor dem physischen und kulturellen Gehalt der vorhandenen Substanz speist und zugleich einer langfristigen Nutzbarkeit verpflichtet ist. [...] Die Jury empfindet die Casa Rossa als beispielhaften Beitrag einer im eigentlichen Sinn nachhaltigen Baukultur. Also einer typologisch orientierten Bauweise, die materiell wie ästhetisch eine wirklich dauerhafte Nutzung anstrebt und sich anstelle technischer Lösungen an den einfachen Möglichkeiten und Qualitäten der bestehenden Bausubstanz orientiert." [...]
https://www.bodensteiner-fest.de/projekte/2017/GIE.php
Die alten Holzdecken wurden schachbrettartig raumweise gegen Ziegel-Einhangdecken ausgetauscht, das Dach gegen Einsturz gesichert. In Zuge des Deckenaustauschs wurden die früheren, vom Zwischenpodest des Treppenhauses zugänglichen Toiletten den Bädern der Wohnungen zugeordnet und ihre Decken auf das Niveau der Wohnungen angehoben. Liegt man nun in der hier eingelassenen Badewanne, blickt man durch ein raumhohes Fenster in die Baumkrone des Ahorns im Garten.
Im Kontrast zu den minimalistischen neuen Elementen wurden die Ziegelwände des Treppenhauses sowie Wände ausgewählter Bereiche in den Wohnungen behutsam vom Putz befreit, mit recycelten Originalziegeln ergänzt und hell lasiert. Dasselbe Prinzip bestimmt auch das Erscheinungsbild der Fassade: Akkurate Faschen verstecken die Fensterrahmen und fassen die schmalen Fensterflügel. Sie stehen im Kontrast zur ruppigen Ziegelfassade mit all ihren Unregelmäßigkeiten und den sichtbar belassenen Blessuren des letzten Jahrhunderts. Die Tektonik der Fassade wurde weiter herausgearbeitet: Betonstürze, Gesimse und Stahlträger wurden restauriert, das Ziegelmauerwerk mit Kassettierungen und Lisenen wurde neu verfugt und mit einer hellen mineralischen Lasur überzogen und hydrophobiert. In einem respektvollen Umgang mit der Bausubstanz wurde das Gebäude „weitergebaut:“ Das Dach wurde komplett abgetragen und unter Wiederverwendung von Abbruchziegeln neu aufgebaut. Durch Aufklappen der hofseitigen Dachseite wird zusätzlicher Wohnraum geschaffen der sich auf eine großzügige, mit Schiebetüranlage erschlossene Dachterrasse orientiert. Die restaurierten Wohnungstüren wurden wieder exakt an alter Stelle eingefügt. Alle erhaltenswerten Zimmertüren des Gebäudes wurden gesammelt, restauriert und in der Wohnung im ersten Stock wieder eingebaut. Im 3. OG wurden lediglich die zwei hofseitigen Zimmer und die Bäder verputzt. Der Wohnbereich des „Brick Lofts“ erstreckt sich ohne Zimmertüren bis in den Flur und ist komplett in Sichtmauerwerk gehalten. Die charakteristischen Materialien Ziegel, Holz (Eichenparkett), Schwarzstahl, Beton und Glas sind naturbelassen, geölt oder lasiert und bleiben in ihrer Materialität spürbar.
Das mit Solarthermie unterstützte Energiekonzept sorgt - gemeinsam mit hohen Dämmstärken - für eine ausgezeichnete Energiebilanz, die der eines Neubaus entspricht und den Standard KfW Effizienzhaus 100 erreicht. Die Schleifen der Fußbodenheizung sind besonders eng gelegt so dass die Vorlauftemperatur deutlich gesenkt und damit die Heizperiode weiter verkürzt werden konnte. Die Materialien wurden nach ökologischen und baubiologischen Gesichtspunkten ausgewählt.
Unterteilbare Raumgrößen von bis zu 55 qm und Original-Deckenhöhen von 3m bestimmen das Raumgefühl in den neuen Wohnungen. In Kombination mit den freigelegten Ziegeln entsteht ein transformiertes Gebäude, das vom Flair des Unperfekten gleichermaßen wie von der minimalistischen Ästhetik lebt.
Beurteilung durch das Preisgericht
©Steffen Spitzner für bodensteiner fest
Tektonik der Fassade
©Steffen Spitzner für bodensteiner fest
Bestandsziegelfassade freigelegt und lasiert
©Steffen Spitzner für bodensteiner fest
Blessuren des letzten Jahrhunderts
©Steffen Spitzner für bodensteiner fest
alte und neue Materialität
©Steffen Spitzner für bodensteiner fest
lasierte und hydrophobierte Bestandsziegel
©Steffen Spitzner für bodensteiner fest
restaurierte Wohnungstüren
©Steffen Spitzner für bodensteiner fest
Treppenhaus mit freigelegten Ziegelwänden
©bodensteiner fest
restaurierte Bestandstüren
©bodensteiner fest
Raumkontinuum brickloft
©Steffen Spitzner für bodensteiner fest
brickloft
©Steffen Spitzner für bodensteiner fest
gedämmte Fensterzargen
©Steffen Spitzner für bodensteiner fest
Maisonette
©Steffen Spitzner für bodensteiner fest
Dachterrasse
©bodensteiner fest
Duschbad
©Leonie Fest
Wannenbad
©bodensteiner fest
Badewanne mit Blick in den Ahorn
©bodensteiner fest
Umgebungsplan Sonnenberg Chemnitz
©bodensteiner fest
Straßenansicht (Süd)
©bodensteiner fest
Hofansicht (Nord)
©bodensteiner fest
Schnitt
©bodensteiner fest
Grundriss EG
©bodensteiner fest
Grundriss "brickloft", Obergeschoss 3
©bodensteiner fest
Grundriss Maisonette, Dachgeschoss 1
©bodensteiner fest
Grundriss Maisonette, Dachgeschoss 2