Award / Auszeichnung | 11/2023
Baden-Württembergischer Landschaftsarchitektur-Preis 2024
Fischkinderstube
Auszeichnung „Publikumspreis“
Bauherren
IUS Theobald & Ness GmbH Landschaftsarchitektur
Landschafts- / Umweltplanung
Projektdaten
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Gebäudetyp:
Landschaft und Freiraum
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Projektgröße:
keine Angabe
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Status:
In Vorbereitung
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Termine:
Projektbeschreibung
Auf einer großen Wiesenfläche zwischen den Ortsteilen Edingen und Neckarhausen entstand zwischen November 2016 und Juni 2108 ein unterstromig an den Neckar angebundenes Seitengewässer mit einer Wasserfläche von ca. 1,3 ha. Mit der Fischkinderstube wurde nicht nur der Natur ein weitgehend verloren gegangenes Areal zurückgegeben: Zugleich entstand eine vielfältige Landschaft, die nicht nur den Einwohnern von Edingen-Neckarhausen einen Ort zur Begegnung, Naturerholung und Naturerfahrung bietet.
Als Leuchtturmprojekt zur Umsetzung der ökologischen Ziele und Verbesserung der Gewässerstruktur des Neckars hat das Land Baden-Württemberg die Maßnahme im Rahmen der Förderrichtlinie Wasserwirtschaft als landesweit erstes Projekt mit einer Quote von 85 % der zuschussfähigen Kosten gefördert. Von der Übergabe des Zuschussbescheides 2015 durch Umweltminister Untersteller bis zur feierlichen Eröffnungsfeier im Juni 2018 waren einige Hürden zu nehmen und eine Menge Boden zu bewegen. Die „Fischkinderstube“ geht auf eine Initiative der örtlichen Fischerei und der Fischereibehörde am Regierungspräsidium Karlsruhe zurück und wurde von der Bundeswasserstraßenverwaltung und der Rhein-Neckar-Pachtgemeinschaft, einem Zusammenschluss der lokalen Fischereivereine, unterstützt. Die „Fischkinderstube“ liegt im Projektgebiet „Lebendiger Neckar“ des Nachbarschaftsverbandes Heidelberg-Mannheim, der das Vorhaben vor Ort begleitete.
Zur Realisierung der Fischkinderstube mit einer Länge von 320 m und einer Breite von bis zu 55 m wurden so insgesamt ca. 65.000 Kubikmeter Boden ausgehoben und zur Wiederwertung abgefahren. Die Gewässertiefe beträgt in den beiden Tiefenzonen der Fischkinderstube rund 4 m.
Die Erlebbarkeit des Wassers für die Bevölkerung steht am Südufer im Vordergrund. Flache Böschungen mit Blumenwiesen sorgen für freie Zugänge zum Wasser. Über Trittsteine kann man sozusagen über das Wasser laufen. Wem dies zu unsicher ist, nimmt den Holzsteg am Südufer. Sitzblöcke aus rotem Buntsandstein laden in der Böschung zum Verweilen und Beobachten ein. Das Freiluft-Klassenzimmer ist ein wesentlicher Teil des naturpädagogischen Angebots und Freiraumkonzepts, Es ist ein beliebtes Ziel für Schulklassen, Vereine, Naturschutzverbände und Initiativen, um Ausflüge mit umweltpädagogischen Aspekten zu unternehmen. Das Klassenzimmer ist mit einem riesigen Sonnensegel überspannt und bietet auch bei Regen einen Unterstand. Aber natürlich kann man von dort aus auch außerhalb der Unterrichtszeiten den Ausblick auf das Gewässer genießen!
Um beruhigte Zonen für die Tierwelt zu schaffen, wurde das östliche Ufer mit einer Strauchhecke dicht bepflanzt. An drei Stellen führen Stege und eine Plattform mit einer Beobachtungsstation auf das Wasser hinaus, die ein Beobachten ohne Störung der Vogel- und Fischwelt ermöglichen.
Am nordwestlichen Ufer ragen bizarre Bäume ins Wasser, die den Jungfischen als Unterschlupf dienen. Dazwischen erstrecken sich am Uferrand Weiden-Gebüsche, die als Stecklinge oder Spreitlagen nicht nur der Ufersicherung dienen. Schilf- und Röhrichtbereiche säumen neben blütenreichen Hochstaudenfluren die Böschungen und verleihen dem Gewässer einen natürlichen Charakter mit zahlreichen Lebensräumen für Vögel und Insekten. Bereits kurz nach dem Anschluss an den Neckar wurde das neue Seitengewässer von zahlreichen Fischarten angenommen, in einer eigens geschaffenen Steilwand am Südufer brütet seit Jahren der Eisvogel.