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Award / Auszeichnung | 11/2023

Architekturpreis Vest Recklinghausen und Gelsenkirchen 2023

Frontansicht

Frontansicht

Neubau Umkleidegebäude am Jahnstadion in Gelsenkirchen

DE-45883 Gelsenkirchen, Kanzlerstraße 44

Anerkennung

quadrat+ architekten

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Sport und Freizeit

  • Projektgröße:

    350m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2022

Projektbeschreibung

Kurzbeschreibung

Im Rahmen des Kommunalen Investitionsförderungs Gesetz (KInvFG) wurde das Umkleidegebäude der Bezirkssportanlage Friedrich-Ludwig- Jahn-Stadion an der Kanzlerstraße in Gelsenkirchen durch einen energetisch optimierten Neubau ersetzt. Der Neubau wurde im Bereich der ehemaligen Tribünenanlage errichtet. Das für den Entwurf prägende Element ist die Sichtbetonwand auf der Südseite, welche mit einem „Jahnstadion“-Schriftzug im Beton die Identität stärkt. Unter dem großzügigen, umlaufenden Vordach betont die Holzfassade in horizontaler Verlegung die liegende Kubatur des Baukörpers. Ausgerichtet ist der Gebäudekörper mit den Zugängen zu den Kabinentrakten zum Hauptsportplatz. Davor lagert sich die neue Sitzstufentribüne. An den Stirnseiten befinden sich die Eingänge zum Gebäude. Auf der Westseite gibt es einen ebenerdigen Zugang auf das Tribünenplateau. Eine Rampenanlage an der der Ostseite des Gebäudes wurde aufgrund des abfallenden Geländes vorgesehen. So sind die Erschließung und Nutzung barrierefrei möglich.

Das Raumprogramm des Neubaus beinhaltet acht Umkleiden mit vier Duschbereichen. Zudem eine separate Umkleide für den Schiedsrichter. Notwendige Räume wie Technik-, Lager- und Funktionsräume sind innerhalb des Gebäudes untergebracht.

Dauerhaft, langlebig, robust

Der Fokus des Entwurfs lag auf einer dauerhaften und robusten Konstruktion, die auf die wesentlichen Eigenschaften reduziert wird.
Das Material der Fassade in Sichtbeton hält dem teilweise rauen Umgang mit der Gebäudestruktur stand und bietet Möglichkeiten wie ein umlaufendes, stützenfreies Kragdach. Der Verzicht von konventionellen mineralölbasierten Dämmungen zugunsten einer Foamglasdämmung bietet den Vorteil einer besseren späteren Rezyklierbarkeit. Die tragenden Außenwände sowie die nichttragenden Innenwänden sind aus Hochlochziegeln konstruiert. Die dem Platz zugewandte Fassade ist als hinterlüfteten Holzfassade ausgeführt. Aufgrund der Nutzungen und dem damit verbundenen Verzicht von Öffnungen in der Fassade konnte eine natürliche Belichtung über das Dach gewährleistet. Das Gründach dient einerseits als Ergänzung der Foamglasdämmung und verbessert die Wärmedämmung im Winter und reguliert das Gebäudeklima im Sommer, anderseits trägt es zu einem verbesserten Mikroklima des Stadtteils bei. Zusätzlich sichert es die Wasserrückhaltung bei Starkregen. Im Inneren des Gebäudes sind die Kabinen über die Duschbereiche miteinander verbunden. Die Böden der Kabinen bestehen aus strapazierfähigen Bodenbeschichtung und gehen in Fliesen in den Duschbereich über. Farblich nehmen die blau glasierten Fliesen die Historie zur Schalke 04 in den Duschen auf. Die Gebäudetechnik verwendet Wärmepumpen zur Beheizung und Be- und Entlüftung Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung. Das Gebäude ist vollständig barrierefrei konzipiert, verfügt über Rampen in den Außenlagen und Sitzmöglichkeiten auf der Tribüne und eine erste Reihe für Rollstühle , ein taktiles System mit kontrastreichen Oberflächen und ein zentrales barrierefreies Behinderten-WC.
Die gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr in Verbindung mit den Fahrradstellplätzen stellen mit der zusätzlichen Möglichkeit des Individualverkehrs die Erreichbarkeit der Sportanlage sicher.

Auszug des Jury-Urteils

...Ein starker und zugleich unprätentiöser Wurf dieser Entwurf schon in der Schnittfigur. Lang in den Raum gelegt als Riegel, konsequent, klar, fast klassizistisch, dabei ohne Raumzäsur, das weite offene Feld eher haltend, seine sportspezifische Ertüchtigungsaufgabe in den optisch merkbaren Brennpunkt rückend....

Beurteilung durch das Preisgericht

Wenn ein profanes Umkleidegebäude platzgestaltend wird, ist das ein erstes Indiz für eine prägende architektonische Handschrift. In die kommunale Bezirksportanlage Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion im traditionsreichen Industriestadtteil Gelsenkirchen-Hessler hat sich ein solches bauliches Signet mit der Realisierung der neuen Kabinentrakte aufs Feinste eingeschrieben, Betongravur als Namenszeichen inclusive. Nomen est Omen, hier steht beides für Qualität.

Ein starker und zugleich unprätentiöser Wurf dieser Entwurf schon in der Schnittfigur. Lang in den Raum gelegt als Riegel, konsequent, klar, fast klassizistisch, dabei ohne Raumzäsur, das weite offene Feld eher haltend, seine sportspezifische Ertüchtigungsaufgabe in den optisch merkbaren Brennpunkt rückend. Als Raumzeichen extrem relaxed angelegt, Gleichmaß der Proportionen, parataktische Reihung, korrespondierende Schlichtheit in der Materialität aus Sichtbeton und Holz; ideellerweise die Hitze des sportlichen Wettkampfes auf dem Platz in die Länge der sommertags schattenspendend überkragenden Betonschale ziehend. Umkleideräume und Duschen spaßverdächtige Oasen, farblich monochrom ansprechend ausgekleidete Kachelparadiese, gewidmet der sportlichen Spielfreude, Ertüchtigung und körperlichen Regeneration.

Quadrat+ Architekten zentrieren ihr mutiges Umkleiden-Bauprojekt “Jahn-Stadion” nicht nur inmitten des Stadtteils Hessler merkbar, sondern geben damit der gesamten Anlage auch eine frische Gravitation im Feld des bedeutsam industriekulturellen Umlandes. Man ahnt qua Grundgestalt die sportliche Geste zwischen dem hier ansässigen SV Hessler 06 und der alten Glückauf-Kampfbahn beim Nachbarn in Schalke, die Serra-Bramme auf der Schurenbachhalde kündet unweit vom topografischem Herzen des Reviers, nah ist die historische Gelsenkirchener Trabrennbahn in Feldmark und noch näher der Nordstern Park, in unmittelbarer Sichtweite aufragend die weißen Siloblöcke am Essener Stadthafen.

Text: Marion Taube
Seitenabsucht

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Terrasse

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Hinteransicht

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Seitenansicht

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Innenaufnahme

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