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Award / Auszeichnung | 03/2024

Flachdach Contest 2023

Blick von Ebene 2 in das Atrium

Blick von Ebene 2 in das Atrium

EMBL Imaging Centre Heidelberg, Wissenschaftszentrum für Elektronen- und Lichtmikroskopie

DE-69117 Heidelberg

8. Platz

gerstner + hofmeister architekten

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Hochschulen, Wissenschaft und Forschung

  • Projektgröße:

    6.400m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 02/2019
    Fertigstellung: 03/2021

Projektbeschreibung

An der Südwestflanke des Königstuhls in Heidelberg entsteht für das European Molecular Biology Laboratory (EMBL) ein Forschungszentrum für Elektronen- und Lichtmikroskopie, das EMBL Imaging Centre (EMBL IC).
Forschung, die sich Wissenschaftlern aus aller Welt, aber auch allen anderen Interessierten öffnet, war der zentrale Gedanke für den Entwurf zum Gebäude. So stehen, für Forschungsgebäude eher unüblich, die Mikroskope in einem sehr offen gestalteten Gebäude, so dass auch externe Gruppen und Besucher einen Blick auf die Elektronenmikroskope, auf die Forscher und deren Arbeit werfen können.
Aus dem Architektenwettbewerb im Sommer 2016 mit 5 namhaften Büros aus Deutschland ging der Entwurf des Heidelberger Architekturbüros gerstner + hofmeister als Sieger hervor und so konnte nach etwa eineinhalbjähriger Planungsphase Anfang 2018 mit den Bauarbeiten begonnen werden.
Das Gebäude besteht aus dem quadratischen, dreigeschossigen Atriumgebäude und dem als Rückgrat großteils in den Hang gebauten, zweigeschossigen Steggebäude. Das Atriumgebäude mit den Abmessungen etwa 40x40x14m beherbergt Seminar- und Büroräume sowie ein offenes Atrium mit Glasoberlicht, großzügiger Verglasung, Blickbeziehungen zwischen den Ebenen und eine zusätzlich geplante Ausstellung die "visitor experience". Im Steggebäude befinden sich vorrangig die Mikroskop- und Laborräume mit den umfangreichen technischen Einrichtungen. Es erstreckt sich über 90m lang von der Meyerhofstraße gegenüber dem ersten Gebäude auf dem EMBL-Campus bis weit in das Grundstück nach Nordwesten und bildet mit dem begehbaren Dach - als Außenanlage mit hoher Aufenthaltsqualität und einem perfekten Blick in die umgebende Natur - den Auftakt in das weitere Entwicklungsgebiet des EMBL-Campus.
Das Konzept sieht eine Verbindung zwischen Wissenschaft und Natur vor: die Außenhülle ist weitestgehend transparent, die Übergänge zwischen innen und außen sind fließend. Die große Freitreppe mit Sitzkuben lädt zum Verweilen und Gesprächen ein und schafft die Verbindung mit der korrespondieren Treppe im Atrium die vom Haupteingang in die obere Ebene führt. Das Highlight des Gebäudes ist die ca. 6,5m hohe, 28m lange und 8m breite Krios-Halle (für bis zu 4 hochsensible Elektronen-Mikroskope mit Tiefsttemperaturtechnik - die sog. Cryo-Mikroskopie), die wie ein Monolith als Herzstück inmitten des luftigen und offen gestalteten Atriums thront. Die Krios-Halle sowie 12 weitere Mikroskopräume liegen zusammen auf einer etwa 850m2 großen Bodenplatte mit einer Dicke von 1,1m sowie mit darunterliegenden 25 zusätzlichen, bis zu 4m tiefen Betonplomben die sich tief in den Hang graben. Dies wurde notwendig, um die hochsensiblen Mikroskope möglichst schwingungsreduziert aufzunehmen. Der Gebäudeteil mit dieser Bodenplatte ist schwingungstechnisch vom restlichen Gebäude getrennt, so dass auch im Atrium eine Veranstaltung stattfinden kann, ohne die Mikroskopiervorgänge zu stören. Am zweigeschossigen Atrium liegen, abgeschirmt durch Glaswände Seminarräume und Auswerteräume. Die leichte, transparente Glasfassade die sich durch die Spiegelungen teilweise fast unsichtbar macht und der im Kontrast dazu massiv, betonierte Kern der Mikroskopie- und Laborräume treten im Atrium in den Dialog miteinander.
Die architektonische Gestaltung bilden die zwei Grundelemente Scheibe (Draufsicht) und Linie (Seitenansicht der Scheibe), in Anlehnung an die Objektträger in der Mikroskopie. Die sich vornehm zurückhaltende Architektur bildet wie in einer Zelle die wohlgestaltete Hülle für die komplexen Strukturen und Funktionen innerhalb derselben.
Das Gebäude ist für die Licht- und Elektronenmikroskopie konzipiert. Das Thema Licht begegnet dem Besucher auf dem Weg durch das Gebäude in verschiedenen Ausprägungen: in räumlicher Gestalt wie dem lichtdurchfluteten Atrium und in Räumen mit großflächigen Verglasungen bis hin zu Details in den drehbaren Glaslamellen als Reflexion und Lichtlinien an den Glaskanten, in Lichtinszenierungen an Raumkanten, Verkleidungen und linienförmige Leuchtenanordnungen.
Die Elektronen- und Lichtmikroskopie sind in diesem Gebäude verwoben für die gegenseitig unterstützende, zukunftsorientierte Forschungsarbeit. Diese symbiotische Doppelfunktion findet sich auch in der Architektur und wird mit weiteren Funktionen aufgeladen: die Lamellen der Krios-Halle mit ihrer gestalterischen aber auch akustischen Funktion sowie der dahinterliegenden Lüftungstechnik - die hochsensiblen Mikroskope im Inneren der Krios-Halle bedürfen besonderer klimatischer Bedingungen, hierfür ist die Fassade zusätzlich gedämmt; die drehbaren Glaslamellen an der Außenfassade mit außergewöhnlicher Optik aber auch der notwendigen Sonnenschutzfunktion und als Wärmepuffer zwischen Lamellen und Glasfassade dienend; das Atrium als Versammlungsstätte mit öffenbaren Glaswänden für eine gemeinsame Nutzung mit dem großen Seminarraum bis zur Außenterrasse und der zusätzlich geplanten Ausstellung in Form von interaktivem Mobiliar und Displays - auch an der Krios-Hallen-Fassade; das Steggebäude ist nicht nur aufgrund der Topografie in den Hang gebaut, sondern beherbergt insbesondere auch wissenschaftliche Räume die keine natürliche Belichtung wünschen sowie die umfangreichen Technikräume.
In Anlehnung an die Spektralfarben bei der Zerlegung des Lichts wurde in den Geschossen ein durchgängiges Farbkonzept vorgesehen, bestehend aus gelben, grünen und blauen Farbtönen (die mittleren benachbarten drei der sieben Spektralfarben) die sich in Farbflächen, Farbstreifen zur Markierung bestimmter Räume sowie als Farbakzente zur Orientierbarkeit innerhalb des Gebäudes finden. Immer wieder trifft man auch nahezu unmerklich auf diese Spektralfarben: einzelne blaue Lamellen der Krios-Hallen-Fassade, die bläuliche Sonnenschutzbeschichtung der Glaslamellen, die grünen Akustik-Elemente in schallreduzierten Bereichen, blaue Elemente des Leitsystems, sowie in der Farbgebung des Mobiliars und Interieurs.
Das Gebäude sieht sich, wie auch der gesamte EMBL-Campus, dem Wissenschaftsstandort Heidelberg verpflichtet und leistet einen weiteren, zukunftsorientieren Beitrag zur erfolgreichen Forschung am Heidelberger Standort des EMBL. So ist es auch als IBA-Projekt in Heidelberg unter dem Motto "Sehen heißt Verstehen" gelistet. Im Rahmen des Architekturwettbewerbs war die IBA als Jury-Mitglied vertreten und kommentierte den Entwurf mit den Worten "Zugleich Schaufenster für die Wissenschaften, schafft das neue Imaging Centre durch die städtebauliche Geste eine Verbindung von Forschung, Gesellschaft und Natur".

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Forschungsgebäude EMBL IC in Heidelberg überzeugt durch seine transparente Architektur und die gelungene Einbindung der Architektur in die Hanglage des Grundstücks. Betont wird die Einbettung in den grünen Umraum durch ein anspruchsvolles Außenraumkonzept, das neben einer großen Freitreppe auch die Gestaltung der verschiedenen Flachdachflächen umfasst.
Blick vom Haupteingang in das Atrium und die Krios-Halle

Blick vom Haupteingang in das Atrium und die Krios-Halle

Blick in das Atrium

Blick in das Atrium

Seminarraum am Atrium

Seminarraum am Atrium

Entlang der Krios-Halle & Foto Büro

Entlang der Krios-Halle & Foto Büro

Eingangsbereich & Krios-Halle Innen

Eingangsbereich & Krios-Halle Innen