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Award / Auszeichnung | 11/2023

Architekturpreis Bergisch-Land 2023

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Friedhofskapelle in Monheim-Baumberg

DE-40789 Monheim

Anerkennung

pbundl architekten

Architektur

Stadt Monheim am Rhein

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Sakralbauten

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 12/2019
    Fertigstellung: 12/2021

Projektbeschreibung

Durch die großzügige Spende einer engagierten Baumberger Bürgerin konnte das provisorisch anmutende Bestandsgebäude aus der Nachkriegszeit durch eine neue Friedhofskapelle ersetzt werden.
Zusätzlich wurde die außenräumliche Situation des Eingangs mit Zuwegung zur Kapelle neu geordnet und ein Funktionsgebäude zur Aufnahme der Lager- und Sanitärbereiche als dreidimensionale Mauer zum Straßenraum gebildet.

Monolith und Handwerklichkeit
Beide Gebäude sind als Massivbaukörper mit Backsteinverkleidung konzipiert, wobei die handwerkliche Ausformulierung unterschiedlich ausgeführt ist. Grundlage der Backsteinverkleidung sind zwei unterschiedliche Steinformate (langgezogene flache Kolumbaziegel sowie Halbformat) in einem hellen Gelbton.
Das Funktionsgebäude aus Poroton-Mauerwerk wurde mit einem homogen wilden Verband im konventionellen Halbformat verkleidet.
Der skulpturale Betonbau der Kapelle (Ausführung mit vorgefertigten Filigran-Wandelementen) bekommt durch den schichtweisen Aufbau der Vorsatzschale mit verschiedenen Stein- und Verbandsarten einen erzählerischen Ausdruck.
Die Handwerklichkeit der Fassade wird durch den Einsatz von örtlich verarbeiteten verzinkten Elementen als Attikaabdeckung, Wasserspeier und Eingangstore noch unterstützt.

Raumkonzeption
Das Kapellengebäude strukturiert sich in ein Hauptschiff mit angrenzendem niedrigem Nebenschiff sowie einer verdeckt angeordneten dienenden Zone mit Treppenerschließung der Empore sowie Lager und Technikbereichen.
Der Trauerraum wird über einen niedrigen überdeckten Eingangsbereich, räumlich begrenzt durch die Empore, betreten. Die raumhohen punktgelagerten Eichentüren lassen sich um 90° öffnen, sodass ein räumliches Kontinuum zwischen Innen und Außen entsteht.

Materialität Innen
Ausgehend von einem Natursteinbelag aus grauem Sandstein wird der Innenraum durch eine komplett umlaufende homogene Eichenholz-Wandverkleidung gegliedert, die auch alle Türelemente verdeckt beinhaltet.
Das Thema des Eichenholzes setzt sich im Material der massiven Tritt- und Setzstufen des Treppenaufgangs fort.
Alle darüber liegenden Wände sind durch glatte weiße Putzflächen auf das Wesentliche reduziert, ebenso das weiß lackierte Geländer der Empore, welches mit seinen unregelmäßigen Flachstahlstäben die Gestaltung der Eingangstore zum Friedhof wieder aufnimmt.
Die Flachdecke als weiß lasierte Holzkonstruktion aus dicht liegenden Leimbindern wird durch weiße Holzlamellen akustisch wirksam ausgebildet.

Belichtung
Der Innenraum erhält ausschließlich indirektes Tageslicht, im hinteren Hauptschiff durch eine schachtartige Ausweitung der Deckenfläche zum nichtsichtbaren Oberlichtfenster in der Südfassade, im Bereich des Nebenschiffs durch die unterschiedlichen Öffnungen des Filtermauerwerks sowie auf der Nordseite im Bereich der Empore durch das wandfüllende Glasbild. An der Ostfassade sorgen fünf räumlich konisch gebaute Lichtgaden für einen gedämpften Lichteinfall.
Die künstliche Beleuchtung beschränkt sich auf die zwei Reihen von Pendelleuchten im Hauptschiff, die den hohen Luftraum strukturieren, während alle anderen Leuchten in Wand und Decke integriert sind.

Raum Farbe Licht
Ein farbiges Fenster wurde bereits in der frühen Planungsphase von der Stifterin gewünscht. Es sollte zwei Anforderungen erfüllen: viel Licht und gleichzeitig, nicht transparent, die Privatsphäre der Trauernden berücksichtigen. Als Schnittstelle von innen nach außen ist es integraler Bestandteil der Architektur.
Das Glasbild füllt die Wand der Empore an der Nordseite des Gebäudes in ihrer gesamten Höhe und Breite aus. Das Format mit seinen Maßen 275 x 520 cm erscheint erhaben und dennoch in seiner Wirkung leicht und atmosphärisch.
Der Entwurf basiert auf einem kleinformatigen Aquarell. Umgesetzt wurde er über eine fotografische Reproduktion als Tintenstrahldruck mit keramischen Glasmalfarben.


Beurteilung durch das Preisgericht

„Der Entwurf schafft diesen Ort der Zusammenkunft, der Trauer und des Abschieds mit klaren, angemessenen Mitteln. Der wesentliche Raum fügt sich aus zwei Teilen zusammen, wobei insbesondere das Hauptschiff von zurückhaltendem indirekten Licht bestimmt wird. Während die raumhohen Eichenportale sich weit öffnen lassen, verringert die Empore darüber bewusst die Höhe des Eingangsbereiches. Der Zugang wird damit auf ruhige Wiese inszeniert und die Lichtführung des Hauptraums unterstrichen. Hinzu treten eine reduzierte Materialität und Farbgebung innen wie außen. So ist insbesondere die sorgfältige Ausführung der Fassaden mit verschiedenen Stein- und Verbandsarten hervorzuheben. Gleichzeitig ordnet das Gebäude, zu dem ein zweiter Baukörper für Nebenfunktionen gehört, die „städtebauliche“ Situation an der Straße neu und reicht so über seine engere Funktion hinaus“, heißt es in der Begründung der Jury.
Ansicht Süd

Ansicht Süd

Glaskunst Nordfenster

Glaskunst Nordfenster

Innenraum nach Süden

Innenraum nach Süden

Innenraum nach Westen

Innenraum nach Westen