Die Idee, gemeinsam mit Architektur Studierenden des KIT und dem Amt für Hochbau und Gebäudewirtschaft der Stadt Karlsruhe ein Projekt realisieren zu wollen entstand im Sommer 2019 ganz beiläufig bei einem zufälligen Treffen in einem Karlsruher Café. Schnell wurden verschieden mögliche Optionen besprochen und andere wieder verworfen. Der mit der Übernahme des Karlsruher Campingplatzes durch die Städtischen Bäderbetriebe verbundene Wunsch, einige Tiny Houses auf deren Platz bauen zu wollen, wurde dann schlussendlich Anlass für einen studentischen Wettbewerb, der an der Professur für Baukonstruktion in Form eines wettbewerblichen Stegreif-Entwurfs herausgegeben wurde.
Im Frühjahr 2020 wurden 21 bemerkenswerte Arbeiten eingereicht, die anschließend von einer Jury bewertet und prämiert und im Herbst 2020 im Rathaus von Karlsruhe Durlach ausgestellt wurden. Recht spontan wurde bei dieser Ausstellungseröffnung der Entschluss gefasst, den mit dem ersten Preis prämierten Entwurf von Merve Şimşek und Mena Ghaly auch prototypisch gemeinsam realisieren zu wollen.
Schon kurz darauf nahm ein vierköpfiges studentisches Planungsteam um die beiden Entwurfsverfasser*innen die Arbeit auf und erarbeitete in enger Abstimmung mit wissenschaftlichen Mitarbeitern der Professur Baukonstruktion die Werkplanung für deren erstes kleines Haus. Parallel dazu wurden Sponsoren akquiriert und weitere Projektpartner gesucht. Mit den Zimmerei-Meisterschülern der Friedrich-Weinbrenner-Gewerbeschule Freiburg und dem „Kompetenzzentrum Bau“ in Bühl wurden über das Netzwerk des „bauwerk schwarzwald“ zwei Partner gefunden, ohne die das Projekt in der finalen Perfektion kaum realisierbar gewesen wäre.
Als besonderen Anspruch an ein zeitgemäßes nachhaltiges Bauen wurde der Entwurf weitestgehend in „sortenreiner Bauweise“ entwickelt. Das bedeutet, dass das Haus vollständig und ohne Abfall zu erzeugen rückbaubar sein wird. Somit kommen kaum Kleber oder umweltunverträgliche Baustoffe zum Einsatz. Die Knotenpunkte des hölzernen Tragwerks wurden in Zusammenarbeit mit der Professur Tragkonstruktionen am KIT als Prototyp entwickelt, welche mit weitaus weniger Metallverbindungen auskommen als herkömmliche Verbindungen.
Abbund und Vorfertigung der Wand- und Dachelemente erfolgte im Frühjahr 2021 federführend von Zimmerei-Meisterschülern am Kompetenzzentrum Bau in Bühl. Im Anschluss wurden die Elemente auf den Durlacher Campingplatz transportiert und Hand in Hand mit Studierenden und Zimmerleuten im Rahmen einer Seminarwoche im Mai 2021 aufgerichtet. In weiteren Workshops und Seminaren wurde die Schindelfassade, der Innenausbau und das Mobiliar geplant und gebaut.
Das fertige Haus kann seit Herbst 2022 über den Betreiber des Campingplatzes gemietet werden und wird darüber hinaus für acht Wochen im Jahr wohnungssuchenden Studierenden des KIT zur Verfügung gestellt.