Unweit der Salzburger Landeshauptstadt, in Seekirchen am Wallersee, wurde im Juli 2023 die neue Bezirkshauptmannschaft Salzburg Umgebung eröffnet. Das Gebäude unterscheidet sich deutlich von anderen Amtsgebäuden, denn es wurde aus dem zentralen Baustoff Holz errichtet. Einzig das Untergeschoß und das Erdgeschoß mussten, aufgrund der Überschwemmungsgefahr, die sich aus der Nähe zur Fischach ergibt, in mineralischer Bauweise ausgeführt werden. Die BH Salzburg Umgebung wurde mit dem best architects award 24 und Ende 2023 mit klimaaktiv Gold ausgezeichnet.
Der Grundriss des Gebäudes ist übersichtlich und kompakt gehalten: Sechs alternierend hohe Kuben, die versetzt angeordnet wurden, ruhen auf einem rechteckigen Podest mit den Abmessungen von 35 x 80 m. Durch diese Verzahnung passt sich die BHSU an die heterogene Umgebung an und wertet diese ästhetisch auf. Der verwendete Baustoff trägt maßgeblich dazu bei: Die oberen drei Geschoße wurden in Holzkonstruktionsbauweise aus Massivholz errichtet. Durch die Einfachheit des Rasters wird der Baustoff Holz materialgerecht eingesetzt und garantiert neben der wirtschaftlichen Optimierung auch die flexible Nutzung des Gebäudes. Das Holz für diese sechs Kuben stammt aus Salzburg und Tirol und konnte in nur 20 Lkw-Fuhren an den neuen Standort gebracht werden. Insgesamt wurden 993m³ Holz benötigt. Bei der Konstruktion wurde speziell darauf geachtet, dass sie nicht nur langlebig, sondern auch rückbaufähig ist. Es gibt keine unlösbaren Holzverbundsysteme mit Beton. Die Einzelteile können somit sortenrein voneinander getrennt werden. Um eine lange Nutzungsdauer zu gewährleisten, wurde die Flexibilität des Gebäudes optimiert: Alle Zwischenwände sind flexibel und können an die jeweilige Nutzung angepasst werden. Damit ein Umbau einfach möglich ist, wurden die Installationen eigens in die Parapete verlegt.
Das Wohlbefinden der BesucherInnen und Mitarbeitenden standen von Beginn an im Fokus. Daraus resultiert ein Raumkonzept, das eine einfache Orientierung und kurze Wege erlaubt: Im Erdgeschoß befinden sich die Front Offices, Besprechungsräume, ein großer Veranstaltungssaal (Flachgausaal) und die Untersuchungsräume. Das zentrale BürgerInnenservice ist nur durch verglaste Flächen vom großzügigen Warteraum getrennt, um Transparenz und Verständnis zu fördern. Auf den drei oberen Geschoßen sind die Back Offices und das Büro der Bezirkshauptfrau angesiedelt. Ein Leitmotiv war das Sichtbarmachen von Material und Konstruktion. Denn die Ausführung in Sichtqualität schont Ressourcen und macht den Holzbau spürbar und erlebbar. Multifunktionale Mittelzonen mit Kücheninseln und Sitzmöglichkeiten fördern den sozialen Austausch der Mitarbeitenden. Diskretion wird unter anderem durch eine gelochte Holzdecke gewahrt, die akustisch wirksam ist. Einzelne Bereiche sind durch Lamellenwände aus Holz geteilt, um Rückzug zu ermöglichen. Eine üppig begrünte Wand schafft auch im Inneren ein naturnahes Umfeld. Diese wird über eine computergesteuerte Tröpfchenbewässerung mit Wasser, sowie über LED-Strahler (zusätzlich zum Tageslicht) mit Licht versorgt. Weitere Wände wurden bemoost.
An der Stirnseite des „Amts aus Holz“ entsteht ein Park, in dessen Mitte ein Kunstwerk von Sofie Thorsen und Walter Kräutler errichtet wurde. Als Vorlage für die Arbeit namens „( ).§“ diente ein Landesgesetz, die Raumordnung: Auf den zwei fast weißen Rechtecken aus begehbarem Untersberger Marmor erkennt man Paragrafenzeichen, Komma, Punkte und Klammern. Die Buchstaben wurden weggelassen, um daran zu erinnern, dass Gesetze mit Leben gefüllt und diskutiert werden müssen.
Die Wärmeversorgung erfolgt über die Anbindung an das Nahwärmenetz von Seekirchen. Die Wärmeabgabe erfolgt zum Großteil über eine Fußbodenheizung, weiters werden die Heizregister der Lüftungsanlagen mit Wärme versorgt. Zur Kälteversorgung sind Tiefenbohrungen im Parkplatzbereich verwendet. Als Unterstützung im Sommer wurde zusätzlich eine wassergekühlte Kältemaschine installiert. Die Einbringung der Kühlung erfolgt über die Fußbodenkühlung als Change Over. In den Büros- und Besprechungsräumen sind zudem Fan Coils eingebaut. Das Dach ist durchgängig mit PV-Modulen bestückt, ebenso die Überdachungen der Pkw-Stellplätze, insgesamt liefern diese 180 kWp.