Arc Award 2023

Der Ersatzneubau der Schule Wallrüti ist das Ergebnis eines Wettbewerbs. Dies in Erinnerung zu rufen, ist wesentlich. Die Schweiz hat im Schulbau eine lange Wettbewerbstradition, die architektonische und didaktische Experimente ermöglicht und einen Reichtum an Innovationen hervorgebracht hat. Über Schulen nachzudenken bedeutet, sich mit der Zukunft auseinanderzusetzen. Wie wären wir selbst gerne aufgewachsen? In welchen Räumen wollen wir künftig lernen und lehren? Wenn eine Schule der Spiegel unserer Gesellschaft ist, ist die Planung eines Schulgebäudes der Versuch, mögliche Entwicklungen zu skizzieren.

Die Schule Wallrüti befindet sich auf einem Campus in Winterthur, der von Wohnhäusern umgeben ist. Das neue Gebäude ist ein Solitär, der sich stark von seiner Umgebung unterscheidet und dennoch einfügt. Die Erschliessung besteht aus umlaufenden Laubengängen. Die Glasfassaden umspannen eine feine Betonstruktur und fördern den Dialog zwischen Innen und Aussen. Die Transparenz wird zum Sinnbild der offenen Klassenzimmer, der offenen Schule und für das Ideal einer offenen Gesellschaft. Diese radikale architektonische Entscheidung macht das Schulhaus Wallrüti zu einer Art Freiluftschule des 21. Jahrhunderts. Die aussen liegende Erschliessung, beschwingte Wendeltreppen, skulptural anmutende Bäume und Kletterpflanzen, die einen schützenden und schattenspendenden Vorhang bilden, prägen seine Erscheinung. Sie schaffen ein Gerüst und eine sinnliche Kulisse für das Leben der Schüler*innen. Im Inneren wurde mit gleicher Radikalität eine äusserst kompakte Grundrissorganisation entwickelt: Die Klassenzimmer können raffiniert zusammengeschaltet werden.

Das Schulhaus Wallrüti hat die Jury beeindruckt, weil es mit seiner stillen Kraft und zeitlosen Poetik einen zeitgemässen Beitrag zu aktuellen Debatten leistet und uns Sparsamkeit der Gesten und der Materialien lehrt.