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Award / Auszeichnung | 06/2024

DAM Preis für Architektur in Deutschland 2025

Gemeinsam Suffizient Leben

DE-60316 Frankfurt am Main, Friedberger Landstraße 34

Nominierung

DGJ Architektur GmbH

Architektur

Wohnbaugenossenschaft in Frankfurt am Main eG

Bauherren

Baumgarten GmbH

Sonstige, Bauingenieurwesen

bauart – Beratende Ingenieure

Brandschutzplanung, Bauingenieurwesen, Tragwerksplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    1.119m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2022
    Fertigstellung: 01/2023

Projektbeschreibung

„Gemeinsam Suffizient Leben“ ist ein Ort der Begegnung, des sozialen, familienfreundlichen und generationenübergreifenden Zusammenlebens. Individuelle Entfaltungsmöglichkeiten und die Förderung gemeinschaftlichen Lebens ergänzen sich. Das Gebäude ist ein Modellprojekt für zukunftsfähiges, nachhaltiges Bauen, das im partizipativen Planungsprozess mit Bauherrin und Bewohnenden entstand. 2018 erhielt das Konzept den „Hessischen Preis für Innovation und Gemeinsinn im Wohnungsbau“. Das Grundstück der Wohngruppe „Gemeinsam Suffizient Leben“ liegt im begehrten Nordend. Der gründerzeitliche Stadtteil gehört zu dem am höchsten verdichteten Frankfurts. Attraktiv ist er wegen der guten Verkehrsanbindung und der Innenstadtnähe. Der nahegelegene Friedberger Platz mit Wochenmarkt ist freitags ein beliebter Treffpunkt für den Kiez. Das bunte, vielgestaltige Leben des Stadtteils spiegelt sich in der Gestaltung der adressbildenden Fassade. Das Farbkonzept nimmt sensibel die farblichen Vorgaben der Umgebung auf. Die Fassade wirkt entlang der farblich monotonen Häuserzeile der Friedberger Landstraße als Blickfang: Heiter und lebendig, mit vielfältigen, warmen Farbtemperaturen. Gleichzeitig steht sie für das besondere Wohnkonzept und die Haltung der Bewohnenden: Offen und tolerant, engagiert für die Wohngemeinschaft und das Viertel. Bewohnende sind Mitglieder der Wohnbaugenossenschaft in Frankfurt am Main eG und haben Mitspracherecht, wenn eine Wohnung frei wird. Die Auswahl der Bewohnenden soll ein diverses Zusammenleben von Menschen unterschiedlichen Alters, Geschlechts, Familienstands und sozialer Verhältnisse ermöglichen.
Die individuelle Wohnfläche ist bewusst reduziert, um eine intensivere Nutzung der gemeinschaftlichen Räume zu fördern und folgt damit dem namensgebenden „Prinzip des Auskömmlichen“ (Suffizienz). Dadurch entfallen unnötige Raumreserven in den einzelnen Wohnungen. Die Hausgemeinschaft nutzt Wohnküche, Gemeinschaftsbalkone auf jedem Stockwerk und ein Gäste/Joker-Zimmer. Die zentralen gemeinschaftliche Flächen sind direkt dem Eingang zugeordnet und mit dem Treppenhaus verbunden. Sie sind als Begegnungsstätte Teil des täglichen Lebens. Der Pro-Kopf-Bedarf beträgt 27,8 qm im Vergleich zum aktuellen Bundesdurchschnitt von 47,4 m2. Großzügige Fensteröffnungen, Einbaumöbel, ausreichende Stauräume im Keller und reduzierte Verkehrsflächen gewährleisten hohe Lebensqualität in den Wohnungen. Durch die Kostenmiete, die in den ersten Jahren stabil bleibt, ist der Wohnraum für unterschiedliche Zielgruppen bezahlbar.
Für „Gemeinsam Suffizient Wohnen“ entwickelte DGJ Architektur ein innovatives Wohnkonzept in nachhaltiger Holzbauweise. In der Primärkonstruktion ist das Gebäude in Holz-Skelettbauweise ausschließlich mit Holz-Holz-Knotenpunkten ohne metallische Verbindungen errichtet. Holz als umweltfreundlicher, CO2-bindendender und nachwachsender Rohstoff macht das Gebäude im Bedarfsfall weitgehend sortenrein recyclierbar. Die raumtrennenden Elemente sind nicht tragend, was eine Anpassung der Grundrisse ohne weitgehende Eingriffe in die Substanz erlaubt. Durch das Holz-Gerüst wird potenziell der unabhängige Ein- und Ausbau der Innenwände möglich. Wohnungen können in kleine Zimmer oder großzügige Räume (z.B. Cluster-Wohnungen) und unterschiedliche Geschossaufteilungen umgewandelt werden. Gebäude, die Wünsche und Ansprüche der Bewohnenden langfristig erfüllen, auf veränderbare Lebensumstände flexibel reagieren und angepasst werden können, haben ein hohes Identifikationspotenzial und werden über Generationen wertgeschätzt und gepflegt. Daher die hohe Bedeutung des partizipativen Planungsprozesses zwischen Bauherrin, Bewohnenden, Planenden, auf dessen Grundlage ein Gebäude entwickelt wurde, das über den gesamten Lebenszyklus nützlich bleibt und eine nachhaltige Investition darstellt. Durch die Reduktion des Flächenbedarfs sinken Bau- und Betriebskosten sowie der Landverbrauch für kostengünstigen und bedarfsgerechten Wohnraum. Ressourcen- und Materialverbrauch bei der Herstellung des Gebäudes sowie Umweltbelastungen werden minimiert. Serieller Holzbau entwickelt Skaleneffekte der Vorfertigung für eine kosten- und umweltschonende Produktion. Der integrative Planungsprozess bindet zeitsparend möglichst viele Gewerke und Beteiligte frühzeitig ein. Fertig- oder Halbfertigelemente und vorgefertigte Module werden mit integrierter Leitungsführung direkt auf der Baustelle montiert, was Zeit und Kosten spart (Nasszellen). Digitale Planungsinstrumente, wie Bauwerksdatenmodellierung (BIM Building Information Modeling), liefern dafür die Grundlage.
Im EG befindet sich eine Kita, die sich als Angebot an das ganze Quartier richtet, und eine behindertengerechte Wohnung nach erstem Förderweg / DIN18040 Teil 2. Das Gebäude wurde außerdem durch das „Frankfurter Programm für familien- und seniorengerechten Mietwohnungsbau“ gefördert.
Das Gebäude erfüllt außerdem die Förderbedingungen KfW-Programm 153 + Frankfurt-Aktivhaus-Standard. Geheizt wird mit einer Luft-Wärme-Pumpe, kontrollierter Wohnungsbe/entlüftung mit Wärmerückgewinnung und Fußbodenheizung. Auf dem Dach befindet sich eine flächendeckende PV-Anlage. Außerdem gibt es einen Stützpunkt für Car-Sharing + E-Mobilität bis zu 3 PkW., 27 Stellpl. für Fahrräder und eine Ladestation E-Bikes.

Konzeptskizze

Konzeptskizze

Geteilte Infrastruktur

Geteilte Infrastruktur

Grundriss mit Umgebung

Grundriss mit Umgebung

Flexible Grundstruktur der Grundrisse

Flexible Grundstruktur der Grundrisse