Offener Wettbewerb | 02/2023
Sanierung und Erweiterung am Bundes-Oberstufenrealgymnasium in Lienz (AT)
©Stadt:Labor – Architekten
Lageplan
3. Preis
Preisgeld: 4.500 EUR
Architektur
Tragwerksplanung
Erläuterungstext
Architektur
Dem historisch wertvollen Ensemble aus ehemaligem Bürgerspital aus dem 18. Jahrhundert, dem jetzigen BORG, der dazugehörigen Spitalskirche und der ursprünglichen Stadtmauer soll möglichst behutsam eine weitere architektonische Schicht hinzugefügt werden. Der neu gesetzte Erweiterungsbau zeigt sich klar strukturiert und gestalterisch reduziert und nimmt sich respektvoll zurück. Zudem wird mit zeitgemäßen Mitteln und Materialien der architektonische Ansatz des Architekten Dieter Tuscher weitergedacht und „weitergeschrieben“.
Funktion
Das einst durch das Abtragen der ehemaligen Feuerwehr erreichte „Freispielen“ der Stadtmauer wird im Entwurf weiterverfolgt. Durch das kompakte Erweiterungsgebäude bleibt die städtebauliche Wirkung der für die Stadt Lienz bedeutungsvollen historischen Substanz erhalten. Zwischen dem neuen Baukörper und der diesen umrahmenden Stadtmauer entsteht ostseitig eine attraktive und großzügige Hofsituation. Alle drei Klassenräume sind auf diesen geschützten Freibereich hin orientiert. Über die, Richtung Amphitheater ausgerichtete, offen gestaltete
Westfassade wird wiederum der schulische Alltag nach Außen kommuniziert. Die, den Klassenräumen vorgelagerte Aufenthaltszone wird hier zur „doppelten“ Bühne und die im Gebäude stattfindenden Aktivitäten sind außen ablesbar. Das sich in dieser Zone über die gesamte Gebäudebreite erstreckende Raummöbel integriert einerseits notwendigen Stauraum und Garderobenfläche. Es greift jedoch auch das Thema des Nischenraums auf. Eine Reminiszenz an die Nischen in der Stadtmauer, welche bereits jetzt von den Schülern gerne zum Verweilen genutzt werden. Südseitig wird das Areal durch einen großzügig gestalteten Vorbereich Richtung Stadtzentrum geöffnet. Das bestehende Amphitheater wird sorgfältig restauriert.
Ökonomie und Ökologie
Die in Holzleichtbauweise konzipierte Architektur erlaubt ein höchstes Maß an Flexibilität. Ohne tragende Innenwände, kann der Raum problemlos für neue Anforderungen adaptiert und räumlich neu konzipiert werden. Die durch Fachwerkträger der Turnhalle definierten Gebäudeachsen werden in das statische System des Holzleichtbaus integriert und sind in der Struktur der reduzierten Fassadengestaltung ablesbar. Die bereits vorhandene sich über die gesamte Länge erstreckende natürliche Belichtung der Turnhalle wird durch ein neu geschaffenes Lichtband im Osten erweitert.
Material
Der Verwendung des regionalen Baustoffs Holz, einerseits bei der Errichtung des Erweiterungstrakts aber auch bei der sorgfältigen Restaurierung des Turnsaalbereichs sorgt für ein behagliches Raum- & „Lernklima“. Gleichsam verspricht die Vielzahl an ausgezeichneten regionalen Holzverarbeitungsbetrieben eine hochwertige Bauausführung.
Statik
Der Deckenaufbau (WD, Schutzbeton, Erdreich) über der Betondecke der Turnhalle wird entfernt. Eine neue Rasterdecke in Holz, welche auf den Außenmauern sowie über den bestehenden Trägern der Turnhalle aufliegt, überspannt die neuen Klassenräume. Alle statischen Elemente des Neubaus werden in Leichtbauweise - Holz ausgeführt.
Beurteilung durch das Preisgericht
Das Projekt ist gekennzeichnet durch seinen städtebaulich konsequenten Entwurfsansatz. Es ist ein reduzierter kompakter Baukörper vorgeschlagen, welcher ganz ans Forum gerückt, die Turnhalle nicht zur Gänze überdeckt. Hofseitig zwischen historischer Mauer und neuem Baukörper führt dies zu einer attraktiven Gartensituation in großzügigem Zuschnitt. Die Ausformulierung der Holzkonstruktion ist klar strukturiert und gestalterisch reduziert und bis in die Bauteile nachvollziehbar und materialgerecht vollzogen. Alle Klassenräume orientieren sich zum Garten, die Nebenraumbereiche sind integriert im Klassenverband. Der den Klassen vorgelagerte Erschließungsbereich, welcher durch die vorgeschlagene Ausführung auch als Aufenthaltsbereich nutzbar ist, orientiert sich zum Forum.
Durch die transparent gestaltete Westfassade wird der schulische Alltag von außen erlebbar. Diese Aufenthaltszone wird hier zur „doppelten Bühne“. Der Innenraum ist geprägt vom Holztragwerk, die Ausformulierung sämtlicher Bauteile wie Wände und Raummöbel ordnen sich dem Gestaltungswillen unter. Die Belichtung der darunter liegenden Turnhalle bleibt bestehen, durch die Setzung des Baukörpers wird ein zweites ostseitiges Lichtband ermöglicht. Insgesamt ein konsequentes Projekt, welches aber aus Sicht der Jury doch zu sehr im strukturellen hängen bleibt.
©Stadt:Labor – Architekten
Isometrie
©Stadt:Labor – Architekten
Ansicht Ost
©Stadt:Labor – Architekten
Ansicht West
©Stadt:Labor – Architekten
Ansicht Süd
©Stadt:Labor – Architekten
Detailansicht
©Stadt:Labor – Architekten
Schnitt BB